Plagiatsvorwürfe gegen Bildungsministerin:Schavan will kämpfen

Das sei sei sie sich und der Wissenschaft schuldig: Bildungsministerin Schavan wehrt sich gegen die Plagiatsvorwürfe. Der Universität Düsseldorf haben ihre Anwälte jegliche Auskunft über das Verfahren zum möglichen Titelentzug verboten.

Annette Schavan ist gar nicht in Deutschland - doch Ruhe hat sie trotzdem nicht vor den Plagiatsvorwürfen um ihre 32 Jahre alte Doktorarbeit. "Ich werde kämpfen", sagte sie am Mittwoch am Rande eines Israel-Besuch in Jerusalem. "Das bin ich mir schuldig, und das bin ich der Wissenschaft schuldig." Und dann ließ sie ihre Anwälte walten: Die verboten der Universität Düsseldorf Auskünfte zur Prüfung ihrer Doktorarbeit auf mögliche Plagiate. In einem Schreiben bestehen die Juristen darauf, dass zu den bisherigen Ergebnissen, der Untersuchung und derer unmittelbarer Konsequenzen ohne die Zustimmung von Frau Professor Schavan keine Information an dieser Stelle weitergegeben werden dürfen", sagte der Rektor der Hochschule, Michael Piper, nach einer Sitzung des Promotionsausschusses.

Im Dekanat der Philosphischen Fakultät der Universität Düsseldorf wurde hinter verschlossenen Türen über das gesprochen, was längst den zahlreichen Journalisten draußen bekannt war: Ein Gutachten, dass der Bundesbildungsministerinvorwirft, in ihrer Doktorarbeit unsauber zitiert zu haben. Wie viel an den Vorwürfen dran ist und wie weiter verfahren wird, diskutiert der siebenköpfige Ausschuss.

Nach drei Stunden teilt dann Uni-Rektor Michael Piper mit, dass er nichts aus der Sitzung mitteilen darf. Die Anwälte von Schavan haben der Universität einen Maulkorb verpasst. Er betont aber, das Verfahren befinde sich erst in der Vorprüfung. Später würden möglicherweise noch Gutachter - auch externe - zurate gezogen. Allerdings: "Ich darf Ihnen ganz ausdrücklich sagen, dass wir kein besonderes Verfahren gewählt haben, weil es sich vielleicht um eine besondere Persönlichkeit handelt."

Es geht um nicht weniger als die wissenschaftlicher Ehre der Dienstchefin aller Wissenschaftler an den deutschen Universitäten, und entsprechend vorsichtig agiert die Universität Düsseldorf. Nachdem das unveröffentlichte Gutachten an die Medien weiter gegeben wurde, erstattete die CDU-Politikerin Anzeige gegen Unbekannt. "Das zeigt ja, dass das nicht im Interesse der Universität ist", sagt Pressereferentin Victoria Meinschäfer.

Die Entscheidung, ob Schavan den vor 32 Jahren verliehenen Titel behalten darf, wird sich noch hinziehen. "Wir sind noch lange nicht am Ende des Prozesses", sagt Meinschäfer. Der Ausschuss darf zudem lediglich eine Empfehlung geben an den Fakultätsrat, der den Titel aberkennen darf. Bevor der Ausschuss sich festlege, wird aber Schavan selbst zu Wort kommen. "Ihr wird die Gelegenheit eine Stellungnahme eingeräumt", sagt die Referentin.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüft die Aufnahme von Ermittlungen, wie ein Sprecher mitteilte. In der Anzeige der Hochschule sei der Kreis möglicherweise infrage kommender Personen nicht genannt worden. Das Gutachten war nur für den Promotionsausschuss bestimmt, 15 Personen hatten es bekommen.

Die SPD legte der Vertrauten von Kanzlerin Angela Merkel indes den Rücktritt nahe. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte über Schavan: "Als Bildungs- und Forschungsministerin ist sie bereits jetzt irreparabel beschädigt." Mit Blick auf Schavans Israel-Besuch fügte er hinzu: "Ich glaube, Israel war ihre Abschiedsreise." Unabhängig von der aktuellen Debatte habe er hohen Respekt vor der politischen Lebensleistung der CDU-Politikerin.

Aus der schwarz-gelben Koalition erfuhr Schavan erneut Unterstützung. "Auch für eine Ministerin muss gelten, dass es keine Vorverurteilungen geben darf", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Oppermann vergreife sich im Ton.

CSU-Chef Horst Seehofer nannte die Vorgänge an der Uni Düsseldorf sehr problematisch. Der FDP-Bildungsexperte Patrick Meinhardt sagte: "Ich fordere ein faires Verfahren und ein Ende der politischen Treibjagd von Rot-Grün." Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Hamburgs Ressortchef Ties Rabe (SPD), äußerte sich zur Frage nach einem Rücktritt Schavans zurückhaltend. "Wir sollten erst einmal sorgfältig die Fakten klären und allen Seiten die Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben."

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