Flüchtlinge:Forscher empfehlen vereinfachte Ausbildung für Flüchtlinge

  • Der Aktionsrat Bildung schlägt in einem Gutachten Maßnahmen vor, um junge Flüchtlinge schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
  • Bereits in der Schule haben demnach Kinder mit Migrationshintergrund schon deutliche Rückstände gegenüber deutschen Klassenkameraden.

Der Aktionsrat Bildung empfiehlt niedrigere Standards in der Berufsausbildung für Flüchtlinge. In ihrem neuen Jahresgutachten plädieren die Bildungsforscher um den Hamburger Unipräsidenten Dieter Lenzen für "theorieentlastete zweijährige Ausbildungsberufe" und Teilqualifizierungen, um jungen Flüchtlingen den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Außerdem fordern die Wissenschaftler eine Berufsschulpflicht vom 16. bis zum 21. Lebensjahr - direkt im Anschluss an die Vollzeitschulpflicht.

Das wäre nach Einschätzung der Bildungsforscher vor allem wichtig, weil mehr als die Hälfte der 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge unter 25 Jahre alt ist, ein Viertel sogar unter 16. Flüchtlingskinder sollten nach Meinung der Wissenschaftler möglichst früh am regulären deutschsprachigen Schulunterricht teilnehmen.

Unabhängig von der Flüchtlingskrise stellt der Aktionsrat Bildung unter Verweis auf die zahlreichen statistischen Untersuchungen zum Thema fest, dass Kinder aus Einwandererfamilien generell schlechter in der Schule sind als deutsche Kinder. Schüler nichtdeutscher Herkunft hätten "in allen Teilbereichen erhebliche Rückstände gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund", heißt es in dem Gutachten. Der Anteil der Migranten ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss liegt laut Aktionsrat bei 38 Prozent, bei Deutschen sind es vergleichsweise niedrige 14 Prozent.

Andererseits sind Jugendliche aus Einwandererfamilien häufig ehrgeiziger als ihre einheimischen Altersgenossen: Junge Migranten ließen sich eher zu einer Ausbildung motivieren als deutsche Jugendliche mit vergleichbarem sozialen Hintergrund, so die Forscher.

Aktionsrat: Politik muss sich um Hochschulen kümmern

Bund und Ländern empfiehlt das Gutachten einen deutschlandweiten "Masterplan Bildungsmigration". Angesichts der hohen Zahl von Einwanderern dulde das "keinen Aufschub", erklärte der Aktionsrats-Vorsitzende Lenzen. Im Jahr 2014 kam laut Gutachten deutschlandweit bereits mehr als ein Drittel (35,3 Prozent) aller Kinder im Grundschulalter aus Familien mit Migrationshintergrund.

Ein solcher Masterplan sollte laut Gutachten zum Ziel haben, dass Einwanderer in Sachen Bildung zur einheimischen Bevölkerung aufschließen und insbesondere die hohe Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss gesenkt wird. Der Aktionsrat empfiehlt der Politik auch, sich verstärkt um die Hochschulen zu kümmern. Im Jahr 2025 hätten bereits 40 Prozent aller Studienanfänger einen ausländischen Pass, wird in dem Gutachten prophezeit.

Finanziert werden der Aktionsrat und das alljährliche Gutachten durch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. "Die Integration von Migranten und Flüchtlingen gelingt nur, wenn diese gezielt den Weg in Ausbildung oder Erwerbstätigkeit finden", erklärte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Sprachkompetenz sei "der Schlüssel zur Integration".

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