Schule:Schüler sollten sich mit kultureller Vielfalt beschäftigen

Hauptschule mit zahlreichen Flüchtlingskinder

Drei Schülerinnen in einer Hauptschule in Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen)

(Foto: dpa)
  • Ein Studie in den USA lässt vermuten, dass schwache Schüler ihre Leistung steigern können, wenn sie Kurse über ethnische Diversität besuchen.
  • Die Forscher vermuten, dass es wichtig für den Schulerfolg ist, den Jugendlichen im Unterricht gesellschaftlich relevante Themen zu präsentieren.

Von Matthias Kohlmaier

Seit Jahren arbeiten Bildungspolitiker deutschlandweit darauf hin, die Durchfallquoten an den Schulen zu senken. Vielleicht könnten sie sich dafür ein Beispiel an einem Projekt in den USA nehmen. Forscher der Universität Stanford haben eine Studie vorgestellt, deren Ergebnisse gleich in zweifacher Hinsicht positiv klingen: So ist es nicht nur gelungen, die Leistungen vormals schwacher Schüler deutlich zu verbessern. Sie haben dabei auch noch etwas über ihre Mitmenschen und ethnische Diversität gelernt.

An drei High Schools in San Franciso wurden Kurse angeboten, in denen über kulturelle Vielfalt, Herkunft und die Rolle von Minderheiten gesprochen wurden. Zum Beispiel erarbeiteten Schüler und Lehrer in den Lehrveranstaltungen, wie Werbung kulturelle Stereotype prägt. Schwache Schüler mit einem grade point average (GPA) unter 2,0 (im deutschen Notensystem ist das vergleichbar mit der Note 3), mussten an den Kursen teilnehmen. Für alle anderen Schüler war die Teilnahme freiwillig.

Die Ergebnisse: Teilnehmer der Kurse steigerten ihre Anwesenheit in der Schule nicht nur um 21 Prozent, sie verbesserten ihr GPA im Durchschnitt auch um 1,4 Punkte. Besonders positive Effekte beobachteteten die Wissenschaftler in Mathematik und den Naturwissenschaften. Männliche Schüler und solche mit lateinamerikanischem Migrationshintergrund profitierten am meisten von den Kursen.

Was die Studienleiter sagen

"Das Besondere an dem Programm ist das Ausmaß, in dem es den Teilnehmern geholfen hat", sagt Emily Penner, Co-Leiterin der Studie. Schulen hätten schon vieles probiert, um schwachen Schülern zu helfen, aber kaum etwas sei so effektiv gewesen. "Der Erfolg des Ansatzes lässt vermuten, dass es sich wirklich auszahlen kann, Problemschülern gesellschaftlich relevante Themen zu präsentieren."

Penners Mit-Autor Thomas S. Dee sagt: "Unterricht über ethnische Diversität könnte so wirksam sein, weil er eine ungewöhnlich starke sozial-psychologische Intervention darstellt." Will heißen: Sprechen schulisch ansonsten desinteressierte Schüler über gesellschaftlich relevante Themen wie Rassismus, steigt ihr Interesse an der Schule insgesamt, und ihre Noten bessern sich.

Dass gerade desinteressierte Schüler durch Themen für den Unterricht zu begeistern sind, die auch ihr Privatleben betreffen, scheint logisch. Trotzdem seien die Ergebnisse nicht pauschal generalisierbar, meint Dee: "Ob das in anderen Schulbezirken auch funktioniert, ist noch unklar. Aber Effekte in dieser Größenordnung geben schon Anlass zu Begeisterung."

Über die Studie

Für ihre Untersuchung werteten Penner und Dee in den Jahren 2010 bis 2014 erhobene Daten an drei High Schools in San Franciso aus. Sie verglichen Anweisenheit im Unterricht und schulische Leistungen von insgesamt 1405 Neuntklässlern. Die vollständige Studie finden Sie hier.

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