0190-Nummern:Das Stöhnen hat ein Ende

Morgen ist es soweit: Die letzten 0190-Nummern werden endgültig abgeschaltet. Damit geht eine Ära zu Ende, die unwiderruflich mit Dialer-Nepp, Internet-Betrug und kostspieligen Sex-Dienstleistungen via Telefon und Internet verbunden ist.

Hans-Christian Dirscherl

Am 30. Juni ist es soweit: Die 0190-Nummern werden endgültig abgeschaltet. Wenn man bisher noch eine 0190-Nummer anwählte, wurde dort von einer Bandansage auf die neuen 0900-Nummern hingewiesen. Sie ersetzen seit geraumer Zeit die in Verruf geratenen 0190er.

Dabei hatten die 0190-Nummern durchaus eine Berechtigung. Damit konnten Dienstleister nach einem abgestuften Tarifsystem ihre Dienste anbieten. Beispielsweise liefen einige Supportnummern von Hardware-Anbietern über derartige Nummern.

Bekannt wurden die 0190-Nummern aber weniger als Rettungsanker für verzweifelt ratsuchende PC-Anwender als durch die Sex-Hotlines, die via 0190 mehr oder weniger erregendes Gestöhne, Sex-Kontakte und verwandte Leistungen anpriesen. Wer sich um Mitternacht durch die TV-Angebote der privaten Sender klickte, wurde von 0190-Angeboten förmlich überrollt.

So richtig in Verruf gerieten die 0190-Mehrwertdienste jedoch in Zusammenhang mit dem Internet. Denn eine Zeitlang liefen viele Internetbetrügereien über Dialer ab. Darunter versteht man ein Zugangsprogramm, das eine Verbindung zum Internet herstellt. Wenn der Internetnutzer weiß, was er tut und wieviel der Internetzugang via Dialer kostet, ist das rechtlich okay.

Doch immer wieder tauchten Dialer auf, die sich ohne Zustimmung des Anwenders auf dessen Rechner installierten und dessen normale, preiswerte Internetverbindung durch eine unerwünschte mit horrenden Tarifen gespickte ersetzten. Meist nützten die Vertreiber von Dialern Sicherheitslücken in gängigen Microsoft-Produkten aus. Die Anwender blieben über die tatsächlichen Kosten ihrer Internetverbindung so lange im Unklaren, bis die erste Telefonrechnung ins Haus flatterte. Dann kam so mancher Sprössling gegenüber seinen Eltern in Erklärungsnot. Dialerbetrug war einige Jahre lang ein fester Begriff in der Internetszene, sogar etliche Webseiten entstanden rund um dieses Phänomen.

Schließlich reagierten Gesetzgeber und Behörden und daraufhin auch die Anbieter von Mehrwertdiensten. Die 0190-Nummern wurden in Rente geschickt, die transparenteren 0900er traten ihre Nachfolge an.

Bis zum 30. Juni konnte bei Diensten, die bis Ende 2005 noch auf 0190-Rufnummern lauteten, unter der jeweils alten Nummer eine kostenlose Ansage mit einem Hinweis auf die neue Erreichbarkeit unter 0900 geschaltet werden. Dieser eingeschränkte "Parallel-Betrieb" von 0190 und der Nachfolge-Kategorie 0900 läuft am Freitag aus.

Bei den neuen 0900-Nummern wird der Anrufer per Ansage über die Kosten informiert. Die Preisobergrenze für zeitabhängig abgerechnete Dienste beträgt zwei Euro pro Minute, für zeitunabhängig abgerechnete Dienste maximal 30 Euro pro Verbindung. Die 0900-1 steht für Information, die 0900-3 für Unterhaltungsangebote und die 0900-5 für Erwachsenenunterhaltung.

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