Renovierungsbedarf:Nicht ganz dicht

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Kritzeleien im Uni-Klo: Auch um den Zustand der Sanitäranlagen ist es mitunter nicht gut bestellt - wobei hier Studenten selbst Verursacher sind. (Foto: oh)

Nahezu überall in Deutschland kennt man das Problem heruntergekommener Hörsäle, undichter Dächer, unschöner Fassaden. Bis zu 40 Milliarden Euro Sanierungsbedarf sehen Experten an den Hochschulen. Die Handwerker müssten endlich anrücken.

Von Johann Osel

Es tropft durchs Dach, Fassaden bröckeln, Toiletten und Hörsäle sind abgenutzt nach all den Jahren - dass sich an deutschen Hochschulen ein Sanierungsbedarf aufgestaut hat, ist bekannt. Viele Studenten können wohl aus dem Stegreif Schnurren aufbieten, was so alles bei ihnen am Campus heruntergekommen wirkt oder tatsächlich baufällig ist. Jetzt hat das HIS-Institut für Hochschulentwicklung den "Instandsetzungsbedarf" an den Hochschulen (ohne die Universitätsklinika) bis zum Jahr 2025 beziffert. Auf bis zu 40 Milliarden Euro schätzen die Experten die nötigen Investitionen, wie die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Forschung und Lehre berichtet.

Bei den Berechnungen stützt sich das Institut auf eine Umfrage in den Bundesländern zu bereits getätigten und geplanten Bauausgaben. Nun ist es nicht so, dass in Sanierungen gar kein Geld gesteckt würde - daher errechnete das HIS-Institut auch ein "Finanzierungsdefizit", das mit 20 bis 35 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren aber keineswegs deutlich gering ist. Bund und Länder müssten überlegen, heißt es, wie zusätzliche Mittel für den Bestandserhalt der Gebäude gewonnen werden könnten.

Auch die Kanzler der Unis, also die Verwaltungschefs, haben mehrmals Forderungen dazu aufgestellt. Bauten seien oft seit ihrer Errichtung im Zuge der Bildungsexpansion in den 60er-und 70er-Jahren, als in Deutschland zahlreiche akademische Standorte neu gegründet wurden, nicht mehr renoviert worden. "Der erste Lebenszyklus vieler Gebäude" sei mittlerweile zu Ende, hieß es einmal bei einer Kanzler-Tagung - es stelle sich mancherorts sogar die Frage, ob besser gleich die Abrissbirne kommen sollte statt eines Renovierungstrupps.

Einen kleinen Funken Hoffnung zumindest bringt nun die neue Exzellenzinitiative, der Wettbewerb für die Spitzenforschung. Da geht es zwar nicht um Gebäude - für die Förderung eines Exzellenz-Bereichs oder eines "Elite-Konzepts" wird aber wohl die halbe Universitätslandschaft noch in diesem Jahr Anträge stellen. Wenn dann 2016 die Gutachter kommen, muss sich jede Hochschule von ihrer besten Seite zeigen für den Besuch, der über Gedeih und Verderb entscheidet. Heißt: Plötzlich ist womöglich Geld da für Renovierungen, wundersame Töpfe tun sich auf, wenn auch nur für erste Maßnahmen. Häufig berichten Studentenvertreter, dass kurz vor einer Campus-Begehung bei Forschungsanträgen Handwerker und Putzkolonnen anrücken, dass Wände gestrichen, Risse im Beton gefüllt, Waschbecken ausgetauscht und Hörsaaldächer abgedichtet werden.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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