Studium:Stipendiaten schlagen Erhöhung des Büchergelds aus

Welche Bücher liest wer in der Coronakrise?

Wie viel Geld braucht ein Studierender monatlich für die anfallende Literatur?

(Foto: luxuz::. / photocase.com)

Bei mehr Geld würden wohl die Wenigsten nein sagen. Gegen die Erhöhung des Büchergelds für Stipendiaten gibt es jetzt aber Widerstand: 300 Euro monatlich für Literatur sollen die Geförderten künftig bekommen - zu viel, finden einige.

Von Johann Osel

Das Studienfach von Benjamin Paaßen klingt kompliziert: Kognitive Informatik. Bücher dazu kann man sicher bergeweise kaufen, zudem Geräte und Software. Doch 300 Euro im Monat dafür? Zu viel, sagt der Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Zum September setzt Schwarz-Gelb eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag um: Das monatliche Büchergeld, das alle Geförderten der zwölf Begabtenwerke zusätzlich zu ihrem Stipendium erhalten, wird auf 300 Euro erhöht. Schon 2011 gab es ein Plus. Die gut 25.000 Empfänger - bei der Studienstiftung, bei kirchlichen oder parteinahen Häusern - sollen "mit gutem Handwerkszeug gerüstet sein", heißt es, mit Büchern wie digitaler Ausstattung.

"Stipendienspende" nennt sich dagegen die Initiative, der sich Benjamin Paaßen angeschlossen hat. Bereits bei der ersten Erhöhung hatte die Gruppe aufgerufen, das Geld zu spenden - an soziale Bildungsprojekte. Auch wenn einzelne Stipendiaten auf mehr Büchergeld angewiesen seien, komme die Mehrheit laut Studien ohnehin aus begüterten Familien. Die meisten könnten mit weniger Büchergeld problemlos studieren.

"Die Situation von allen Studierenden verbessern"

Nun, zum Aufschlag im September, hoffen die Initiatoren auf einen Schub. Die Bundesvertretungen der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Hans-Böckler-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung fordern: Staatliche Studienförderung müsse "die Situation von allen Studierenden und Studierwilligen verbessern". So passe die Erhöhung des Büchergeldes um 275 Prozent nicht zu der des Bafög in dem Zeitraum um zwei Prozent: "Soziale Gräben werden so vertieft, nicht zugeschüttet."

Die Initiatoren des Appells verlangen höhere Bafög-Sätze und eine Reform, etwa die Abschaffung der Bafög-Altersgrenze. Letzteres hatte Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) nach ihrem Amtsantritt im Interview mit der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen; bisher gibt es nichts Konkretes dazu.

Zwar kostet das Bücher-Plus ein paar Millionen Euro im Jahr, eine große Bafög-Reform wohl viele Hundert Millionen. Die Kritiker rügen aber das Grundsätzliche. 32.000 Euro brachten die Büchergeldspenden bisher - investiert etwa für ein Projekt, das Hauptschülern bei der Ausbildungssuche hilft.

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