100-Dollar-Laptop:Intel outside

Die Initiatoren des 100-Dollar-Laptops erheben schwere Vorwürfe gegen den Chiphersteller Intel.

Helmut Martin-Jung

Das Projekt "One Laptop per Child" (OLPC) des Computer-Visionärs Nicholas Negroponte muss weiter durch schwieriges Fahrwasser steuern. Die Initiative, die angetreten war, in Drittweltländern ihren innovativen Lerncomputer XO in Millionen-Stückzahlen abzusetzen, bleibt mit abgeschlossenen Verträgen über bislang bloß 600 000 Stück nicht nur weit hinter den Erwartungen zurück. Sie sieht sich auch starker Konkurrenz aus Teilen der etablierten Industrie ausgesetzt.

Nach dem der weltgrößte Chiphersteller Intel vor einigen Tagen angekündigt hatte, wieder aus dem Projekt auszusteigen, erhob Negroponte, Gründer und Vorsitzender des OLPC-Projekts, auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas schwere Vorwürfe gegen den Silizium-Giganten. Während Intel-Chef Paul Otellini darauf beharrt, Intel habe alle Verpflichtungen erfüllt, an die man gebunden gewesen sei, sagt Negroponte, der Konzern habe hinterrücks immer wieder mit Partnern gesprochen, die bereits in Verhandlungen mit OLPC standen. So habe eine Intel-Repräsentantin beispielsweise versucht, den stellvertretenden peruanischen Erziehungsminister davon zu überzeugen, dass der von Intel angebotene Classmate PC doch das bessere Gerät für Grundschüler sei.

Intel hatte in den vergangenen Jahren stets gegen das OLPC-Projekt gekämpft, nicht zuletzt, weil in dem Gerät ein Prozessor des Erzrivalen AMD rechnen sollte. Im Sommer 2007 aber war Intel dann einigermaßen überraschend der Initiative beigetreten, in Las Vegas sollte sogar ein Prototyp des knuffigen XO-Laptops mit einem Intel-Prozessor gezeigt werden. Intel habe aber immer wieder gegen Vereinbarungen verstoßen, sagt Negroponte.

Schon im Oktober habe er deshalb überlegt, Intel aus dem Aufsichtsrat zu werfen, sagte er der New York Times. Die Konzernführung habe ihm damals jedoch versprochen, sich zu bessern. Nachdem dies dann aber ausgeblieben sei, habe man sich trennen müssen. Der XO-Computer, der mit 180 Dollar nahezu das Doppelte der ursprünglich angepeilten 100 Dollar kostet, hat ein eigens entwickeltes Betriebssystem auf der Basis von Linux und einen auch bei gleißendem Sonnenlicht lesbaren Bildschirm. Er kommt mit nur zwei Watt Strom aus und kann nicht nur drahtlos ins Internet gehen, sondern die Verbindung auch an andere Laptops vermitteln.

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