Erfolg in der Schule:Wie Ihr Kind leichter und schneller lernt

Der Spielplatz lockt, die Sonne scheint - und am Schreibtisch hält den Nachwuchs so gar nichts mehr, weil sowieso jedes Fach langweilt? Eltern von lernunwilligen Kindern stehen oft kurz vor der Verzweiflung. Doch es gibt Tricks, mit denen sich leichter lernt.

Sabrina Ebitsch

Keine Lust zum Lernen? Mathe nervt, Latein ist laaangweilig und was im Geschichtsbuch steht, kann sich eh keiner merken? Dass Kinder manchmal nur mit Mühe an den Schreibtisch zu bewegen sind, kennen viele Eltern und ist, gerade in der Pubertät, auch völlig normal. Marianne Demmer, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, rät Eltern hier zur Gelassenheit. "Es hilft auch nichts, wenn sich die Eltern jeden Nachmittag zwei Stunden neben ihr Kind an den Schreibtisch setzen."

Wenn das Kind in der Schule und mit dem Lernen ernsthafte Schwierigkeiten hat, die über eine Phase der Lustlosigkeit hinausgehen, muss dem nachgegangen werden. Statt Druck zu machen, sollten Eltern dann das Gespräch mit dem Kind und den Lehrern suchen und versuchen zu verstehen, was die Ursachen seien, rät Demmer. Helfen können ansonsten auch folgende Punkte:

Zeitmanagement

Auch wenn der Satz zum elterlichen Standardrepertoire gehört: Bitte nicht alles auf den letzten Drücker machen. Prokrastinieren ist in Mode, Zeitmanagement ist besser. Auch Schüler sollten sich vorab überlegen, was sie wann erledigen wollen und müssen. Ein Übersichtsplan mit den Abgabeterminen von umfangreicheren Hausaufgaben und den Terminen von Schulaufgaben hilft bei der Planung und längerfristigen Vorbereitung.

Hilfreich ist es, sich immer zur selben Zeit an den Schreibtisch zu setzen und etwa zwei Stunden dabei zu bleiben. Allerdings nicht gleich nach der Schule. "Oft ist das Kind dann überhaupt noch nicht so weit regeneriert, dass es Lust zum Lernen haben kann", sagt Demmer. Eine Spielpause nach dem Mittagessen könne da die bessere Variante sein. Wer dann gerne trödelt und immer wieder Ausreden findet, um nicht anfangen zu müssen, dem hilft es, mit dem Lieblingsfach oder einer eher leichten Aufgabe anzufangen.

Zumindest einen groben Zeitplan für die nächsten Stunden sollten Schüler haben, der zwischen unbedingt zu erledigende Aufgaben und nicht so dringliche unterscheidet. Nach den Aufgaben, die leicht sind und/oder Spaß machen, um die Motivation zu erhöhen, wird der schwierigere Stoff durchgearbeitet. Im Anschluss ist Zeit für Üben und Wiederholung: In der Woche vor der Lateinschulaufgabe können beispielsweise täglich zur Vorbereitung Vokabeln gelernt werden.

Für die Fächer, die am nächsten Tag auf dem Stundenplan stehen, sollten sich Schüler auch ohne Hausaufgaben noch einmal ein paar Minuten lang die jüngsten Hefteinträge anschauen und außerdem die aktuellen Mitschriften des jeweiligen Tages durchlesen.

Zum Zeitmanagement gehören auch Pausen: Sie fördern die Konzentration und helfen, das Gelernte im Gedächtnis zu verankern. Zeit dafür sollten sich Schüler ganz bewusst nehmen - mit der Faustregel: Je länger bereits gearbeitet wurde, desto länger darf auch die Pause sein.

Hilfreiche Lernmethoden

Lernen müssen alle, aber nicht alle müssen gleich lernen. Schon im Kindesalter gibt es unterschiedliche Lerntypen: Bei dem einen Schüler bleiben die Vokabeln vielleicht schon beim Durchlesen hängen, der andere muss sie immer wieder anschauen, der nächste lernt am besten beim Sprechen oder beim Abfragen durch eine andere Person. Es kann hilfreich sein, den bevorzugten Lernweg herauszufinden und sich vor allem in schwierigen Situationen auf ihn zu stützen.

Grundsätzlich gilt aber, dass es keinen Lerntyp in Reinform gibt. "Je mehr Sinnes- und Tätigkeitskanäle angesprochen werden, desto effektiver ist das Lernen", sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Der Stoff sollte also gesehen und (laut!) gelesen, gehört und am besten auch in einen Handlungs- und Sinnzusammenhang gebracht werden, indem man eigene Notizen dazu macht oder - noch besser - anderen vorträgt und erklärt. Die Vokabeln also nicht nur immer wieder durchlesen, sondern laut vor sich hersagen und sich abfragen lassen, vielleicht sogar in einem Rollenspiel anwenden.

Auch konzentriertes Mitschreiben schon im Unterricht hilft und sollte schon von jüngeren Schülern trainiert werden. Wer das Wichtigste gleich ins Heft notiert, öffnet neben dem Hören nicht nur einen weiteren Lernkanal, sondern spart sich am Abend oft auch das erneute Durchlesen des Stoffes im Schulbuch. Unnötig zu sagen, dass auch Aufpassen und Mitdenken im Unterricht den Lernprozess effizienter machen. "Schüler müssen aktiv lernen und mit dem Stoff umgehen", rät Kraus. Sie sollten sich schon früh angewöhnen, beispielsweise einen Text nicht nur passiv zu lesen, sondern ihn mit dem Textmarker zu strukturieren oder Gedanken und Bemerkungen an den Rand zu notieren.

Wichtig außerdem: Lernen bedarf Wiederholungen; ohne ständiges Üben verschwinden selbst Inhalte, die man bereits auswendig konnte, wieder aus dem Gedächtnis. "Was im Kurzzeitgedächtnis ist, muss man im Schnitt viermal wiederholen, bis es sitzt", sagt Kraus. Die Abstände sollten dabei immer länger werden - also anfangs täglich wiederholen, dann zwei, dann drei Tage dazwischen. Schüler sollten sich auch nicht endlos mit ein und demselben Themengebiet plagen, sondern abwechseln. Kürzere Lernheiten und dafür häufigere sind sinnvoller.

Und ganz grundsätzlich gilt, dass Lernen positiv besetzt muss. Lernerfolg und Motivation bedingen sich gegenseitig und münden irgendwann in eine Aufwärtsspirale. Hilfreich dabei sind eine angenehme Lernumgebung, eine motivierende Begleitung durch Eltern, Lehrer oder Freunde mit viel Lob und konstruktiver Kritik und außerdem Pausen und Belohnungen. "Sachen, die unter Zwang und Druck gelernt werden, bleiben nicht", sagt Demmer. "Eine gute und verständnisvolle Beziehung zu Eltern und Lehrern ist mehr als die halbe Miete."

Elf konkrete Lerntipps

[] Bequem machen: Schon vorab am Arbeitsplatz etwas zu trinken bereit stellen, für ausreichend Licht sorgen, den Stuhl richtig einstellen, alle nötigen Stifte, Bücher und Materialien bereit legen - aufstehen und suchen stören nur die mühsam errungene Konzentration.

[] Störquellen abschalten: kein Fernseher im Hintergrund und am besten auch keine Musik, auch nicht in den Pausen mal kurz zwischendurch auf Facebook schauen. Das kann eher eine Belohnung im Anschluss an das Lernen sein.

[] Vokabeln lernen: Die zu lernenden Wörter in Einzelportionen aufteilen - also nicht lange brüten, bis 20 Vokabeln sitzen, sondern sie beispielsweise in vier Gruppen à fünf Wörter aufteilen. Sorgt auch für Erfolgserlebnisse zwischendurch.

[] Stoffwechsel: Wenn eine Aufgabe erledigt ist, am besten mit einem ganz anderen Fach oder Thema weitermachen. Für die Konzentration ist Langeweile durch ähnliche Inhalte mindestens so schädlich wie Ablenkung. Außerdem besteht dann keine Verwechslungsgefahr in Gehirn.

[] Üben, üben, üben: Nur durch Wiederholung wandern Inhalte ins Langzeitgedächtnis.

[] Für Problemfälle:Wenn der Stoff gar nicht haften bleiben will, mit Zeichnungen, Reimen oder Eselsbrücke arbeiten.

[] Motivation steigern: Fünf Euro für eine Zwei in der Latein-Schulaufgabe? Hilft nur bedingt, um das Kind nachmittags an den Schreibtisch zu kriegen. Greifbare Ziele und Belohnungen wirken besser - also zum Beispiel das Lieblingsgericht zum Abendessen, wenn die Vokabeln sitzen.

[] Abhaken: Matheaufgabe gelöst? Lateinvokabeln intus? Deutschlektüre gelesen? Dann auf der Liste oder dem Übersichtsplan ausstreichen - auch das wirkt wie eine Belohnung im Gehirn und damit motivierend.

[] Erfolgskontrolle: Landet das Gelernte auch im Gehirn? Um das zu überprüfen, sollten sich Schüler immer wieder mal abfragen lassen oder den gelernten Stoff für sich selbst aus dem Gedächtnis zusammenfassen. Hilft auch dabei, dass er haften bleibt.

[] Pausen machen: Sie sind weder Zeitverlust noch Konzentrationskiller, sondern helfen effizienter weiter zu arbeiten. Gerade direkt nach der Schule brauchen Kinder erst einmal etwas Zeit zum Durchschnaufen.

[] Für Eltern: Sie können ihr Kind unterstützen, indem sie den Stoff gemeinsam mit ihm wiederholen, zumindest am Anfang, bis es sich an regelmäßige und feste Übungszeiten gewöhnt hat. Auch interessiertes Nachfragen nach dem in der Schule Gelernten hilft und wirkt motivierend. Aber bitte nicht ständig wie ein Wachhund danebensitzen.

Eine umfassende Infoseite rund ums Thema Lernen hat der Gymnasiallehrer Wolfgang Pohl zusammengestellt.

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