Fränkisch für Anfänger:Fei gscheid bled!

Studentenatlas Erlangen-Nürnberg

Baggers bekommt man nicht auf der Baustelle. Fädd hat nichts mit Fett zu tun. Und was heißt es eigentlich, wenn jemand Grischberla sagt? Eine Einführung für Neu-Franken.

Von Pia Ratzesberger

Allmächd: Ein Ausruf, der so gut wie immer passt. Der Franke drückt auf diese Weise nämlich sowohl seine (meist verhaltene) Begeisterung als auch sein Bestürzen aus. Sollte man als Zugereister seine Mitmenschen nicht auf Anhieb verstehen, kann man mit einem inbrünstigen "Allmächd" seine fehlenden Sprachkenntnisse zumindest für einen Moment kaschieren. Das hochdeutsche Äquivalent wäre "oh Gott" - "Allmächd" geht auf den Allmächtigen zurück.

A weng: Bestellt man in Franken seine -> Broudwoschd und will weder die Wurst in Senf ertränken, noch sie nackt im Brötchen belassen, bietet sich "a weng" an. Nicht zu viel, nicht zu wenig - ein wenig eben.

Ärchern: "Etz ärcher dich ned", beruhigt man in Franken. Dabei ärchert sich mancher in der Region auch nicht unbedingt wegen eines bestimmten Anlasses - sondern allein um des schönen Ärgers willen.

Baggers: Hier ist nicht etwa von einem Baustellenfahrzeug die Rede, sondern von Kartoffelpuffern. Wer Letztere in Franken bestellt, wird nicht weit kommen, das Gericht heißt dort Baggers. Baggers haben zudem eine eigene Redewendung, "dou gibt's kan Baggers", also "dort gibt es keine Baggers", heißt so viel wie "dort ist nichts zu holen".

Bled: Wenn jemand nicht klug handelt, ist er für den Franken "bled", also blöd. Die Steigerung ist -> gscheid bled, wirklich sehr dumm.

Broudwoschd: wichtiger Begriff für den Alltag in Franken, vor allem in Nürnberg, wo in der Innenstadt zahlreiche Broudwoschdbuden stehen. An diesen Bratwurstbuden bestellt man Drei im -> Weggla, drei kleine Bratwürste im Brötchen.

Duusl: Der Franke hat kein Glück, er hat Duusl. "Da hast ->fei an Dussl ghabt", heißt es nach solch einem guten Ende.

Dübb: Das T und das P schätzt man in Franken bekanntlich wenig, es ist also nur konsequent, dass aus dem "Typ" der "Dübb" wird.

Debb: ein Idiot, ein Depp.

Doud mer leid: um Verzeihung bitten auf fränkisch.

Streit um verschenkte Bratwurst

"Drei im Weggla", wie sie der Franke mag.

(Foto: dpa)

Fei: Ein unglaublich praktisches Füllwort, das alles und nichts heißt, und damit so gut wie überall verwendet werden kann. "Fei" soll dem Gesagten Nachdruck verleihen . "Ich hab fei ka Zeid" entspricht etwa "ich habe wirklich keine Zeit". "Du musst fei noch die Spüle ausräumen" will heißen "vergiss ja nicht, die Spüle auszuräumen".

Fädd: bezeichnet nichts Fettes, sondern die Nürnberger Nachbartstadt Fürth. Aus der Betitelung als Nürnberger Nachbarstadt geht auch direkt das Problem hervor, dass sich Fürther oftmals von den Nürnbergern belächelt fühlen, die zwei Fußballclubs der Städte schüren Rivalität. Gerade Studenten aber ziehen mittlerweile oft nach Fürth, weil die Altbauwohnungen in Bahnhofnähe relativ erschwinglich sind und man sowohl schnell an der Universität in Nürnberg als auch in Erlangen ist.

Graffl: bedeutet so viel wie Kram oder Gerümpel. Der bekannte Flohmarkt in -> Fädd nennt sich deshalb Graffelmarkt. Das Wort kann im Alltag aber für jegliche Ansammlung von Dingen verwendet werden. Wenn man aufgefordert wird, sein "Graffl" zusammenzupacken, muss es sich dabei also nicht um etwas Altes, Abgenutztes handeln, sondern es kann genauso gut das neue Handy gemeint sein.

Von Grischberla bis Woschd

Grischberla: Ein Mann, der das Gegenteil von durchtrainiert und sehr schmächtig ist. Wird bisweilen auch als Schimpfwort gebraucht: "ach, des is doch a Grischberla".

Gscheid: wird im eigentlichen Sinne und als Synonym für klug gebraucht. Dient den Franken aber auch zur Verstärkung ihrer Aussagen, wie zum Beispiel "gscheid -> bled".

Gwerch: bedeutet Unordnung, Durcheinander. Mit "was für a Gwerch" kommentiert der Franke komplizierte partnerschaftliche Beziehungen, ordert aber mit dem gleichen Begriff auch einen Wurstsalat namens "Nürnberger Gwerch". Diese Spezialität besteht unter anderem meist aus Stadtwurst, Presssack und Ochsenmaul.

Herzkaschber: fränkisch für Herzkaspar, Herzinfarkt. Wird meist im übertragenen Sinne verwendet - "da hädd ich fei an Herzkaschber kriegt" bedeutet, dass jemand sich stark erschreckt hat.

Ingreisch: bestellt man im Karpfen-Restaurant. Dann kriegt man nicht nur den in Fett ausgebackenen fränkischen Karpfen auf den Tisch, sondern auch die frittierten Milchner und Rogen. Allgemein bedeutet Ingreisch Eingeweide.

Kaafm: In Franken kauft man nicht, man kaaft.

Lebkoung: Spezialität, die besonders in der Adventszeit gegessen wird, aber bei weitem nicht nur dann. Hochdeutsch: Lebkuchen.

Mecherd: Seine Wünsche äußert man in Franken gerne geradeheraus, aus einem "ich möchte" wird ein "ich mecherd".

Nämmbärch: Die "Hauptstadt" Frankens, mehr ist nicht zu sagen.

Ned: aus "nicht" wird "ned". Gerne kombiniert mit -> fei. Zum Beispiel: "Dass du mir fei ned die -> Lebkoung vergissd".

Sabberlodd: Ausspruch der Anerkennung, geht in die Richtung wie "oha, nicht schlecht".

Waadschn: "A Waddschn kannst ham" entgegnet der Franke auf überzogene Forderungen. Im Normalfall allerdings eine rein rethorische Androhung. Synonym wird neben Waddschn für eine Ohrfeige auch "Schellen" verwendet.

Weggla: anderes Wort für Brötchen, meist verwendet mit "drei im", siehe auch -> Broudwoschd

Woschd: sowohl wichtig für die Bestellung beim Metzger als auch um Gleichgültigkeit zu signalisieren. "Is mir fei woaschd" will heißen "ist mir sowas von egal".

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