Schule:Haben Lehrer nach der Abiprüfung frei?

Schule: Nach dem Abi chillt der Pädagoge im Lehrerzimmer. Könnte man meinen.

Nach dem Abi chillt der Pädagoge im Lehrerzimmer. Könnte man meinen.

(Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Sobald die Abschlussklassen nach den Pfingstferien weg sind, gibt es an Gymnasien viel weniger zu tun. Oder?

Von Matthias Kohlmaier

Die Leserfrage

Meine Frage richtet sich auf die Arbeitszeit der Lehrer: Bald finden in Bayern die Abiturprüfungen statt, danach haben zigtausend Schüler ihre Gymnasialzeit hinter sich. Aber das Schuljahr ist ja dann längst noch nicht vorbei. Haben die Lehrer, die Abiturklassen unterrichtet haben, dann grundsätzlich zwischen Pfingst- und Sommerferien eine Menge zusätzliche Freizeit?

Die Antwort

Viele Leserfragen für diese Kolumne richten sich auf die Arbeitszeit der Lehrkräfte. Meistens schwingt dabei das Vorurteil vom faulen Lehrer mit, der vormittags Recht und nachmittags - oder in diesem Fall: nach dem Abitur - frei hat. Der Realität entspricht das aber in den allermeisten Fällen nicht.

An bayerischen Gymnasien unterichtet ein verbeamteter und in Vollzeit beschäftigter Lehrer 23 Wochenstunden (je nach Fächerkombination können es bis zu 27 Stunden sein). Das klingt im ersten Moment wenig, dazu kommen aber nicht nur Vor- und Nachbereitung der Stunden und die Korrektur von Prüfungen und Hausaufgaben, sondern auch diverse Konferenzen etc. Der Lehrberuf mag in mancher Hinsicht privilegiert sein (Urlaubsplanung, Arbeit am heimischen Schreibtisch). Dass Lehrer aber über ein kaum erschöpfliches Reservoir an Freizeit verfügen, ist eine gefühlte Wahrheit.

Das gilt auch für die Vermutung in Ihrer Frage - wenngleich es auf sie nicht die eine abschließende Antwort gibt. Denn natürlich haben Lehrer an Gymnasien nach dem Abitur nur selten deutlich mehr unterrichtsfreie Zeit. Wie die freiwerdenden Ressourcen genutzt werden, hängt dabei sehr stark vom Einzelfall ab.

  • Ein Mitglied der Schulleitung wird, nachdem seine Abiturklasse die Schule verlassen hat, verstärkt mit der Planung und Organisation des neuen Schuljahres beschäftigt sein.
  • Ein Fachbetreuer, zum Beispiel der an einer Schule Hauptverantwortliche für das Fach Englisch, muss nicht nur bei der Korrektur des gesamten Abiturs in seinem Bereich dafür Sorge tragen, dass alles fair zugeht. Er ist gegen Schuljahresende auch verstärkt mit der Respizienz beschäftigt, überprüft also die Leistungen und Korrekturen der einzelnen Fachlehrer.
  • Eine andere Lehrerin begleitet die Französischklassen bei der Reise zur Partnerschule nach Marseille. Dort ist sie für die Dauer der Fahrt mehr oder minder rund um die Uhr im Dienst. (Was sie auf der Klassenfahrt erwartet, lesen Sie in diesem Schulratgeber.)

Die Schulleitung ist gefordert

Im Endeffekt verhält es sich bei Lehrern gegen Schuljahresende ähnlich wie bei jedem Angestellten einer gewöhnlichen Firma auch. Das Projekt A(bitur) ist abgeschlossen, also investiert man mehr Zeit in Projekt B und beginnt endlich mit Projekt C - statt die freigewordene Zeit faulenzend in der Kaffeeküche zu verbringen.

"Es gibt nicht die eine Regelung, wie die frei werdenden Stunden von Lehrkräften, die Abschlussklassen betreut haben, nach dem Abitur eingesetzt werden", sagt ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums auf Anfrage. Schriftlich festgehalten ist allerdings, wer dafür zuständig ist, dass jede Lehrkraft weder unter- noch überbelastet ist: der Schulleiter. In Paragraph 27 der Lehrerdienstordnung (LDO) heißt es: "Die Schulleiterin oder der Schulleiter achtet auf möglichst gleichmäßige Belastung der Lehrkräfte."

Gerade nach dem Abitur ist die Schulleitung also gefordert, die freigewordenen Wochenstunden vieler Lehrkräfte sinnvoll einzusetzen. Denn während die Französischlehrerin in Marseille eine Horde Elftklässler vor dem Rotweinkoma zu bewahren versucht, muss irgendwer dafür sorgen, dass ihre Englischklassen am heimischen Gymnasium betreut werden. Für derlei Vertretungsaufgaben werden Lehrkräfte herangezogen, deren Abiturklassen der Schule bereits Lebewohl gesagt haben.

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