Schule:Wie lange darf mein Kind am Stück Unterricht haben?

Schule: Schulkinder sollten ausreichend Zeit für das Mittagessen bekommen.

Schulkinder sollten ausreichend Zeit für das Mittagessen bekommen.

(Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Der Sohn besucht die fünfte Klasse und kommt nach acht Schulstunden erschöpft nach Hause - auch, weil keine Zeit für das Mittagessen bleibt. Ist das erlaubt?

Von Matthias Kohlmaier

Die Leserfrage

Unser zehnjähriger Sohn besucht die fünfte Klasse eines bayerischen Gymnasiums. Seit dem zweiten Halbjahr hat er an einem Tag durchgehend acht Stunden Unterricht: bis 13:15 Uhr im Klassenzimmer, ab 13:30 Uhr noch zwei Stunden Sport. Da der Sportunterricht pünktlich beginnen soll, bleibt den Kindern nach Ortswechsel und Umziehen kaum Zeit, etwas zu essen.

Dementsprechend kommt unser Sohn ausgepowert und hungrig nach Hause und muss nachmittags das ausgefallene Mittagessen nachholen. An Hausaufgaben und Lernen ist nach dem anstrengenden Schultag kaum zu denken. Ist so eine Stundenplanung für Fünftklässler erlaubt?

Die Antwort

Er soll zwar vermieden werden, aber an manchen Gymnasien kommen auch die Fünftklässler nicht ohne Nachmittagsunterricht aus. Wie der zu legen ist und ob Schüler nach einer gewissen Anzahl Unterrichtsstunden am Stück eine Freistunde bekommen müssen, dazu steht nichts in den diversen Gesetzestexten für die bayerischen Schulen.

Daher ist die Antwort auf Ihre zentrale Frage erst einmal ernüchternd einfach: Ja, die von Ihnen beschriebene Stundenplanung ist prinzipiell erlaubt. Oder besser gesagt: Sie ist nicht verboten. Denn man muss kein Pädagogikstudium absolvieren, um zur Einsicht zu kommen, dass die Situation für die Kinder keinesfalls ideal ist. Ein Sprecher des zuständigen Kultusministeriums hält auf Anfrage die Regelung mit acht Stunden am Stück ohne Mittagspause "zumindest für sehr ungewöhnlich". Die Stundenplanung sei zwar immer komplex, müsse aber in jedem Fall "die Lasten der Schüler immer im Blick" behalten.

Die Münchner Schulpsychologin Michaela Huber findet speziell die fehlende Zeit für das Mittagessen problematisch: "Kinder müssen regelmäßig essen und dafür auch ausreichend Zeit bekommen. Es wird wahnsinnig unterschätzt, wie sehr sich mangelhafte Ernährung auf Konzentration, Aufnahmefähigkeit und Fitness auswirkt."

Wie Eltern reagieren können

Wie der Nachmittagsunterricht gelegt wird, darüber entscheidet jede Schule alleine. Bei 32 Wochenstunden planen manche Schulen zum Beispiel zweimal eine Stunde Nachmittagsunterricht ein, die jeweils ohne Mittagspause direkt an die sechste Stunde angehängt wird. So haben Schüler (und Lehrer) früher Schluss. Gerade höhere Klassen einigen sich oft gemeinsam mit dem Lehrer darauf, den Nachmittagsunterricht etwas früher zu beginnen. Bei Schulen auf dem Land kann das sogar zwingend nötig sein, weil am späteren Nachmittag keine Busse mehr fahren.

Grundsätzlich gilt bei der Stundenplanung: Es wird nicht einfach entschieden, sondern bei Sonderregelungen vorher mit Schülern, Eltern, womöglich dem Elternbeirat oder dem Schulforum über die beste Lösung für alle Seiten gesprochen. Das scheint in Ihrem Fall nicht passiert zu sein.

Was können Sie also tun? Laut Schulordnung für die Gymnasien in Bayern (GSO) setzt der Schulleiter die Stundenpläne fest. Er ist auch Ansprechpartner, wenn irgendwo im Planungssystem ein Rädchen quietscht. Als Elternteil ist es Ihr gutes Recht, nachzufragen, warum der Stundenplan zum Halbjahr derart geändert wurde. Dafür können Sie sich auch an den Elternbeirat wenden, der solche Anfragen an die Schulleitung herantragen kann.

Wenn Fünftklässler so lange am Stück Pflichtunterricht haben, muss es dafür sehr gute Gründe geben. Wenn Sie die erfahren haben, können Sie - womöglich gemeinsam mit anderen Eltern - erklären, dass es den Kindern mit dem neuen Stundenplan nicht gut geht. Im Normalfall sollte sich die Schulleitung dann gemeinsam mit Ihnen beziehungsweise dem Elternbeirat um eine andere Lösung bemühen.

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