Schätzung des Deutschen Städtetags:Bundesweit sollen mehr als 100.000 Krippenplätze fehlen

Von 1. August an haben Eltern einen rechtlichen Anspruch auf einen Krippenplatz. Doch drei Wochen vor dem Stichtag sollen dem Deutschen Städtetag zufolge noch Zehntausende Betreuungsmöglichkeiten fehlen. Das Familienministerium dementiert die Schätzung.

Drei Wochen vor dem Start des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz sollen bundesweit noch mehr als 100.000 Plätze für Kinder unter drei Jahren fehlen. Das ist das Ergebnis einer Schätzung des Deutschen Städtetags.

Das Bundesfamilienministerium dementierte die Zahl. Für die Schätzung gebe es keine Grundlage, hieß es aus dem Ressort von Ministerin Kristina Schröder. Sie will am Donnerstag eigene Zahlen zum Stand des Kita-Ausbaus vorstellen.

Unterdessen rechnet Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, trotz der prognostizierten fehelnden Plätze nicht mit einer Klagewelle. "Dafür haben wir bis jetzt keine Anzeichen", sagte er in einem Interview mit der Südwest Presse. In Einzelfällen könne es zwar Klagen geben, so Articus weiter: "Da werden die Jugendämter sicher versuchen, sich mit den Eltern zu verständigen und andere Angebote zu machen, etwa für ganz kleine Kinder die früher sehr beliebten Krabbelgruppen."

Zu wenige Plätze, zu wenig Personal

Der Geschäftsführer des Städtetags verteidigte die Kommunen gegen den Vorwurf, zu lange mit den nötigen Investitionen gezögert zu haben. Im Westen hätten viele Städte und Regionen mit einer Versorgung von sechs Prozent begonnen. In manchen Groß- und insbesondere auch Universitätsstädten liege der Bedarf aber bei mehr als 50 Prozent.

Unterschätzt habe der Städtetag aber das Interesse an Tagespflege. Es habe Zweifel gegeben, so viele Frauen und auch Eltern zu finden. "Mittlerweile nutzen aber viele Eltern diese Angebote ganz gerne, weil sie individueller und flexibler ausmachen können, wann sie ihr Kind bringen und holen", sagte Articus.

In der vergangenen Woche hatte eine Bertelsmann Studie gezeigt, dass vielerorts nicht nur Kinderbetreuungsmöglichkeiten fehlen - es gibt auch zu wenig Personal. Demnach ist die Betreuungssituation in vielen Krippen und Kindergärten prekär. In manchen Einrichtungen ist ein/e Erzieher/in für zwölf Kinder verantwortlich.

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