Studieren nach Bologna:Was sind die Vorteile des Bachelors?

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Verschult, überfrachtet, stressig - massive Kritik an den neuen Studiengängen hat den Bologna-Prozess begleitet. Vieles war berechtigt, anderes überzogen. Denn die Umstellung auf Bachelor und Master hat Hochschulen und Studenten auch gut getan.

Der Bologna-Prozess und die Umstellung der Studienstrukturen auf Bachelor und Master sind alles andere als optimal verlaufen und noch längst nicht rundum akzeptiert. Spätestens seit sich die Reformen im Hochschulalltag bemerkbar gemacht haben, wird - vielfach zu Recht - Kritik an der im Vergleich zu den alten Studiengängen stärkeren Verschultheit und geringeren Wahlfreiheit, an überfrachteten, die Studenten überfordernden Studiengängen und an mangelnder Studierbarkeit geübt. Trotz der inzwischen in Reaktion auf die Studentenproteste vorgenommenen Verbesserungen gibt es noch immer Mängel zu beseitigen.

Doch bei aller Kritik und auch wenn sich die Studienergebnisse und Umfragen zu den Auswirkungen der Reformen teils widersprechen, gibt es auch Vorteile, die Bologna mit sich gebracht hat:

  • Frischer Wind an den Hochschulen: Durch Bologna wurden jahrzehntealte, verkrustete Strukturen aufgebrochen oder zumindest hinterfragt. Studienpläne und -inhalte wurden überprüft, entrümpelt und neu geordnet, vielfach neue Studiengänge mit bislang nicht gekannten Schwerpunkten und Ausrichtungen geschaffen. Außerdem wurde vielfach die Chance genutzt, mehr Praxisanteile in die Ausbildung einzubauen.
  • Klarere Struktur: Die striktere Regelstudienzeit, die geringere Wahlfreiheit, Anwesenheitspflicht, mehr Klausuren, starre Modulstruktur - all das kann man einengend finden. Solange die Hochschulen jedoch ein gewisses Maß wahren, kann die größere Verschultheit der neuen Studiengänge gerade für Studienanfänger durchaus eine Erleichterung sein. Sie müssen sich den Stundenplan nicht mühsam selbst zusammensuchen, alle erarbeiten sich eine größere gemeinsame Basis. Und die durch Modul- und Punktesystem erzwungene Disziplin kann für manchen Prokrastinations-Anfälligen auch von Vorteil sein.
  • Flexiblere Karriereplanung: Studenten sind heute nicht mehr automatisch vier bis sechs Jahre (oder noch länger) an einer Hochschule eingeschrieben. Sie setzen die verschiedenen Studienabschnitte wie Bausteine nach ihren eigenen Wünschen zusammen: Sie können mit einem Bachelorabschluss bereits nach drei Jahren in den Job starten; sie können direkt einen Master anhängen oder nach einiger Zeit im Beruf an die Hochschule zurückkehren oder berufsbegleitend einen weiterbildenden Master machen. Und sie können sich im Master entweder weiter spezialisieren oder aber ihren akademischen Horizont erweitern und einen Master aus einer anderen Fachrichtung anhängen.
  • Größere Mobilität: Auch wenn längst noch nicht alle Stolpersteine beseitigt sind und die Studenten ihre Möglichkeiten - aus verschiedenen Gründen - noch nicht nutzen, ermöglicht der Umbau des Hochschulsystems eine größere Mobilität. Studenten können durch die gegenseitige Anerkennung und gestiegene Vergleichbarkeit von Leistungen leichter ein Semester in einem anderen Land verbringen oder für den Master an eine andere Hochschule im In- oder Ausland wechseln. Mit den europaweit einheitlichen Abschlüssen ist auch das Arbeiten im Ausland einfacher geworden.
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