Beatles im Englischunterricht:Pilzkopf-Pädagogik

Beatles

Aushilfslehrer aus Liverpool: Viele Englischlehrer verwenden die Beatles im Unterricht.

(Foto: dpa)

Wie bringt man Schülern am besten den Unterschied zwischen "present perfect" und "simple past" bei? Für viele Englischlehrer liegt die Lösung in ihrer Plattensammlung: Jeder zweite verwendet einer Studie zufolge Songs der Beatles im Unterricht.

Von Claudia Henzler

Das Unangenehmste am Englischunterricht war ohne Frage die Grammatik mit ihren vielen Fachausdrücken. Schnell waren sie nach dem Abitur wieder vergessen. Aber wer muss schon den theoretischen Aufbau von second conditional sentences wissen, wenn er doch Ringo Starr im Ohr hat: "What would you think, if I sang out of tune?", fragt er in "With a little help from my friends" - und genau so geht's: Zwei Teilsätze, einer beginnt mit "if" und hat ein Verb in einer Vergangenheitsform, der andere beinhaltet "would".

Für den Unterschied zu den first conditional sentences lohnt es sich, in "Can't buy me love" reinzuhören, da wimmelt es von einfachen Wenn-dann-Konstruktionen: "I'll buy you a diamond ring, my friend, if it makes you feel all right. I'll get you anything, my friend, if it makes you feel all right [...]I'll give you all I've got to give, if you say you love me, too."

Der Charme der Liverpooler Jungs funktioniert auch heute noch, 50 Jahre nachdem das Debütalbum "Please please me" erschien. Die Melodien gehen ins Ohr, gerade die frühen Songs erzählen von Dingen, die Pubertierenden nahe sind. "I want to hold your hand."

Liverpooler Jungs in deutschen Klassenzimmern

Von der Musik getragen, nisten sich die Wörter im Hirn ein - so kann Englisch Spaß machen. Kein Wunder, dass Lehrer auf der ganzen Welt besonders gerne Lieder der Beatles im Unterricht verwenden. Das hat nun das Unternehmen Kaplan International Colleges untersucht, ein privater Anbieter von Sprachreisen. 500 Englischlehrer wurden befragt, mit welchen Mitteln sie ihren Unterricht ergänzen. 86 Prozent setzen Musik ein, 40 Prozent arbeiten am liebsten mit Beatles-Songs.

Nun sind 500 Lehrer weltweit keine repräsentative Umfrage, doch wer sich auf Tauschbörsen für Unterrichtsmaterial umschaut, kann sich vom Gebrauchswert der Beatles auch in deutschen Klassenzimmern überzeugen. Viel im Einsatz sind einfache Arbeitsblätter mit Lückentexten, die Schüler nach Gehör ergänzen sollen - und dadurch Hörverständnis, Vokabeln und Rechtschreibung trainieren.

Wer seine Beatles kennt, der hat auch den Unterschied zwischen present perfect und simple past verinnerlicht. "When I was younger, so much younger than today, I never needed anybody's help in any way", singt John Lennon, und jeder versteht, dass er past tense verwendet, weil es um längst Vergangenes geht.

Dann wechselt er aus völlig nachvollziehbaren Gründen ins present perfect, weil die vergangenen Handlungen (Meinung geändert, Tür geöffnet) bis in die Gegenwart hineinreichen: "But now these days are gone, I'm not so self-assured. Now I find I've changed my mind, I've opened up the doors."

Mit den Beatles ist Englisch offenbar ganz einfach. Um es mit John Lennons Worten zu sagen: "You can learn how to play the game. It's easy."

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