Rot-Grün kippt Gentechnik-Projekt an Schulen:Lästiges Labor

Rechtsverordnung für Embryonen-Gentests

Aus für "Hannover-Gen": Die rot-grüne Regierung in Niedersachsen hat das Projekt zum Thema Gentechnik an Schulen gestoppt.

(Foto: dpa)

Gentechnik im Biologieunterricht mache aus den Schülern noch keine Frankensteins, empört sich die Opposition. Die rot-grüne Regierung in Niedersachsen hat das Schulprojekt "Hannover Gen" dennoch gestoppt - und verweist auf die Interessen der Wirtschaft.

Die Abschaffung eines Schülerprojekts zum Thema Gentechnik bereitet der neuen rot-grünen Regierung in Niedersachsen Ärger. In dem Programm namens "Hannover-Gen" können Jugendliche an vier Modellschulen in Speziallaboren Lebensmittel untersuchen. Das Projekt ist noch bis zum Ende des Schuljahres gegenfinanziert, SPD und Grüne kündigten aber bereits im Koalitionsvertrag das Aus an - unter der Überschrift "Gentechnikfreies Niedersachsen".

Unter anderem auf Facebook protestieren Schüler und Lehrer gegen die Entscheidung. Im Landtag hat die CDU harsche Kritik geübt. Unbeeindruckt davon steht nun fest: Mit dem Projekt ist Schluss.

"Im Koalitionsvertrag heißt es kurz und knapp: 'Das Projekt wird beendet.' Basta! Beschlossen und verkündet", echauffierte sich CDU-Fraktionsvize Jörg Hillmer. Obwohl eine der Schulen in der Nachbarschaft zur Staatskanzlei liege, sei Ministerpräsident Stephan Weil der Einladung der Schüler, sich vor Ort ein Bild zu machen, nicht gefolgt. Hillmer warf der Regierung vor, bewusst Ängste zu schüren. "Genauso wie im Physikunterricht die Kernspaltung behandelt wird, ohne eine Atombombe zu bauen, kann im Biologieunterricht die Gentechnik thematisiert werden, ohne dass die Schülerinnen und Schüler zu Frankensteins mutieren." Die Koalition "blamiert den Innovationsstandort Niedersachsen".

"Alles andere als forschungsfeindlich"

Niedersachsens grüne Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic hat derweil das Aus für das Projekt verteidigt. "Grüne sind sicherlich alles andere als forschungsfeindlich", sagte sie. Es gehe nicht darum, die Labore dichtzumachen oder den Schülern nicht mehr zu ermöglichen, in den Bereich der Gentechnik Einblick zu bekommen. "Ganz im Gegenteil, das muss mein Interesse als Wissenschaftsministerin sein, dass so etwas weiter möglich ist."

Eine objektive und ausgewogene Auseinandersetzung mit dem Thema Gentechnik an Schulen sei mit dem laufenden Projekt aber nicht zu gewährleisten, ergänzte das federführende Landwirtschaftsministerium. Das Projekt sei ein in der Regierungszeit des früheren Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) "zur einseitigen Akzeptanzbeschaffung pro Gentechnik initiiertes Sonderprogramm" - und müsse deswegen beendet werden, hieß es.

Das Projekt läuft seit 2008 und wurde vom Institut für Pflanzengenetik der Uni Hannover unterstützt. Schon zu Beginn gab es Proteste von Umweltorganisationen. Drei Prozent der Kosten von einer Million Euro werden von der Wirtschaft finanziert, etwa von einem Saatguthersteller. Das Projekt sollte auch unter der abgelösten schwarz-gelben Regierung zunächst nur bis 2013 laufen. Zur Debatte stand allerdings zwischenzeitlich auch eine Ausweitung auf ganz Niedersachsen.

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