Odenwaldschule:Das Ende droht

Odenwaldschule feuert leitende Mitarbeiter

Die Odenwaldschule in Ober-Hambach bei Heppenheim: Zu Skandalen und Machtkämpfen um Personalien kommen jetzt auch noch finanzielle Probleme

(Foto: dpa)

Seit vier Jahren kommt die Odenwaldschule nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus, jetzt droht der einst renommierten Reformschule das Aus. Nach Missbrauchskandal und diversen Machtkämpfen um Personalien soll es nun Finanzprobleme geben.

Von Tanjev Schultz

Die Odenwaldschule steckt offenbar in finanziellen Schwierigkeiten. Erwogen wird ein Verkauf von Grundstücken und Gebäuden auf dem weiträumigen Schulgelände in der Nähe von Heppenheim. Es gebe mittlerweile "die schlimmsten Befürchtungen", was die weitere Existenz des privaten Internats angehe, sagte der zuständige Landrat Matthias Wilkes (CDU). Es stelle sich nicht nur die "Frage der finanziellen Leistungsfähigkeit". Es sei zuletzt auch deutlich geworden, "welche unglaubliche Zerstrittenheit" bei den Verantwortlichen der Schule herrsche. Wilkes spricht von "Machtkämpfen".

Die Schule war im Jahr 2010 von einem Missbrauchsskandal erschüttert worden. Seitdem gibt es immer wieder interne Querelen. Im Frühjahr musste ein Lehrer die Schule verlassen, weil gegen ihn wegen des Besitzes von Kinderpornografie ermittelt wird. Vorige Woche teilte die Schule mit, dass sie die gesamte Leitung zum kommenden Schuljahr austausche. Doch der Schritt ist im Schulverein umstritten. Es wird in Zweifel gezogen, ob der Beschluss rechtlich einwandfrei war. Es hatte vor Kurzem schon einmal Irritationen gegeben, als die Schule mitgeteilt hatte, der bei Eltern und Schülern offenbar sehr beliebte Direktor Siegfried Däschler-Seiler gebe sein Amt auf - und er dies später dementierte. Auch die aktuelle Freisetzung kam teilweise überraschend für die Betroffenen. Zu ihnen gehören neben dem Direktor die Internatsleiterin und der Geschäftsführer. In Kreisen der Schule wird nicht ausgeschlossen, dass es eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung geben könnte.

Auf Anfrage gaben die Sprecherin der Schule und der Vorsitzende des Trägervereins zunächst keine Stellungnahme zur derzeitigen Lage ab. Aus Schulkreisen wurde der SZ ein Bericht des Spiegel bestätigt, wonach etwa 60 Schüler in diesem Sommer das Internat verlassen, es aber nur eine deutlich kleinere Zahl neuer Anmeldungen gibt. Im Frühjahr hatte die Odenwaldschule noch fast 200 Schüler. Davon waren viele von Jugendämtern nach Heppenheim geschickt worden. Diese entsenden Jugendliche im Rahmen der Jugendhilfe an das Internat, beispielsweise aus zerrütteten Familien. Die Behörden des Landkreises Bergstraße, in dem die Schule liegt, überweist dagegen seit Jahren keine Kinder mehr auf das Internat. Der Landrat hält dies wegen des Zustands der Schule für zu riskant.

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