Alternativen zu Apple, Google, Dropbox & Co.:Wie man sich eine eigene Speicherlösung baut

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Wer kommerziellen Cloud-Anbietern wie Apple, Google, Dropbox & Co.nicht traut, kann sich auch seine eigene Speicherlösung aufbauen. Dazu braucht man nur einen Netzwerkspeicher.

Andreas Grote

Vom PC zu Hause aus auf Daten zugreifen? Auf Dokumente, Schriftverkehr, Kalkulationen, Rechnungen, Bilder? Im Büro, auf Geschäftsreise, in der Bahn oder im Urlaub in Australien? Kein Problem. Wer Daten bei den Speicherdiensten von Apple, Google, Dropbox & Co. ablegt, kann von jedem Punkt der Erde aus per Internet darauf zugreifen.

Doch nicht jeder traut den kommerziellen Anbietern. Sind die Daten nämlich erstmal in der Wolke verschwunden, hat der Nutzer keinen physikalischen Zugriff mehr darauf, sie liegen auf Servern irgendwo, oft auch im Ausland. Was mit den Daten dort genau passiert, ist in den Datenschutzvereinbarungen der Anbieter meist nur schwammig formuliert. Und auch für die Sicherheit der Daten gibt es keine Garantien. Selbst die großen Cloud-Anbieter sind gegen Ausfälle nicht gefeit: bei Dropbox, Blackberry und Microsoft gab es im letzten Jahr peinliche Störungen, Amazon meldete sogar Datenverluste.

Persönliche Cloud

Eine Alternative kann die persönliche Cloud sein: Die Daten bleiben zu Hause unter eigener Kontrolle, sind aber trotzdem von unterwegs abrufbar. Dazu braucht man nur einen Netzwerkspeicher (kurz NAS). Dabei handelt es sich um einen eigenständigen kleinen Computer mit Prozessor, Arbeitsspeicher und einem Betriebssystem sowie einer Festplatte als Speichermedium.

Mit dem Internet verbunden wird das NAS, indem man es an den Router anschließt. Sobald der PC den Netzwerk-speicher erkannt hat, kann der Nutzer Daten darauf speichern, die er gerne aus der Ferne abrufbar haben möchte. Zum Abrufen der Daten von unterwegs muss der PC nicht eingeschaltet sein.

Das spart Strom, denn statt an die 100 Watt, wie ein PC, verbraucht das NAS nur etwa zehn Watt. Wenn länger keine Daten abgefragt werden, schaltet es sich in den stromsparenden Stand-by-Modus. Ein NAS kann aber noch mehr. Zu Hause können sich mehrere miteinander über den Router vernetzte PCs den Speicherplatz auf dem NAS teilen.

Gibt der Nutzer bestimmte Dateien oder Ordner frei, können sich beispielsweise entfernt lebende Verwandte mit ihrem PC über das Internet in das NAS einwählen und sich dort die neuesten Bilder ansehen und herunterladen. Windows und das Mac-Betriebssystem OS X bieten zudem die Möglichkeit, auf dem NAS Sicherheitskopien der internen Festplatte abzulegen. Die meisten Speichersysteme beherrschen mittlerweile auch die Möglichkeit, Musik, Bilder und Videos an Ausgabegeräte im häuslichen Netzwerk wie beispielsweise an den Fernseher zu senden, wenn diese den verbreiteten Standard DLNA verstehen.

Geräte von einem Markenhersteller wie Western Digital, Seagate, Buffalo oder Netgear gibt es von 140 Euro an inklusive einer Festplatte mit 1000 Gigabyte Speicherplatz. Wer viele Bilder und Videos speichern oder mehreren Computern im Haushalt das NAS als Speicherplatz anbieten möchte, sollte die Varianten mit 2000 oder 3000 Gigabyte Speicher wählen, sie kosten etwa 30, beziehungsweise 70 Euro mehr.

Diese Einsteiger-NAS sind ausreichend schnell, solange nicht zeitgleich mehrere Nutzer sehr intensiv darauf zugreifen. Die Hersteller stellen zudem Apps für Smartphones oder Tablets von Apple und mit dem Google-Betriebssystem Android zur Verfügung, die Dateien oder Bilder von zu Hause schnell auf dem Display anzeigen.

Nutzer mit höheren Ansprüchen greifen gerne zu Herstellern wie Synology oder Qnap. Deren Einsteigergeräte kosten etwa 70 Euro mehr, besitzen dafür einen schnelleren Prozessor und mehr Arbeitsspeicher. Sie können angefragte Daten auch mehreren Nutzern gleichzeitig bereitstellen. Außerdem gibt es sie optional auch in Gehäusen, in die sich mehrere Festplatten einbauen lassen. Wächst der Bedarf an Speicherplatz, wird einfach eine zusätzliche Festplatte eingeschoben. Zusatzfunktionen lassen sich einfach nachinstallieren.

Diese gehobenere NAS-Klasse arbeitet auch leiser als die günstigeren Modelle. Wird länger im Heimbüro gearbeitet, kann das lautere Betriebsgeräusch nerven, steht der NAS als Zuspieler für Bilder und Videos im Wohnzimmer, ist ein leiseres Betriebsgeräusch Pflicht.

Auch bei der Art und Weise, wie der Nutzer von der Ferne aus auf den NAS zugreift, unterscheiden sich die Preisklassen. Bei einigen Einsteigergeräten wird die Verbindung und der Zugriff auf die Daten über eine Internetseite des NAS-Anbieters hergestellt. Das ist praktisch, weil einfacher einzurichten.

Nichts für vertrauliche Daten

Allerdings muss man dann auch damit leben, dass die eigenen Daten über die Server des NAS-Herstellers fließen. Für den Abruf vertraulicher Daten oder für misstrauische Nutzer ist das eher ungeeignet. Einige Anbieter verlangen zudem bei intensiver Nutzung eine Gebühr. Viele NAS bringen einen Einrichtungsassistenten mit, damit auch Laien den Zugriff vom Internet aus einrichten können.

Im Prinzip lässt sich auch eine vorhandene externe Festplatte mit einem NAS-Adapter zu einem Netzwerkspeicher umrüsten. Der Adapter wird einfach per Kabel mit der externen Festplatte und dem Router verbunden. Auch immer mehr Router binden per USB eine externe Festplatte als NAS ins Netzwerk ein.

Nicht jeder Adapter arbeitet aber mit jeder externen Festplatte problemlos zusammen. Auch fließen die Daten bei dieser Lösung deutlich langsamer als bei einem richtigen NAS. Wer nur ab und zu kleinere Dateien wie Word-Dokumente oder PDF-Dateien zu Hause abrufen will, bekommt aber damit eine günstige Lösung, Adapter kosten zwischen 30 und 100 Euro.

Für das Abrufen von Digitalbildern oder gar Videos aus der Ferne reicht die Geschwindigkeit, mit der der NAS-Adapter die Daten bereitstellt, jedoch nicht aus. Auch stellen Adapter nicht die volle Funktionsvielfalt eines vollwertigen NAS zur Verfügung.

© SZ vom 02.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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