Katalog für Zusammenarbeit:Eltern sollen in der Schule mehr mitsprechen dürfen

Bildungsverbände fordern Reform der Grundschule

In der Schule müssen die Kinder alleine klarkommen, doch zu Hause tragen die Eltern entscheidend zum Bildungserfolg bei.

(Foto: dpa)

Viele Schulen sind für Mütter und Väter nicht sehr einladend. Dabei spielen die Eltern eine wichtige Rolle für den Bildungserfolg der Kinder. Die Kultusminister empfehlen deshalb nun eine engere Zusammenarbeit - und mehr Mitsprache für Erziehungsberechtigte.

Von Roland Preuß

In mancher Schulaula finden sich Eltern so verloren wie in einer Wüste, einer Servicewüste, um genau zu sein. Es gibt keine Wegweiser zu Schulleitung oder Sekretariat, kein Hinweis auf weitere Informationen. Manchmal steht da noch ein Schild: "Bitte lassen Sie ihr Kind nun alleine weitergehen." Das alles wirkt nicht sehr einladend.

Man kann solche Szenen als Parabel nehmen für die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern, die in vielen Fällen noch nicht so richtig funktioniert. Dabei ist längst bekannt, wie wichtig die Eltern für den Schulerfolg des Kindes sind. Zum einen ebnet ein bildungsbürgerliches Zuhause oft den Weg zu guten Noten und Abitur. Zum anderen entscheidet aber auch das Engagement der Erwachsenen darüber mit, wie gut der Nachwuchs vorankommt: wissen die Eltern, auf was sie achten müssen, verstehen sie Mitteilungen der Schule, spricht man über Probleme?

Ein "Kompass" voller Empfehlungen soll Eltern und Schulen nun auf eine Wellenlänge bringen. Bildungsexperten und Kultusministerien haben den Katalog im Auftrag der Vodafone-Stiftung entwickelt, der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Ressortchef Stephan Dorgerloh (SPD) stellte ihn am Mittwoch in Berlin vor. Laut Vodafone-Stiftung ist es der erste Katalog dieser Art. Die 28 Seiten sind voller praktischer Empfehlungen, wie die Zusammenarbeit zum Wohle beider Seiten gelingen kann.

"Unterstützungsinstrument für den Schulalltag"

Das fängt mit Wegweisern am Schuleingang an, auch in den Sprachen zugewanderter Eltern, und geht über Informationen über Beratungs- und Hilfsangebote bis hin zu einer Beschwerdestelle für Diskriminierungsfälle. Wo bisher Elternsprechstunden und von Schülern überbrachte Briefe üblich waren, sollen Rundmails an die Eltern, Informationen auf der Homepage der Schule aber auch ehrenamtliche Übersetzer für Migrantenfamilien hinzukommen.

Dorgerloh sprach von einem "wichtigen, praxisorientierten Unterstützungsinstrument für den Schulalltag". Der Katalog soll nun bundesweit als Empfehlung an die Schulen weitergereicht werden. Auch der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, begrüßte die Handreichung. "Eltern sind ein leider vielfach noch ungehobener Schatz im deutschen Schulwesen", sagte er.

In den Schulen dürfte allerdings nicht jeder begeistert sein. Wer die Empfehlungen umsetzten will, steht vor gewaltigen Aufgaben: Eltern und Lehrer sollen sich etwa über die Bildungsziele der Sprösslinge verständigen, über Erziehungs- und Lernmethoden austauschen. Die Schulen sollen über Kinderrechte und Schutz vor Mobbing aufklären. Die Schulleitungen sollen den Eltern mehr Mitwirkung ermöglichen, Defizite erfassen, zum Beispiel, indem die Eltern einmal im Jahr gefragt werden, wie zufrieden sie sind.

Das klingt nach langen Debatten, aber auch nach Ärger, den man sich ins Haus holen kann. Eine solche Zusammenarbeit aber, da sind die Experten überzeugt, sei fruchtbar.

Die Liste erhebt nicht den Anspruch, dass sie vollständig umgesetzt werden muss; sie soll lediglich eine Orientierung bieten, betonen die Autoren. Die fünf Professoren hatte sich vor allem an Standards der Eltern-Lehrer-Zusammenarbeit aus den USA orientiert.

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