Studie zum Netz:German Internet-Angst

Das digitale Zeitalter ist in Deutschland einer neuen Untersuchung zufolge noch nicht angebrochen: Die Mehrheit nutzt das Netz nur selten - viele Menschen fürchten sich sogar davor.

Drei von vier Deutschen sind noch immer nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Dies ergab eine Studie der Initiative D21 (pdf hier), die in Berlin vorgestellt wurde.

Zwar sind inzwischen 70 Prozent der Bevölkerung online (Statistik hier als pdf), aber für nur 26 Prozent sind die digitalen Medien Teil des täglichen Lebens, wie D21-Vorstandsmitglied Robert Wieland erklärte. Als häufigsten Grund, digitale Medien zu meiden, nannten die Befragten die Angst vor Computer und Internet.

"Ich bin erschreckt von den Ergebnissen", sagte der Direktor des Deutschen Digitalen Instituts, Jo Groebel. Laut D21-Vorstandsmitglied Ulrich Hermann ist die digitale Spaltung in der deutschen Bevölkerung das größte Problem.

65 Prozent nutzen das Netz kaum

In einer Typologie teilten die Autoren die Deutschen in sechs verschiedene Nutzertypen ein: Die beiden größten Gruppen waren hierbei die Gelegenheitsnutzer und die digitalen Außenseiter. Die Gelegenheitsnutzer, die auf 30 Prozent kamen, die sich zwar im Internet bewegen, aber klassische Medien bevorzugen.

35 Prozent gehören sogar zu den digitalen Außenseitern, von denen nicht einmal jeder Fünfte überhaupt einen privaten Internetzugang besitzt und laut Studie in der Mehrheit selbst mit Begriffen wie "Homepage" oder "E-Mail" nichts anfangen kann. Nur ein Fünftel aus dieser Gruppe ist den Angaben zufolge in der Lage, sich im Internet zurecht zu finden.

Demgegenüber steht ein relativ kleiner Anteil an Nutzern, die bereits im digitalen Zeitalter angekommen sind. In der Gesamtbevölkerung gibt es demnach nur 12 Prozent "digitale Profis", 11 Prozent "Trendnutzer" sowie drei Prozent, die sich als "digitale Avantgarde" bezeichnen lassen.

Die digitalen Profis sind im Schnitt gut 36 Jahre alt und überwiegend männlich. Sowohl zu Hause als auch im Job surfen sie mit umfangreicher technischer Ausrüstung und sind in Themen wie der Makroprogrammierung beschlagen. Beim Nutzen von Web-Angeboten ist ihnen das Einkaufen oder auch das Nachrichten lesen wichtiger als zum Beispiel die Selbstdarstellung.

Trendnutzer in der Minderheit

Letzteres ist eher etwa für den Trendnutzer, der sozusagen im Web 2.0 zu Hause ist. Im Schnitt ist er nur geringfügig jünger als der Digital-Profi und ebenfalls in der Mehrzahl männlich. Der Trend geht bei ihm "klar zum Zweitcomputer", hieß es.

Wer zur digitalen Avantgarde zählt, ist im Schnitt 30 Jahre alt und verbringt täglich stolze 11 Stunden vor dem Rechner - immer auf der Suche nach den jüngsten und spannendsten Anwendungen.

Wie die Studie zeigt, ist der Teil der in der digitalen Gesellschaft Aktiven bei gebildeten Menschen und bei Männern sehr viel höher als bei Menschen aus bildungsfernen Schichten und bei Frauen. Groebel und Hermann forderten die Politik dazu auf, den digitalen Medien mehr Beachtung zu schenken.

Für die Studie befragte die Initiative D21 mehr als 1.000 Personen in Deutschland. Hinter der Initiative D 21, die die repräsentative Befragung in Auftrag gegeben hatte, stehen rund 200 Unternehmen und Institutionen aus Bund, Ländern und Kommunen. Ihr Ziel ist es, Deutschland im digitalen Zeitalter gesellschaftlich und wirtschaftlich erfolgreich zu machen.

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