Abhörsicheres Telefon:Kanzlerins Krypto-Handy

Lesezeit: 1 min

Angela Merkels liebstes Spielzeug wird abhörsicher: Mit Geld aus dem Konjunkturpaket erhält die Bundesregierung Handys und Taschencomputer zur verschlüsselten Kommunikation.

Die deutsche Kanzlerin, so zeigen es viele Bilder, steuert ihre Welt gern per Handy. Und weil die Regierungschefin als Verfassungsorgan offiziell ein BOS ist (eine Behörde oder Organisation mit Sicherheitsaufgaben), sollen ihre Gespräche vertraulich bleiben.

Angela Merkels Hände mit Handy: Bald noch vertraulicher (Foto: Foto: dpa)

Deshalb hat das Innenministerium soeben für gut 15 Millionen Euro aus einem Konjunkturpaket abhörsichere Handys und Taschencomputer bestellt. Auch Angela Merkel dürfte also demnächst ein neues Gerät bekommen, um mit ihren Ministern und gut 5200 weiteren Würdenträgern verschlüsselt telefonieren zu können. Was genau sie benutzen wird, verrät das Innenministerium allerdings nicht.

In Frage kommen: einer von 4000 bestellten Taschencomputern für verschlüsselten E-Mail-Verkehr der Telekom-Tochter T-Systems; oder einer von 3250 Sicherheitschips des Düsseldorfer Unternehmens Secusmart; oder eines von 2000 Zusatzgeräten der Münchner Firma Rohde & Schwarz.

Zwei Schlüssel tanzten auf dem Display

Die beiden letzteren sollen Telefonate mit handelsüblichen Handys abhörsicher machen, verschlüsseln aber keine SMS oder E-Mails. Die Bayern liefern ein Gerät von der Größe eines Löffelbiskuits, das der Benutzer statt des Handys ans Ohr hält. Es kodiert die Worte und schickt sie per Bluetooth-Funk zum eigentlichen Telefon, das sie dann ins Mobilfunknetz leitet. Die Rheinländer wiederum haben die nötige Elektronik auf eine Zusatzkarte gepackt, die im Mobiltelefon steckt.

Um ein vertrauliches Gespräch zu führen, brauchen beide Partner die Verschlüsselungs-Elektronik. Die Geräte identifizieren sich erst gegenseitig und tauschen dann einen Code aus. Das dauert nach Aussage Secusmart-Geschäftsführer Hans-Christoph Quelle drei Sekunden. Im Display der Handys wechselt ein Symbol die Farbe, sonst merken die Nutzer nichts.

Das immerhin ist ein großer Fortschritt: Die ersten abhörsicheren Handys, welche die Regierung nach dem 11. September 2001 anschaffte, brauchten Minuten, um die Verbindung aufzubauen. "Da tanzten zwei Schlüssel auf dem Display, die sich zusammenschließen mussten - das aber erst nach Ewigkeiten taten", sagt ein ehemaliger Staatssekretär. "Mein Minister und ich haben das Gerät ein einziges Mal ausprobiert. Danach hat mich nie wieder jemand auf dem Handy angerufen."

Die Regierung habe wieder normale Handys benutzt. Das soll sich nun ändern.

© SZ vom 18.11.2009/cris, hul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: