Reaktionen auf von der Leyens Vorschlag:"Jugendkriminalität fängt immer mit Schulschwänzen an"

Ein Bußgeld für Eltern von Schulschwänzern? Mit diesem Vorschlag stößt Arbeitministerin von der Leyen auf ein geteiltes Echo: Der Chef der Polizeigewerkschaft findet, das Geld könne man den Eltern direkt vom Kindergeld abziehen, andere wettern gegen die "populistische Bestrafungsrhetorik".

Ursula von der Leyen (CDU) will Eltern von Schulschwänzern mit einem Bußgeld bestrafen. Während die Bundesarbeitsministerin Zustimmung aus den eigenen Reihen und von der Deutschen Polizeigewerkschaft bekommt, stößt ihr Vorschlag auf wenig Gegenliebe bei den Grünen und der FDP.

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Stopp den Schulschwänzern: Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will Eltern von notorischen Schulschwänzern mit einem Bußgeld zu bestrafen.

(Foto: dapd)

Kai Gehring, Bundestagsabgeordneter der Grünen, hält es für sinnvoller, die Ursachen des Schulschwänzens zu bekämpfen als Eltern zu bestrafen: "Nicht populistische Bestrafungsrhetorik hilft weiter, sondern die Verbesserung der Teilhabechancen aller Kinder", sagte er der Berliner Morgenpost.

Zuvor hatte bereits der Familienbund der Katholiken in Bayern die Idee der Ministerin kritisiert. Johannes Schroeter, der Landesvorsitzende des Familienbundes der Katholiken, erklärte, der Schulbesuch sollte nicht durch mehr Zwang, sondern durch mehr Attraktivität gefördert werden. So habe Pisa-Spitzenreiter Finnland etwa einen "Zwang zur Ablieferung" gar nicht nötig.

Auch FDP-Bildungsexpertin, Sylvia Canel, wehrte sich gegen den Vorschlag, allerdings aus anderen Gründen: "Das Thema ist ganz klar Angelegenheit der Länder und Kommunen und sollte es auch bleiben." Sie forderte in der Berliner Morgenpost, Eltern von notorischen Schulschwänzern das Kindergeld zu kürzen.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft hält von der Leyens Vorschlag für eine gute Idee. So sagte Rainer Wendt der Bild-Zeitung: "Auch Jugendkriminalität fängt immer mit Schulschwänzen an. Deshalb ist es gut, die Eltern mit einem Bußgeld zu belegen. Das sollte gleich vom Kindergeld abgezogen werden."

Rückendeckung bekommt die Ministerin auch von ihrem Parteikollegen Kai Wegner. Der CDU-Generalsekretär hält den Dialog zwischen Jugendämtern und Familien weiter zwar für sehr wichtig, aber merkt auch an: "Erst wenn dieser zu nichts führt, sollten Bußgelder verhängt werden, das dann aber gerne entschiedener als bislang."

Ursula von der Leyen hatte ihren Vorstoß am Wochenende damit begründet, dass Schulschwänzen oft der Anfang von Langzeitarbeitslosigkeit sei. Demnach hätten 50 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Schul-oder Berufsabschluss. Es sei deshalb entscheidend, den Anfängen zu wehren.

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