3-D, UHD, Internet:Das muss ein Fernseher heute können

3-D, UHD, Internet - um überhaupt noch Fernseher zu verkaufen, lässt sich die Industrie immer wieder neue Schlagworte und technische Finessen einfallen. Doch das meiste davon bringt normalen Nutzern kaum etwas, die einfacheren Geräte tun es genauso. Ein Überblick.

Von Helmut Martin-Jung

CES 2014

Besucher sehen sich auf der CES in Las Vegas 3-D-Fernseher an.

(Foto: dpa)

Seit die Fernseher flach und der Zusatzgeräte viele geworden sind, kann man mit Bildschirmen so einiges anfangen. Einerseits. Nur leider ist andererseits bei der ganzen Begeisterung für all die neuen Möglichkeiten der Bedienungskomfort auf der Strecke geblieben. Vor allem teure Geräte bringen so viel Schnickschnack mit, dass man sich ein Bedienpult wünscht so groß wie im Raumschiff Enterprise. Aber muss das tatsächlich sein? Was muss ein Fernseher heute wirklich können, damit er seinen Zweck erfüllt? Ein Überblick.

3-D

Das Gute an 3-D-Fernsehern ist: Sie sind stets auch gute 2-D-Fernseher, denn um 3-D-Bilder in schneller Folge einmal fürs linke und einmal fürs rechte Auge anzuzeigen, muss die Elektronik schnell rechnen können, und das kommt auch 2-D-Bildern zugute. 3-D aber kann man eigentlich getrost von der Checkliste streichen - es gibt einfach zu wenig Inhalte, und außerdem nerven die Brillen. Man muss sich ja auf dem Gerät keine 3-D-Filme anschauen.

Kamera

Das Enkelkind studiert in Australien, und Sie würden so gerne mal länger mit ihm quatschen? Nein? Sie wollen überhaupt keine Bildtelefonate über das Internet führen? Dann ist auch die Kamera im Fernsehgerät nur eines: überflüssig. Es sei denn, Sie wollen versuchen, mit den Händen von einem Programm zum anderen zu zappen. Manche Fernseher bieten diese Gestensteuerung an. Sie funktioniert aber nicht besonders zuverlässig und ist daher nur unter medizinischen Gesichtspunkten zu empfehlen: Bewegt euch!

Sprachsteuerung

"Kommt denn heute nur Mist im Fernsehen?" - Wenn die Flachbildschirme das verstehen und darauf auch noch reagieren könnten, das wär' doch mal was. Das Merkmal, das einige teure Geräte mitbringen, eignet sich aber vor allem dazu, die Fernbedienung teilweise zu ersetzen. Umschalten, lauter, leiser - recht viel mehr geht nicht. Und das aber auch bloß, wenn es im Zimmer sonst ruhig ist und niemand dazwischenquatscht. Muss man nicht haben.

Internet

Es macht zwar keinen Spaß, über ein TV-Gerät normale Internetseiten aufzurufen. Denn will man mehr lesen als die Überschriften, muss man sehr nah heranrücken. Außerdem ist die Steuerung über die normale Fernbedienung nicht sehr komfortabel. Aber: Viele Sender stellen mittlerweile eine ganze Menge an Sendungen in ihren Mediatheken zum Abruf bereit. Hat man also einen interessanten Beitrag verpasst, kann man ihn sich ansehen, wenn man Zeit dazu hat. Das funktioniert auch über das als Nachfolger für den guten alten Videotext gedachte HbbTV - eine Art aufgemöbelter Videotext mit Internetanschluss. Und auch die Videoplattform Youtube und andere Angebote lassen sich vom Fernseher aus nutzen. Falls der Fernseher keinen Internetanschluss hat, lässt sich diese Fähigkeit aber auch leicht nachrüsten. Einziger Nachteil: Dann steht wieder ein Zusatzkästchen neben dem Fernseher, auf dem Tisch gibt's Zuwachs bei den Fernbedienungen, insgesamt ist es aber eine der Neuerungen, die noch am meisten bringen. Leider hat sie auch Nachteile: Ein Hersteller, LG, musste vor Kurzem zugeben, dass er über die Internetfunktion auch Daten über seine Kunden gesammelt hat.

UHD, Oled und USB

UHD

Schon wieder so ein Begriff wie geschaffen für die bunten Aufkleber auf Fernsehern. Er steht ausgeschrieben für Ultra High Definition und meint Folgendes: Die Bildschirme dieser Geräte zeigen acht Millionen Bildpunkte an statt nur zwei Millionen wie Full-HD-Fernseher. Ein Hersteller beschreibt die Technik auf seiner Webseite so: "Entwickelt für das Fernsehen von morgen" und nennt damit - wohl eher unfreiwillig - ihr Problem: Sendungen für diese Art von Fernsehern gibt es noch kaum, ein regelmäßiges Programm, vielleicht auch noch in den öffentlich-rechtlichen Sendern, erst recht nicht. Bis es so weit ist, wird es noch Jahre dauern, wenn auch vielleicht nicht ganz so lange wie bei HD.

Immerhin: Die UHDs können zum Beispiel den Datenstrom von Bluray-Discs so hochrechnen, dass die Bilder erstaunlich gut aussehen. Doch die hohe Auflösung der teuren Scheiben erreichen die meisten Sender nicht - wenn sie denn überhaupt schon in HD senden. Wer nicht das Heimkino auf den neuesten Stand bringen oder seine Digitalfotos auf einem riesigen und dazu auch noch brillanten Bildschirm sehen möchte, kann deshalb getrost abwarten, bis UHD als Sendestandard etabliert ist und die Geräte billiger werden.

Oled

Leuchtdioden (LED) stecken heute in den meisten Fernsehern und zwar zur Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms aus Flüssigkristallen. Ohne diese Beleuchtung würde man von all den bunten Farben nämlich nichts sehen. Anders bei den organischen Leuchtdioden (Oled). Dieses Material, das in einem hoch komplizierten Verfahren aus mehreren Schichten hergestellt wird, leuchtet unter Spannung selbst. Und nicht nur das: Oled-Bildschirme, die man zum Beispiel von Handys kennt, haben einen großen Kontrastumfang, sind knackscharf und haben keinerlei Probleme, schnelle Bewegungen darzustellen. Ja, und warum gibt es dann noch kaum Oled-Fernseher? Das liegt hauptsächlich am schwierigen Herstellungsprozess. Zudem ist der Markt für Fernsehgeräte ohnehin ziemlich gesättigt. Wer einen anständigen LCD- oder Plasma-Fernseher hat, wird sich nicht nach zwei, drei Jahren gleich wieder einen neuen kaufen wollen. Auch bei dieser Technik gilt: Schön wär's ja schon, aber es lohnt sich zu warten, bis die Hersteller die Technik im Griff haben und die Preise für die Geräte fallen.

USB-Anschluss

Was das soll, wie das geht, Filme auf Festplatten oder USB-Sticks - wenn Sie sich das fragen, müssen Sie auch nicht nachschauen, ob Ihr Wunschfernseher das kann. Wenn es aber ein Kriterium ist, dann lohnt es, genauer hinzusehen. Eines jedenfalls ist (blöderweise) Standard: Wer mit seinem Fernseher einen Film auf einer externen Festplatte aufnimmt, kann ihn auch nur auf diesem einen Fernseher abspielen, nicht etwa auf dem im Schlafzimmer. Und der Fernseher formatiert die Festplatte so, dass sie am Computer womöglich nicht mehr funktioniert. Bei manchen Fabrikaten kann man am USB-Anschluss auch die Senderliste abspeichern und sie dann an einem Rechner komfortabler bearbeiten als am Fernseher. Wer Kabelfernsehen nutzt oder gar eine Satellitenschüssel, weiß das zu schätzen.

Tuner

Ein Tuner ist das Bauteil eines Fernsehers, das die Fernsehsignale von Kabel, Satellit oder Antenne verarbeitet und auf dem Bildschirm darstellt. Viele Geräte bringen einen Tuner mit, der gleich mit allen dreien dieser Empfangswege zurechtkommt: DVB-S2 (Satellit), DVB-C (Kabel) und DVB-T (Antenne). Will man aber gleichzeitig aufnehmen und eine andere Sendung gucken, braucht man einen Doppeltuner. Es gibt auch externe Empfänger mit noch mehr Tunern. Wer die Anzahl der Fernbedienungen und die Komplexität klein halten will, setzt aber am besten auf die eingebauten Varianten.

Fazit

Auf viele der Zusatzfähigkeiten teurer Fernseher kann man gut verzichten. Am besten fährt man mit einem der günstigeren Geräte von Markenherstellern. Solche Fernseher mit einem bis 1,2 Meter Diagonale gibt es schon für 400 bis 500 Euro.

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