Essen in der Schule:So wird das Essen in Schulkantinen besser

Mittagessen vegane Kita in München

Weder schmackhaft noch gesund: Schulessen in der Mensa einer Schule in Schwerin.

(Foto: dpa)

Ernährung als eigenes Schulfach - das fordert Landwirtschaftsminister Schmidt. Gründe dafür gäbe es genug. Das eigentliche Problem liegt dennoch woanders.

Kommentar von Jan Heidtmann

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat einen Brief geschrieben. Adressaten sind die Schulbehörden der Bundesländer, denn Schmidt regt an, ein neues Schulfach einzuführen. "Jedes Kind soll das Einmaleins einer gesunden Ernährung lernen - unabhängig von Herkunft und vom Schultyp."

Es ist nicht das erste Mal, dass der Landwirtschaftsminister dies fordert, die Reaktionen folgten prompt: Idee gut, Umsetzung nicht möglich. Wenn demnächst Kartoffelkunde auf dem Stundenplan steht, warum dann nicht auch Social Media oder Toleranz? "Wenn wir allen Wünschen nach zusätzlichen Unterrichtsfächern nachkommen würden", antwortete nun die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Brunhild Kurth, "wären wir schnell bei einer 80-Stunden-Woche für Schüler". Aber lässt sich Schmidts Vorschlag tatsächlich so leicht vom Tisch wischen?

Ernährungskunde in der Schule, das war früher das Salamibrot des Klassenkameraden, wenn man selber nur eine Butterstulle hatte. Es war die Rinderbouillon für ein paar Groschen vom Automaten, der auch Kaffee und Kakao aufbrühte, dazu das Brausepulver vom Kiosk nebenan. Seitdem sind immer mehr Schulen zu Ganztagsschulen geworden und auch bei der Verpflegung hat sich eine Menge getan.

"Reispfanne mit Pute", "Mexican Wrap", "gebackener Schafskäse mit Pommes" - dies ist nur ein Auszug aus dem Speiseplan eines Münchner Gymnasiums; Schulen vernetzen sich inzwischen untereinander, um gemeinsam besseres Essen zu bekommen, die Landwirtschaftsministerien schicken dafür Berater. Und nach dem Vorbild des britischen Kochs Jamie Oliver tun sich nun auch seine deutschen Kollegen wie Sarah Wiener oder Johann Lafer in den Schulkantinen um.

Doch das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Etwa sechs Millionen Kinder müssen inzwischen täglich in Kitas und Schulen versorgt werden, da wird zu viel Fleisch aufgetischt, zu viel Zucker, zu viel Fett. An der Hälfte der Schulen in Deutschland gibt es beim Mittagessen keine Auswahl. Das liegt auch an den Eltern. Die wollen vielleicht Bio-Essen und das auch frisch gekocht, aber zahlen mögen sie dafür dann doch nicht. Mindestens drei Euro, so sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, kostet ein vernünftiges Mittagessen am Tag.

Landwirtschaftsminister Schmidt hat einiges dafür getan, dass das Essen in Schulen besser wird. Er hat den ersten "Bundeskongress Schulverpflegung" ausgerichtet, er lobt Preise für die besten Schülerköche aus, lässt Kindern erklären, wie Tomaten wachsen. Das ist wichtig, doch der Kern des Problems liegt woanders: Es gibt keine verbindlichen Standards für Kantinen. Die Länder entscheiden eigenständig, beim größten Teil der Schulen der Direktor oder gar die Lehrer selbst. Hier sollte Schmidt mehr auf die Schulbehörden einwirken, als nach neuen Fächern zu verlangen. Denn was letztlich auf den Tisch kommt, das sagt den Kindern mehr als jede zusätzliche Stunde in Ernährungskunde.

Eine ausführliche Analyse zum Thema Schulessen lesen Sie hier mit SZplus:

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: