Messaging-Dienste:Whatsapp lernt sprechen

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Der Messaging-Dienst Whatsapp ist wohl der populärste - aber keineswegs alternativlos. (Foto: N/A)

Bilder, Videos - und jetzt auch Tonaufnahmen: Der Kurznachrichtendienst Whatsapp rüstet seine App mit neuen Funktionen auf und knackt nebenbei die 300-Millionen-Nutzer-Marke. Doch es gibt auch Alternativen zum populären Messenger: Zum Beispiel für Nutzer, die lieber verschlüsselt kommunizieren möchten.

Von Jana Stegemann und Matthias Huber

Der beliebte Messenger-Dienst Whatsapp hat eine neue Funktion bekommen: User können jetzt ganz einfach Sprachnachrichten aufnehmen und ihren Freunden schicken. Dafür müssen sie nur auf das Mikrofonsymbol neben dem Texteingabefeld klicken und schon können die aufgenommenen Worte in die ganze Welt gesendet - oder mit einem einfachen Wisch gelöscht werden. Eine zeitliche Begrenzung für die Aufnahme gibt es nicht.

Whatsapp-Chef Jan Koum sagte dem Blog AllThingsD, die neue Sprachfunktion sei besonders für Nutzer in Ländern interessant, in denen das Tippen auf einer Smartphone-Tastatur schwerer falle. Zum Beispiel in Russland: da quetschen sich 33 Buchstaben auf den kleinen Bildschirm.

Die Strategie des vier Jahre alten Start-ups Whatsapp bleibt aber weiter rätselhaft, erneut kündigte Koum an, auch in Zukunft auf Werbeanzeigen verzichten zu wollen.

Weltweit hat Whatsapp nach eigenen Angaben mehr als 300 Millionen monatlich aktive Nutzer. 20 Millionen seien es jeweils in Mexiko, Indien, Spanien und Deutschland. Nach Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens Onavo Insights nutzten im Juni in der Bundesrepublik 91 Prozent aller iPhone-Besitzer Whatsapp. In Spanien waren es sogar 99 Prozent, in den USA hingegen nur neun Prozent.

Die Beliebtheit des Nachrichtendienstes, bei dem die Nachrichtenübermittlung nicht per SMS sondern über das Internet funktioniert, ist ungebrochen. Weltweit werden pro Tag 30 Milliarden Nachrichten und 325 Millionen Fotos versendet. Und das, obwohl WhatsApp regelmäßig wegen Datenschutzproblemen in der Kritik steht und seit kurzem 0,99 Dollar Jahresbeitrag von seinen Nutzern verlangt.

Doch es gibt auch Alternativen, um Texte, Bilder und Sprachnachrichten an seine Freunde zu versenden. Ein Überblick.

iMessage

Was ein Start-up wie Whatsapp kann, können wir auch, muss man sich wohl in Cupertino gedacht haben. 2011, zwei Jahre nach dem Start des Kurznachrichtendienstes stellte Apple mit iMessage seine eigene Variante vor. Der Haken: Das Programm ist fest in die Apple-Betriebssysteme iOS und OS X integriert. Windows- und Android-Nutzer müssen draußen bleiben - und können auch keine iMessage-Kurznachrichten empfangen.

Viber

Glaubt man den Angaben auf der offiziellen Webseite, so ist der Messaging-Dienst Viber dem Konkurrenten von Whatsapp dicht auf den Fersen. 200 Millionen Nutzer soll der Dienst weltweit haben. Und auch der Funktionsumfang ist mit Whatsapp vergleichbar: Neben Textnachrichten, Fotos und Videos können mit der aktuellen Version auch kleine, am Smartphone-Display erstellte Zeichnungen verschickt werden. Außerdem ist Viber bislang komplett kostenlos und werbefrei - wie sich der Dienst bei solch einer hohen Nutzerzahl jedoch finanziert, ist nicht bekannt.

Hike

Bunt verzierte Nachrichten gibt es auch in Hike - und ebenso wie in Whatsapp die Möglichkeit, kurze Sprachbotschaften zu verschicken. Allerdings geriet die App eines indischen Entwicklerstudios in die Kritik, weil sie Adressbuchdaten unverschlüsselt an die Server des Unternehmens übermittelt. Seit Januar 2013 hat Hike deshalb nachgerüstet: Nutzt das Smartphone eine Wlan-Verbindung, ist sämtliche Kommunikation per SSL mit 128-bit verschlüsselt.

Threema

In Sachen Sicherheit ist das aber kein Vergleich zur Messaging-App einer Schweizer Firma: Threema generiert für jeden Nutzer bei der ersten Anmeldung einen einmaligen Satz virtueller Schlüssel - einen privaten und einen öffentlichen. Den öffentlichen Schlüssel kann er seinen Kontakten zur Verfügung stellen. Dann wird sämtliche Kommunikation bereits auf dem Gerät verschlüsselt und erst beim Empfänger wieder decodiert. Auch Threema selbst soll dank asymmetrischer Kryptografie keinerlei Möglichkeit haben, auf die unverschlüsselten Nachrichteninhalte zuzugreifen. Diese Sicherheit hat aber einen Preis - wenn auch nur einen kleinen: Einmalig 1,60 Euro kostet der Download der App. Mehr als 50.000 Menschen haben dieses Geld bisher bereitwillig bezahlt.

Joyn

Das Geschäft - so es denn eines gibt - mit kostenlosen Kurznachrichten wollen sich auch die deutschen Mobilnetzbetreiber nicht entgehen lassen. Ihre eigene Whatsapp-Alternative Joyn ist seit August 2012 im Vodafone-Netz verfügbar, seit März 2013 auch bei der Telekom. Jedoch ist Joyn bislang bei den Nutzern kaum beliebt - was auch an der etwas undurchsichtigen Kostenstruktur liegen dürfte: So sind reine Textnachrichten im Datenpaket inklusive und werden von der Telekom nicht einmal auf das monatliche Datenvolumen angerechnet. Wird dagegen die Option "Kamera zuschalten" aktiviert, wird dies nur bei Vodafone mit dem gebuchten Datenvolumen verrechnet - die Telekom rechnet die Gesprächsdauer gar wie ein Telefonat ab.

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