Universitäten gegen Fachhochschulen:FH, TH, Uni - oder einfach nur Hochschule?

Der bayerische Bildungsminister will die früheren Fachhochschulen umtaufen - doch das stößt auf wenig Gegenliebe, vor allem bei den Münchner Hochschulen. Mit der Umetikettierung würden falsche Erwartungen geweckt, heißt es - und ein bisschen Standesdünkel ist auch dabei.

Sebastian Krass

Technische Hochschule - in der Wissenschaftswelt ist das eine starke Marke. In Aachen gibt es eine TH und in Zürich, beide weltweit bekannt. Auch die Technische Universität (TU) München hieß einmal so. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) will den Begriff in Bayern wiederbeleben, allerdings nicht für Universitäten wie in Aachen, Zürich oder München, sondern für die Einrichtungen, die früher Fachhochschulen hießen und sich seit ein paar Jahren "Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)" oder einfach "Hochschule" nennen.

Im vergangenen Sommer hat er diese Idee öffentlich gemacht, nun ist der Gesetzentwurf formuliert. TU-Präsident Wolfgang Herrmann ist, wie die anderen bayerischen Uni-Präsidenten, heftig dagegen. Mit der Umetikettierung würden Erwartungen geweckt, denen HAWs nicht Stand halten könnten. Und ein bisschen universitärer Standesdünkel ist auch dabei.

Doch die TU ist in dieser Frage nicht nur auf politischer Ebene aktiv. Heimlich, still und leise hat sie am 27. August 2011, also nach Heubischs Ankündigung, beim Deutschen Patentamt Markenschutz für den Begriff "Technische Hochschule München" beantragt. Aus der "historischen Entwicklung" heraus sei das ein logischer Schritt, sagt ein Uni-Sprecher, die Beurkundung der Marke sei inzwischen erfolgt.

Allerdings hat die Uni den Namen TH schon 1970 abgelegt, mehr als 40 Jahre lang sah sie keinen Grund, ihn schützen zu lassen. Nun wirkt das wie ein subversiver Akt gegenüber dem Minister. Würde Herrmanns Imperium jetzt hurtig beginnen, den Namen TH auszuschlachten, dann wäre Heubischs Initiative schon vor dem offiziellen Start ad absurdum geführt.

Michael Kortstock sieht keinen Grund, sich über den Kniff der TU zu ärgern. Der Präsident der Hochschule München (HM), mit ihren 15.000 Studenten mit weitem Abstand die größte ihrer Art in Bayern, will Heubischs Titel gar nicht - aus drei Gründen: "In München ist der Begriff TH noch stark verknüpft mit der TU. Zudem sind wir ein interdisziplinärer Vollsortimenter mit nur 60 Prozent technischen Studiengängen, das soll nicht in den Hintergrund treten. Und eigentlich wollen wir unseren Namen nicht schon wieder ändern." Alles in allem kein besonders glücklicher Start für das Projekt des Ministers.

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