Essen in der Uni:Bachelor mit Bratwurst

Neue Mensa in Bielefelder Uni

90 Millionen Gerichte kochen Mensen der Studentenwerke im Jahr; auch per Fließband-Fritteuse wie in Bielefeld.

(Foto: Oliver Krato/dpa)
  • 2,8 Millionen Studenten gibt es derzeit in Deutschland - Rekord. Die Mensen sind mit den steigenden Studentenzahlen aber nicht mitgewachsen.
  • Laut Deutschem Studentenwerk ist ein Sanierungsbedarf für Mensen von 800 Millionen Euro zu erwarten.
  • Die Hochschulrektorenkonferenz denkt bereits über Investitionen nach.

Von Johann Osel

Nachhilfe für den Küchenchef soll es jetzt in Marburg geben. Dort hat der Asta dazu aufgerufen, Vegan-Rezepte an die Mensa zu schicken - um die ollen Pfannengerichte abzulösen, die bisher außer Schweineschnitzel, Chili-Hähnchenbrust und Wildbratwurst (eine typische Tageskarte) als fleischloses Angebot auf die Teller kommen. "Wir wollen der Mensa zeigen, dass vegan auch schmecken und gut aussehen kann." Seit Jahren bemühen sich Uni-Gastronomen um mehr Vielfalt, auch fleischlose Vielfalt, sie treffen anscheinend aber nicht immer alle Geschmäcker. Und es gibt auch Gegenwehr: Mitunter luden Studentengruppen schon zum Protest-Grillen ein oder traten mit einer "Fleischfresser"-Liste bei Hochschulwahlen an.

Solche Essensschlachten beschäftigen Studentenwerke in ganz Deutschland, deren Vertreter treffen sich an diesem Dienstag zur Jahrestagung in Berlin. Mit subventionierten Preisen und der Nähe zum Hörsaal haben die Mensen jedoch zwei Vorteile, die ihr Kundschaft in Scharen bringen. In Umfragen unter Studenten sind dies die Hauptgründe für den Mensa-Besuch. Mehr im Fokus der Tagung daher: die Kapazitäten. Das Statistische Bundesamt hat jüngst die aktuelle Studentenzahl gemeldet - 2,8 Millionen, Rekord.

"Mehr Studierende heißt, dass diese nicht nur Studienplätze brauchen", sagt der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW), Achim Meyer auf der Heyde. Er meint DSW-Angebote wie Wohnheime, Mensen, Beratungsstellen, Bafög-Bearbeitung. Studieren ist mehr als ein Platz zum Lernen, das hört man oft bei der Debatte über günstige Wohnungen. In diesem Zusammenhang ist die kulinarische Lage etwas ins Hintertreffen geraten - unabhängig von der schwierigen Kunst, es allen recht zu machen.

Im Vergleich mit der Zahl der Studenten ist die der Mensa-Plätze seit 2008 nicht mal halb so schnell gewachsen. Die 1000 Mensen, Bistros und Cafeten servieren 90 Millionen Gerichte im Jahr. Acht von zehn Studenten essen mehrmals pro Woche dort. Zwar wurden weitere Speisesäle gebaut und Küchenchefs konnten den Kauf neuer Fließband-Fritteusen verkünden (gut eine Tonne Pommes frittiert eine mittelgroße Mensa jede Woche). Die Versorgung hinkt aber insgesamt dem Zuwachs an den Unis hinterher. Heutige Bachelor-Studenten mit verschulten Stundenplänen kommen zudem mittags alle auf einmal. Nach DSW-Schätzung ist außerdem ein Sanierungsbedarf für Mensen von 800 Millionen Euro zu erwarten.

Mensa als "Treffpunkt"

An mehr Investitionen denkt auch die Rektorenkonferenz HRK. "Hochschulen werden zu sozialen Lebensräumen", sagt HRK-Vize Holger Burckhart. "Studierende brauchen Arbeitsräume, die keine Hörsäle sind, und Möglichkeiten, sich aufzuhalten. Die soziale Infrastruktur muss mitwachsen." In Umfragen sieht die Hälfte der Gäste die Mensa als "Treffpunkt".

Nur schmecken muss es. Aber was? Neulich hat das Studentenwerk Hamburg ein Verkaufsranking erstellt. Platz eins: Currywurst, danach Hähnchen-Nuggets, Jägerschnitzel, Spaghetti bolognese. Das gefragteste vegetarische Gericht, weit abgeschlagen: Falafel mit Gemüse-Bulgur. Studenten hätten "die gleichen Vorlieben wie Bauarbeiter", schrieb ein Boulevardblatt. Übrigens: Männer gehen viel häufiger in Mensen als Frauen.

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