In China beginnt in diesen Tagen die Prüfungszeit, "Gaokao" genannt, und das ganze Land befindet sich im Ausnahmezustand. Die zweitägige, außerordentlich anspruchsvolle Abschlussprüfung entscheidet darüber, ob und auf welche Universitäten die Schüler gehen können. Es ist das wichtigste Examen im Leben dieser Kinder. Wer gut abschneidet, darf eine der Eliteuniversitäten in Shanghai oder Peking besuchen, wer patzt, muss in die Provinz an eine kleinere Hochschule. Vom Gaokao hängen in China Karrieren ab.
Ein Katz-und-Maus-Spiel von Prüfern und Schummlern
Weil bei den Prüfungen so viel auf dem Spiel steht, wird auch besonders viel geschummelt. Schon seit Jahren liefern sich Schüler, Lehrer und Offizielle ein Katz-und-Maus-Spiel: Die einen entwickeln immer ausgefeiltere Betrugs-Varianten, die anderen hecheln mit der Aufklärung hinterher.
Denn die Methoden der Schüler sind teilweise extrem raffiniert. Eine gängige Methode des Unterschleifs ist ein Mini-Kopfhörer, mit dessen Hilfe dem Prüfling die Prüfungsergebnisse eingeflüstert werden. Diese Kopfhörer sind teilweise so winzig, dass sie nur mit einem Magneten oder mithilfe eines Arztes wieder entfernt werden können.
Jetzt greift die Prüfungsbehörde der Stadt Luoyang auf militärische Strategien zurück, um der Schummeleien Herr zu werden: Eine Drohne soll dabei helfen, Übertragungswellen innerhalb der Gebäude zu identifizieren, in denen die Prüfungen stattfinden. Damit kann angeblich jeder Betrugsversuch via Mini-Kopfhörer identifiziert werden.
Allerdings sind kleine Kopfhörer nicht die einzige Methode der chinesischen Schüler. Es gibt Brillen, die Prüfungsbögen scannen und verschicken können. Und winzige Kameras, die in Stifte eingebaut sind. Wenn Schüler beim Betrügen erwischt werden, dürfen sie die Prüfung drei Jahre lang nicht wiederholen. Eltern, Lehrer oder andere Mitbetrüger müssen mit ernsthaften rechtlichen Konsequenzen rechnen.