Ende der Lese-App:Alternativen zum Google-Reader

Ende der Lese-App: Tschüss, Google-Reader.

Tschüss, Google-Reader.

Im Internet ist ziemlich viel los. Ein RSS-Reader hilft, neue Artikel im Blick zu behalten. Den beliebtesten seiner Art gibt es von Dienstag an nicht mehr - Google schaltet seinen Reader ab. Und jetzt? Drei Vorschläge aus der SZ.de-Redaktion.

Es ist die letzte Woche einer Ära, das kann man wohl so sagen. Mit dem Google-Reader hielt sich eine ganze Generation von Intensivnutzern des Internets auf dem Laufenden. Wer täglich fünf Blogs ansurft und nach neuen Beiträgen abscannt, schafft das problemlos im Browser. Wer Dutzende oder gar Hunderte Seiten verfolgen will, braucht technische Hilfe: einen RSS-Reader.

RSS, eine der vielleicht unterschätzesten Technologien des Internets überhaupt, funktioniert wie ein elektronisches Abo. Sobald ein neuer Artikel auf einer Seite erscheint, erscheint er in der Lese-App. Der Google-Reader war der wohl beliebteste RSS-Reader - jedenfalls außerhalb des Google-Managements. Das hatte im Frühjahr beschlossen, den Service an diesem Dienstag dichtzumachen.

Und jetzt? Was sind die Alternativen? Drei Vorschläge aus dem Digitalressort.

Feedly: der optimale Klon

Auf den ersten Blick gefiel mir Feedly gar nicht. Design über Funktion, so mein vorschnelles Urteil. Denn so attraktiv Tools wie Flipboard und grafische RSS-Reader auch sind: Ich vertraue den Auswahl-Mechanismen des Programms nicht so weit, dass ich ihm die Entscheidung darüber überlassen möchte, was mir prominent präsentiert wird. Und Feedly mit seinem Kärtchen-Layout, der horizontalen Anordnung und dem abgeflachten Design sieht - oberflächlich betrachtet - eben nach Oberflächlichkeit aus.

Also habe ich mich weiter umgesehen, ein wenig halbherzig allerdings. Habe Fever in Betracht gezogen, einen Reader, den Nutzer auf ihren eigenen Webservern betreiben müssen. Letztlich hat mich aber sein ungewöhnliches Bewertungskonzept abgeschreckt. Den Gedanken an einen lokal installierten Reader mit Blick auf Smartphone, Tablet und Notebook habe ich sehr schnell wieder verworfen.

Ende der Lese-App: Feedly ist voll: Kurz vor dem Aus des Google-Readers geht viel Traffic zu Feedly

Feedly ist voll: Kurz vor dem Aus des Google-Readers geht viel Traffic zu Feedly

Dann bin ich doch wieder bei Feedly gelandet. Ich habe mich endlich einmal durch die Einstellungen geklickt. Und festgestellt, dass ich hier ja doch fast alles finde, was ich vom Google-Reader gewöhnt war.

Nur an das Magazin-Layout kann ich mich nicht gewöhnen, auch nachdem ich das Aussehen so weit wie möglich an den Google-Reader angepasst habe. So kann ich weiterhin mit "j" und "k" ohne Maus von Artikel zu Artikel navigieren. Ich benutze jetzt sogar die "save-for-later"-Funktion, und die Anbindung an Pocket. Vielleicht gebe ich dem radikal anderen Konzept von Fever irgendwann einmal eine Chance. Bis dahin bin ich aber mit Feedly sehr gut versorgt.

Matthias Huber

Twitter: RSS ist tot, es lebe der redundante Stream

Es ist genau zwei Jahre her, dass ich meine 500 RSS-Abos gelöscht habe. Zu groß war der Lesedruck, zu schnell stieg die Anzahl von ungelesenen Artikel über die Marke "1000+". Wenn selbst das System nicht mehr mitzählt, wenn man morgens zwei Stunden braucht, nur um Artikelüberschriften zu lesen - dann läuft was schief.

Also bin ich zurück auf Start. Weg mit dem Müll. Es gibt einen guten Grund dafür, warum wir heutzutage von Streams sprechen und vom Kuratieren. Die drei großen sozialen Netzwerke - Facebook, Tumblr, Twitter - bauen alle auf diesem Prinzip auf. Seite öffnen, Informationen abgreifen, weitermachen. Und ja: Google betreibt zwar Eigen-PR mit der Behauptung, RSS sei ein altes, ein veraltetes Format, aber im Kern stimmt das ja auch. (Ob Google mit seiner Entscheidung das offene Internet attackiert, ist noch mal eine andere Diskussion).

Denn wieso sollte ich noch RSS nutzen? Ich sehe keinen Grund, also steige ich um. Aktuell habe ich auf Twitter sechs Listen mit im Schnitt 150 Accounts. Dazu kommt mein normales Profil, noch einmal 656 Accounts. Mal lösche ich Namen, mal füge ich welche hinzu, insgesamt folge ich knapp 2.000 Quellen. Ich würde gerne mal sehen, wie ein ordinärer RSS-Reader solche Datenmengen bewältigtl, ohne einen zu überfordern.

Ende der Lese-App: Der Twitter-Stream läuft lautlos

Der Twitter-Stream läuft lautlos

Klar, viele der Tweets rattern an mir vorbei. Das ist das Prinzip des Streams. Der Fluss fließt, auch wenn ich nicht in ihn eintauche. Aber hier kommt die zweite Komponente ins Spiel,: gutes Kuratieren. Es gibt Nachrichten, die sind so interessant, dass sie von fast jedem Menschen geteilt werden; die kriegt man ohnehin mit.

Es gibt aber auch Menschen, die so interessant sind, dass man von ihnen jedes noch so kleine Update mitbekommen will. Im Idealfall steckt man diese in eine Liste mit nur wenig anderen Menschen. Je weniger Menschen, desto weniger Updates, desto mehr Übersicht. Ich denke, das ist eine gute Strategie.

Für die ganz harten Fälle, also Seiten und Menschen, die interessant sind und über keinen eigenen Twitter-Account verfügen, bleibe ich beim RSS-Format. Und da ist es tatsächlich egal, welchen Dienst ich verwende.

Hakan Tanriverdi

Firefox: Old School Is Best School

Als Google im März verkündete, dass der Google-Reader zum 1. Juli eingestellt werde, gab es einen Aufschrei im Netz, dem quasi nur noch das # zur Vollkommenheit fehlte. Eine Petition sammelte schnell Unterschriften: 25.000 waren es innerhalb weniger Stunden. Ich habe nicht unterschrieben.

Warum auch? Gibt es doch auch jenseits der Erfindung des Google-Readers eine gute Möglichkeit, RSS-Feeds einigermaßen übersichtlich zu abonnieren und damit zeitsparend zu lesen - und das, ohne sich bei Google anmelden zu müssen. Man braucht dafür lediglich einen Browser, zum Beispiel Firefox. Und einen Ordner in den man den RSS-Feeds der bevorzugten Seiten packt. Fertig.

Ende der Lese-App: Funktional und wird nicht abgeschaltet: RSS im Browser

Funktional und wird nicht abgeschaltet: RSS im Browser

Das ist quasi die wirklich einfache Verteilung - die Really Simple Syndication. Gut, die Nachrichtenheadlines werden dabei nicht hübsch bunt und mit Bild angezeigt, sondern schwarz auf grau. Und natürlich ließe sich noch einwenden, dass so ein Browser viel zu immobil sei, da fehle doch die Cloud, man könne ihn nicht auf andere Devices transferieren. Das stimmt, aber für ein funktionierendes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben ist das nicht allzu schädlich, wenn die beruflichen RSS-Feeds im Büro bleiben.

Und noch einen entscheidenden Vorteil haben die in den Browser- epackten Feeds: Sie geben den Nutzer eine gewisse Planungssicherheit. Der Firefox wird so schnell nicht eingestellt.

Mirjam Hauck

Alternative zur Alternative

AOL wird später an diesem Montag einen Reader starten. Der Aggregator Digg hat angekündigt, am Dienstag einen eigenen Feed-Reader zu starten. Das könnte interessant werden, wenn Digg RSS und etwa Rankings beliebter Artikel gekonnt verschmelzt. Facebook arbeitet dem Blog All Things Digital zufolge an einem Reader. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Diensten, die als Google-Reader-Alternative bereitstehen. Allein diese Liste umfasst 64 Services, darunter etwa die an den Google-Reader angelehnten Dienste Yoleo, The Old Reader oder Newsvibe. Andere Anbieter sehen nun eine Chance für bezahlte Reader, etwa Feedbin oder Newsblur.

Welche Empfehlungen haben Sie? Gerne in den Kommentaren oder auf Twitter ergänzen!

Hier übrigens die RSS-Feeds von SZ.de.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: