IQB-Bildungstrend:In Baden-Württembergs Schulen zählt jetzt Leistung

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Baden-Württemberg ist im Vergeich zur letzten IQB-Studie deutlich zurückgefallen. (Foto: dpa)

Eine komplette Kehrtwende in der Bildungspolitik wird es aber trotz der schwachen Ergebnisse in der IQB-Studie nicht geben.

Kommentar von Josef Kelnberger

Wenn der Freistaat Bayern in irgendeiner Rangliste in Führung liegt, muss Baden-Württemberg zumindest Platz zwei belegen. Das verlangt das Selbstverständnis des Südwestens. So ist das Entsetzen angesichts der sogenannten IQB-Studie zu verstehen, welche die Kenntnisse von Neuntklässlern in Deutsch und Fremdsprachen misst: Bayern vorn, und Baden-Württemberg irgendwo ganz weit hinten.

Hätte man das vor der Landtagswahl im März gewusst, hieße der Ministerpräsident wohl nicht mehr Kretschmann, auch wenn die SPD in der gemeinsamen Regierung den Kultusminister stellte. Nun scheint sich bestätigt zu haben, was die CDU bis zur Landtagswahl im März hartnäckig behauptete: Grün-Rot ruiniert die Schulen. Dabei ist Bildung doch das Kapital des Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg schlechthin.

Woran liegt der Leistungsverfall?

Typisch Grün-Rot also? So einfach ist die Antwort nicht. Die erste Regierung Kretschmann hat Gemeinschaftsschulen eingeführt, was allein schon aus standortpolitischen Gründen eine richtige Entscheidung war. Und sie hat die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft, was sich mittlerweile als Fehler erwiesen hat. Die beiden Maßnahmen können allerdings schon rein zeitlich in keinem direkten Zusammenhang stehen mit den Kenntnissen jetziger Neuntklässler.

Fest steht allerdings: Die Reformen samt der begleitenden ideologischen Schlachten zwischen Regierung und Opposition haben viel Unruhe in den Schulbetrieb getragen. Und dass mittlerweile zu viele Schüler aufs Gymnasium drängen, bestreitet kaum jemand.

Woran der Leistungsverfall nun genau liegt, müsste die Politik in aller Ruhe analysieren. Zu wenige Lehrer? Zu schlecht ausgebildete Lehrer? Zu wenig Ganztagsbetreuung? Generell zu wenig Geld für die Bildung? Die Verantwortung dafür, richtige Schlüsse zu ziehen, liegt in der zweiten Regierung Kretschmann in der Hand der CDU-Ministerin Eisenmann. Sie gehört dem modernen Flügel der CDU an und wird keinen Rollback in der Bildungspolitik versuchen. Aber zweifellos wird fortan der Fokus der Bildungspolitik nicht mehr, wie bei Grün-Rot auf dem "Mitnehmen" von schwächeren Schülern liegen, nicht mehr auf der Bildungsgerechtigkeit. Im Mittelpunkt wird eindeutig stehen: der Leistungsgedanke.

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