Wissenschaft:Forschen auf hohem Niveau

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Der neue "Förderatlas" der Deutschen Forschungsgemeinschaft zeigt die Stärke deutscher Hochschulen. Besonders viel Unterstützung für ihre Projekte erhalten Wissenschaftler der Münchner LMU.

Von Susanne Klein

Deutsche Hochschulen holen am meisten aus der europäischen Forschungsförderung heraus. Das belegt der "Förderatlas" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Von 2014 bis 2016 flossen demnach 3,9 Milliarden Euro allein aus dem EU-Programm "Horizont 2020" nach Deutschland. Mit diesem weltweit finanzstärksten Förderprogramm - insgesamt 80 Milliarden Euro - unterstützt die EU Forschungsprojekte, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der DFG-Atlas informiert alle drei Jahre über die öffentlich finanzierte Forschung. Seine detaillierten Rankings gelten den Hochschulen als Ausweis ihrer Forschungsqualität. Am zweitstärksten hat Großbritannien vom EU-Topf profitiert, in einigem Abstand gefolgt von Frankreich, Spanien und Italien. Die Hochschulen des Königreichs warben mit ihren Projekten 3,6 Milliarden Euro ein. Das zeigt, wie hart sie im März 2019 der Brexit treffen könnte. Zwar sollen Förderungen bis 2020 weiterlaufen dürfen, doch danach gelten EU-finanzierte Projekte des Aussteigers als gefährdet. Auch Kooperationen, etwa mit deutschen Wissenschaftlern, könnten leiden. Daher bauen die Hochschulen beider Länder ihre Zusammenarbeit nun aus eigenem Antrieb aus. Die Universität Oxford rückt näher an Berlins große Universitäten heran, Cambridge näher an die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). In Deutschland ist trotz der Milliarden aus Brüssel nach wie vor die DFG der größte Forschungsförderer. Sie bewilligt jeden dritten Euro, 2016 knapp 3,2 Milliarden. Jeder vierte Förder-Euro kommt vom Bund, jeder fünfte von der Wirtschaft, die zunehmend knausert. Das Rennen um die DFG-Gelder machte wie schon beim letzten Mal die LMU. Ihr folgten die Uni Heidelberg und die RWTH Aachen, Aufsteiger sind Dresden, Tübingen und Bremen.

Auch die Relation der Forschungsförderung zur staatlichen Grundfinanzierung wird sichtbar: 2015 erhielten die Hochschulen 7,4 Milliarden Euro an Fördermitteln und knapp 20 Milliarden Euro an Grundmitteln. Viele Jahre war der Anteil der Fördermittel an ihren Budgets stark gewachsen, nun scheint diese heftig kritisierte Entwicklung gestoppt zu sein. 2014 stiegen die Grundmittel von Bund und Ländern erstmals stärker als die Drittmittel, deren Quote sich bei etwa 27 Prozent stabilisiert hat. "Ich hoffe sehr, das ist nicht nur eine Momentaufnahme, sondern endlich die überfällige Trendwende", sagte Ulrich Rüdiger, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz. Die Grundmittel, mit denen Lehre und Gebäude bezahlt werden, seien das "Rückgrat der Hochschulen" und von der Politik lange "sträflich vernachlässigt" worden.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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