Plagiatsvorwurf gegen Frank-Walter Steinmeier:Das gehört sich nicht

Plagiatsvorwurf gegen Steinmeier

Entlastet in allen Punkten: Frank-Walter Steinmeier (SPD)

(Foto: dpa)

Ohne jede Grundlage hat ein Fachhochschulprofessor Frank-Walter Steinmeier des Plagiats bezichtigt. Das fällt nun auf den Plagiatejäger zurück. Ihm ist nicht bloß ein Fehler unterlaufen - er hat eine Gemeinheit begangen.

Ein Kommentar von Tanjev Schultz

Fehler kann jeder mal machen. Als das Magazin Focus und der Fachhochschulprofessor Uwe Kamenz Plagiatsvorwürfe gegen Frank-Walter Steinmeier in die Welt posaunten, war das aber mehr als nur ein Fehler. Es war eine Gemeinheit. Ohne solide Grundlage einen Prominenten bloßzustellen, gehört sich nicht.

Nach dem Fall Guttenberg und anderen Abschreibern aus Union und FDP mag sich manch einer vielleicht gewünscht haben, dass endlich mal ein Spitzenpolitiker der SPD über seine alte Doktorarbeit stolpert. Nun hat die zuständige Universität in Gießen den Fall geprüft und zu Recht beschlossen: Steinmeier darf seinen Titel behalten.

Er hat eine noch heute lesenswerte Arbeit über Obdachlosigkeit geschrieben. Dem Gutachten des Plagiatejägers Kamenz fehlte es dagegen an Substanz. Dass er sich damit an die Öffentlichkeit traute, fällt nun auf ihn zurück.

Kritische Stellen machen noch keine Täuschungsabsicht

Sorgfältiger sind anschließend die Aktivisten der Internetplattform "Vroniplag" vorgegangen, die zuvor schon andere Dissertationen als Blendwerk entlarvt hatten. Ihre Analysen zeigen, dass es durchaus ein paar kritische Stellen gibt in Steinmeiers Dissertation. Nicht überall sind die Zitate völlig korrekt gekennzeichnet. Doch wer hier eine Täuschungsabsicht unterstellen will, muss sie böswillig konstruieren.

Natürlich ist es notwendig, die wissenschaftlichen Standards hochzuhalten. Aber Fehler kann jeder mal machen.

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