Microsofts E-Mail-Dienst:Warum Hotmail zu Outlook wird

Microsoft peppt seinen E-Mail-Dienst Hotmail auf und verpasst ihm einen neuen Namen: Outlook. Das war dringend nötig, schließlich war der Dienst alles andere als "hot". Die Gründe für den Niedergang finden sich allerdings nicht in den Googles und Facebooks dieser Welt.

Mirjam Hauck

Hotmail ist tot, es lebe Outlook, verkündete Microsoft am Dienstagabend in seinem Firmenblog. Outlook.com soll in Anlehnung an den Namen des weit verbreiteten E-Mail-Programms Hotmail ablösen - einen der ersten E-Mail-Dienste, den es im World Wide Web überhaupt gab. Microsoft hatte Hotmail nicht selbst erfunden, sondern im Jahr 1997 zwei amerikanischen Entwicklern abgekauft. 1999 hatte Hotmail 300 Millionen Nutzer, und ich war einer davon.

Allerdings hatte ich damals daneben noch drei GMX-Adressen, zwei Uni.de-Adressen und eine quasi berufliche von der Uni, an der ich gerade studierte. Wenn heute darüber spekuliert wird, dass die E-Mail tot sei und Facebook und Konsorten das Medium getötet haben, dann war das Ende der neunziger Jahre die Zeit, in der die E-Mail noch jung, frisch und lebendig und für uns Studenten ein erstes digitales Komunikationsmittel war. Man meldete sich überall dort an, wo gerade etwas neu auftauchte, wollte keinen neuen Maildienst verpassen. Woher sollte denn einer wissen, welcher der Beste ist?

Marktmacht von Microsoft

Allerdings war es schon damals unter Uni-Studenten eher peinlich, eine Hotmail-Adresse zu haben. Lag es am Namen? Weil auch eher unansehnliche Kommilitonen damit "hot" sein wollten? Oder lag es damals schon an der Marktmacht von Microsoft, dass man dann doch lieber dem elitären Kreis wie "Uni.de" angehören wollte?

Uni.de ist längst Geschichte, GMX gibt es noch, wurde aber erst von Web.de aufgekauft, was schließlich in 1&1 aufging. Und meine Universitäts-Mail-Adresse habe ich inzwischen auch nicht mehr. Dafür aber inzwischen wie etwa 200 Millionen andere auch eine GMail-Adresse und wie 950 Millionen andere einen Facebook-Account.

Damit Hotmail jetzt genauso hip wird, verpasst Microsoft dem Dienst neben dem neuen Namen auch eine engere Verzahnung mit sozialen Netzwerken. Wer will, kann jetzt dort Facebook-Statusmeldungen lesen. Microsoft hatte sich vor vier Jahren für großes Geld einen kleinen Teil des Zuckerberg-Netzwerkes gesichert. Der soll sich, wenn schon nicht monetär, wenigstens in der neuen Marktgröße "Vernetzung" auszahlen. So wird eifrig Google nachgeahmt, das Google Plus mit Gmail gekoppelt hat.

Ob das Erfolg bringt, wird sich zeigen. Für den Niedergang von Hotmail gibt es allerdins viele Gründe. Die wahren sind aber weder die vernetzten Facebooks noch die Googles dieser Welt. Und auch nicht die vielen Passwortdiebe und Spamschleudern, die beim Microsoft-Maildienst ihr Unwesen trieben. Ursache für den Untergang sind vielmehr die Adressnamen: @Hotmail.com war ab der Jahrtausentwende das Synonym für leichtgläubige und unbedarfte Internetznutzer.

Flottebiene@hotmail.com bekam garantiert nie einen Job und der damals gern genutzten Pärchen-Kombination HansundChristiane@hotmail.com konnten böswillige Netzbetrüger Klingeltöne im Tausenderpack aufschwatzen.

Das ist jetzt Geschichte. 350 Millionen Nutzern weltweit sollen jetzt zu Outlook.com wechseln. Das klingt nach seriöser Bürosoftware und passt damit nach 15 Jahren auch endlich ins Microsoft-Portfolio.

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