Ferienregelung der Bundesländer:Sonnige Aussichten

Schulferien

Zeugnis abholen, Ranzen packen, Tafel verschönern - und ab in die Ferien. Trotz des Terminstreits der Minister: Mehr freie Tage gibt es für Schüler nicht.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Der Druck der Tourismusbranche zeigt Wirkung: Nach einigen Querelen haben sich die Kultusminister beim Streit um die Sommerferien geeinigt. Der Zeitraum für den möglichen Ferienbeginn in den einzelnen Bundesländern wurde ausgeweitet. Doch der Kompromiss dürfte nicht überall gut ankommen.

Von Johann Osel

Die Szenarien hörten sich dramatisch an, als würden morgen die Hotels verfallen, ganze Strände veröden, Lokale schließen oder Kellner, Köche, Bademeister allesamt zum Arbeitsamt geschickt. Es geht um die Sommerferien, die stets zeitlich versetzt in den Bundesländern stattfinden. Genauer gesagt geht es um die Zeitspanne, in der die Ferien überhaupt liegen dürfen. Zwischen dem ersten freien Tag in Frühstarter-Ländern bis zum letzten Ferientag bei den Nachzüglern.

Die Tourismusbranche fordert schon seit Langem, dass dieser Korridor ausgedehnt wird: auf 90 Tage, derzeit liegt er meist bei etwa 80. Die Niedersachsen, die Bayern und die Westfalen - alle kämen sie quasi gleichzeitig an Nordsee und Ostsee, so viele Betten könne man nicht anbieten und müsse Urlaubern absagen, lautet die Klage. Davor und danach herrsche dagegen Flaute. Vom Hotel- und Gaststättenverband in Schleswig-Holstein hieß es sogar: "So verlagern die Kultusminister Arbeitsplätze ins Ausland."

Mit dem Vorwurf, ein Job-Vernichter zu sein, musste sich die Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag befassen - und mit einem Kompromiss konnte sie größere Turbulenzen abwenden. Eigentlich wollte die KMK bei ihrem Treffen die Sommerferien-Regeln für 2018 bis 2024 schnell festzuzurren. Mit einem solchen Verlauf wird das stets gemacht und auch diesmal sollte es reine Formsache sein; hatten doch die 16 Behördenchefs, die bei schnöden Verwaltungsfragen oft anstelle der Minister verhandeln, schon einen Entwurf vorbereitet. Darin war vorgesehen: wieder gut 80 Tage Ferienspanne, wie bisher auch. Nur im Jahr 2014 ist der Korridor schmaler, weil Ostern und Pfingsten sehr spät waren.

Kritik an dem Entwurf hatte vor der Tagung Schleswig-Holsteins Ministerin Waltraud Wende geübt. Das Kabinett in Kiel hatte ihr - wegen der Begehrlichkeiten der Tourismusbranche - diesen Auftrag mit in die KMK gegeben. Die Minister können ihre Beschlüsse nur einstimmig fassen. Die Einwände gegen eine Ausdehnung der Ferienzeit sind pädagogischer Natur. Es würde die Phase zwischen den freien Tagen zu Pfingsten und den Sommerferien straffen, mit Folgen für Lehrpläne und Zeugnisse.

"An die Grenze des Vertretbaren gegangen"

Nun hat die KMK die Regeln für 2018 und die Folgejahre festgelegt - der Durchschnittswert liegt bei 84,6 Tagen. Die Sommerferien dürfen in den Start-Ländern jeweils am 20. Juni beginnen. Die Präsidentin der KMK, Sylvia Löhrmann (Grüne), teilte mit: "Wir sind bis an die Grenze des pädagogisch und schulorganisatorisch Vertretbaren gegangen."

Die Kieler Ministerin Wende hat in der KMK ein wenig eingelenkt; sie kann die Erweiterung aber daheim als Erfolg verkaufen. "Dank der Unterstützung meiner Länderkollegen", sagte sie, gebe es nun eine Lösung, "die für die Schulen praktikabel ist und für die Tourismuswirtschaft eine ausgeglichene Saison über einen möglichst langen Zeitraum schafft." Zuvor hatte Heinz-Peter Meidinger, der Chef des Philologenverbands, laut Alarm geschlagen: "Die Kultusminister sind nicht das Sprachrohr der Industrie."

Die schönsten Wochen des Jahres lösen häufig unschönen Streit aus. Meist wegen des "rollierenden Systems" mit versetzten Terminen. In einem Jahr dürfen die Kinder in den einen Ländern früher urlauben, im nächsten Jahr die in den anderen. Bayern und Baden-Württemberg sind davon ausgenommen. Dort beginnen die Ferien immer erst Ende Juli oder Anfang August. Beide verteidigen dieses Privileg, das einst geschaffen wurde, weil die Landeskinder bei der Ernte helfen mussten. Vorstöße von Kollegen, die beiden Länder zum Abwechseln zu bewegen, scheitern immer wieder.

Keineswegs dürfte der aktuelle Kompromiss übrigens in der ganzen Reisebranche gut ankommen. So warnt der Verband der Veranstaltungszentren: Mehr Tage für die Ferien bedeuteten weniger Tage für die Tagungssaison. Für Kongresse kämen ferienfreie Zeiten in ganz Deutschland in Frage. Und man solle beachten, so der Verband, dass Geschäftsreisende viel mehr Geld ausgeben als Ferienreisende.

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