Neuer Chef des Wissenschaftsrats:"Keine Universität ist überall top"

Der Münchner Pisa-Forscher Manfred Prenzel drängt im SZ-Interview die Hochschulen, sich endlich auf ihre Stärken zu besinnen und an einem Profil zu arbeiten. Für das umstrittene Konzept der "Exzellenz-Unis" fordert der künftige Vorsitzende des Wissenschaftsrats eine "Denkpause".

Der Münchner Pisa-Forscher und künftige Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Manfred Prenzel, drängt die Hochschulen, sich endlich auf ihre tatsächlichen Stärken zu besinnen. "Keine Universität ist überall top. Das ist eine Illusion. Da lügt man sich gern in die Tasche ", sagte der 62-Jährige im Interview mit der Süddeutsche Zeitung.

"Eine Universität hat eine große Verantwortung für sich selbst - aber auch Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler. Sie muss sich realistisch fragen, was sie leisten kann und wo sie am besten ist." Diese Profilbildung bedeute "zunächst, sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden. Und hier wird man überall interessante Unterschiede auch innerhalb einer Hochschule finden, zum Beispiel zwischen Fächern. Und dann gilt es, Maßnahmen zu ergreifen, um das Profil zu entwickeln", sagte Prenzel.

Dies könne auch die Lehre stärken, die im Hochschulsystem "nicht als gleichberechtigt" gelte, "nach wie vor ist die Reputation der Forschung eine deutlich höhere". Dass man vielerorts aber großartigen Unterricht für Studenten biete, dass die Absolventen danach gut unterkommen - darüber werde meist zu wenig gesprochen.

"Denkpause bei den Exzellenz-Unis"

Die Frage ist relevant für die Zukunft des Wissenschaftssystems. Die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern, das milliardenschwere Förderprogramm für die Wissenschaft, läuft 2017 aus. Die Politik prüft derzeit, wie es damit weitergehen kann. Die bisherige Initiative hatte drei Sparten - Förder-Cluster für Top-Fachbereiche, Graduiertenschulen für die Ausbildung von Doktoranden sowie die Prämierung von Gesamtkonzepten, den sogenannten Elite-Unis.

"Bei den Exzellenz-Unis brauchen wir meiner Meinung nach eine Denkpause. Wir sollten dabei überprüfen, was die Zukunftskonzepte für die Universitäten und das Wissenschaftssystem eigentlich bewirkt haben. Wenn es hier positive Ergebnisse gibt, kann man über erneute Wettbewerbe nachdenken", sagte Prenzel der SZ. Dass durch den Elite-Titel verschiedene Ligen von Hochschulen offensichtlich wurden, hatte in den vergangenen Jahren oft Kritik hervorgerufen.

Prenzel übernimmt zum Juli den Vorsitz des Wissenschaftsrates.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 30.06.2014 und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

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