Hochschulrektorenkonferenz:Chef gesucht

Horst Hippler vom KIT Karlsruhe

Bestätigt nun, dass er HRK-Chef bleiben will: Horst Hippler, 68.

(Foto: Uli Deck/dpa)
  • Im Mai wird der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz neu gewählt. Amtsinhaber Horst Hippler würde den Job wieder übernehmen.
  • Doch intern ist der 68-jährige umstritten. Es herrschen Lagerkämpfe zwischen den 15 forschungsstarken Unis und den kleineren Hochschulen.

Von Johann Osel

Auftritt in der "Tagesschau", live zugeschaltet. Was sonst eher Ministern zusteht, hat Horst Hippler geschafft. Nicht gerade Alltag, dass Hochschulpolitik mithält im täglichen Konzert der Nachrichten. "Ein Bachelor in Physik ist nie im Leben ein Physiker", das hatte Hippler, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), zuvor im Interview mit der Süddeutschen Zeitung gesagt.

"Das ist gut, einer, der richtig Aufmerksamkeit schafft, ein Lautsprecher", sagt ein Uni-Chef über das Kommunikationstalent des Ober-Rektors. "Aber er müsste es halt mit uns abstimmen, müsste Dinge erst nach innen kommunizieren, dann nach außen." Tatsächlich war Hipplers Bachelor-Schelte damals das glatte Gegenteil offizieller HRK-Beschlüsse, die lobend die Bologna-Reform begleiteten. Interne Kritik an seinem Führungsstil kam prompt.

Bis Ende der Woche läuft die Bewerbungsfrist

Das war im Sommer 2012, kurz nach seinem Antritt. 2015 endet die Amtszeit, im Mai wird gewählt. Ein Nachfolger wird gesucht für das Dach, unter dem 270 Hochschulen aller Größe und Gattung eine gemeinsame Stimme finden wollen. An den Mitgliedshochschulen sind 94 Prozent aller Studenten eingeschrieben. Die Job-Beschreibung lautet ungefähr so: Der Chef-Rektor muss intern die Reihen schließen, zugleich Sprachrohr sein und vor allem Forderungen in der Politik durchboxen. Bis Ende dieser Woche läuft noch die Frist, in der Hochschulen Kandidaten für den hauptamtlichen Posten vorschlagen können.

Bisher hatte sich Horst Hippler nicht geäußert, ob er ein zweites Mal die Rektoren führen will. Auf Anfrage der SZ ließ er jetzt ausrichten: Ja, er möchte. In den vergangenen Wochen hat er begonnen, den Entschluss in der HRK zu verbreiten. Nach den Regeln dürfen amtierende oder frühere Hochschulchefs antreten, wenn sie vorgeschlagen werden; dies gilt auch für den Amtsinhaber. Die Frage ist nun: Wer fordert Hippler heraus?

Auf die Lager kommt es an

Für ihn war es 2012 ein knappes Rennen. Der Naturwissenschaftler war davor Rektor am Karlsruher Institut für Technology, ein damals aus der Uni Karlsruhe entstandenes Elite-Konstrukt. Das ließ einige zweifeln, ob er die Breite der Unis im Blick habe. Und die Zweifel sind teils geblieben.

Nach Ende der Frist wird der Generalsekretär der HRK alle Vorgeschlagenen anrufen - da könnte mancher ja gar nicht wollen. Oder es zeichnen sich schon Bündnisse ab, tritt der eine an, zieht ein Kollege mit gleichen Zielen zurück. Wenn alle Willigen erfasst sind, verschickt der Generalsekretär die Liste an alle Mitglieder. Dann wird sich das Bewerberfeld wohl erneut lichten, gemeinsame Lager brauchen eher einen Kandidaten, alles andere würde die Chancen schmälern. Auf die Lager kommt es bei dieser Wahl voraussichtlich an wie nie.

Halten sich da 15 Unis für besser als den Rest?

Unter dem Namen "U 15" haben sich forschungsstarke Unis vereint, darunter Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, FU und HU Berlin und die LMU München - um eigene Lobbypolitik zu machen. Etwa bei der Frage, wie die Milliarden für Forschung in Zukunft verteilt werden. Viele andere Rektoren erzürnte es, dass sich da 15 Unis für besser halten. "Raffzähne", derlei Worte fielen. Hintergrund: Die Hochschulszene fächert sich zunehmend auf, die Politik fordert das auch. Nicht jede Hochschule solle künftig alles bieten, Rektoren müssten abseits der Forschung Profile fördern. Heißt: Für manche Unis könnte es mit dem Forschen irgendwann vorbei sein, sie müssten sich schwerpunktmäßig um die Studenten kümmern. Es ist erwartbar, dass U 15 einen eigenen HRK-Chef installieren will.

Die U-15-Rektoren sind allerdings auch potenzielle Hippler-Wähler. Der Amtsinhaber wiederum entstammt dem Lager der Technik-Unis. Sicherlich müssen mittelgroße und kleinere Unis, die Angst vor einer Degradierung zur Lehranstalt haben, jemanden ins Feld schicken. Im Gespräch sind auch einige ehemalige Uni-Chefs mit gutem Ruf, ferner neutrale Rektoren, Überraschungsbewerber kann es ohnehin noch geben. Komplizierte Gemengelage. Und da sind die Fachhochschulen; falls sie keinen Vorschlag machen, sind sie vielleicht sogar das Zünglein an der Waage. Hippler zumindest ist bei vielen FH-Chefs unbeliebt.

Hippler hat eine passable Figur abgegeben

Dass Hippler als Chef-Lobbyist eine passable Figur abgegeben hat, das streiten selbst Kritiker nicht ab. So hat er hat in Interviews gebetsmühlenartig mehr Geld angemahnt; er hat die Debatte über Studiengebühren wiederbelebt, was in der HRK Zuspruch findet, sich aber wegen der öffentlichen Anti-Gebühren-Stimmung kaum einer zu sagen traut.

Seit dem Bachelor-Streit versuche er sich zumindest im Moderieren, sagt ein HRK-Insider. Am Ende "könnte ein Lautsprecher gefragter sein als ein Moderator", ein Schwergewicht im Kampf ums Geld mit der Konkurrenz. Mit Konkurrenz gemeint ist: die Wissenschaft außerhalb der Hochschulen, wie die Helmholtz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz-Gemeinschaft. Allein die Institute der drei Akteure haben zusammen einen Etat von fast acht Milliarden Euro im Jahr. Ungefähr so viel wie ein paar Dutzend kleinere Unis.

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