Ehemalige ZVS:Wie bewerbe ich mich bei hochschulstart.de für einen Studienplatz?

Mit einem Abi von 0,7 keinen Studienplatz und bis zu sechs Jahre Wartezeit - die Bewerbung bei der ehemaligen ZVS, der Stiftung für Hochschulzulassung, hat ihre Tücken. Aber wer einige Hinweise beachtet, kann seine Chancen steigern.

Sabrina Ebitsch

Nach dem Abi steht Studienanfängern nicht nur die Welt offen, sondern auch eine Hochschullandschaft, die auf den ersten Blick ziemlich verwirrend sein kann: fast 400 Hochschulen mit mehr als 16.000 Studienangeboten gibt es in Deutschland. Und die Wege, die zu den mehr als 9000 grundständigen Studiengängen - also jenen für Studienanfänger - führen, unterscheiden sich ganz grundsätzlich.

So bürokratisch der Bewerbungsjargon von "örtlich zulassungsbeschränkt" bis "Ortspräferenz" zunächst klingen mag - bei näherem Hinsehen und mit dem nötigen Hintergrundwissen ist die Hochschulbewerbung gar nicht mehr so kompliziert wie es scheint. Grundsätzlich gibt es in Deutschland drei Wege hin zu einem Studienplatz, auf die das Studienfach und der Studienort einen Bewerber festlegen: nicht zulassungsbeschränkte, örtlich und bundesweit zulassungsbeschränkte.

Mehr als die Hälfte aller Studiengänge in der Bundesrepublik sind nicht zulassungsbeschränkt - das heißt, nach der Immatrikulation kann sich jeder, der Lust auf dieses Studienfach hat, einfach mit Semesterbeginn in den Hörsaal setzen. Ein Tipp für alle, die bei der Studienplatzsuche zu kurz gekommen sind: Oft sind Fächer, die an manchen Hochschulen nur nach einem Bewerbungsverfahren offen stehen, an anderen Hochschulen frei zugänglich - sogar so beliebte Studiengänge wie Architektur. Auf der Seite der Hochschulrektorenkonferenz www.hochschulkompass.de kann man sich solche Studiengänge, sortiert nach Fachgebiet oder Region, anzeigen lassen.

Diese Studiengänge sind keine Resterampe, sondern in vielen Fällen schlicht weniger bekannt oder an Hochschulen in vermeintlich weniger attraktiven Orten. "Ein NC heißt nur, dass die Zahl der Interessenten größer ist als die Kapazität im Studiengang - das lässt noch keinen Rückschluss auf die Qualität der Ausbildung zu", sagt Christiane Mateus-Brinck, stellvertretende Leiterin der Studienberatung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Neben dem Ruf der Hochschule spiele auch die Attraktivität der Stadt eine Rolle. "Wir versuchen mit den Studieninteressierten herauszufinden, was das Passende für sie ist: Man muss ausloten, ob der Studiengang selbst oder der Studienort die erste Priorität ist."

hochschulstart.de statt ZVS

Studiengänge mit mehr Bewerbern als Plätzen haben eine Zulassungsbeschränkung: Entweder eine örtliche, womit die Hochschule selbst festlegt, welche Voraussetzungen Bewerber erfüllen und welche Verfahren sie durchlaufen müssen, oder eine bundesweite. Bundesweit zulassungsbeschränkt sind Studiengänge, für die traditionell ein hoher Andrang zu erwarten ist. Um diesen gerecht zu verteilen, wurde in den 1970er Jahren die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen gegründet.

Die ZVS, die wegen des bürokratischen, wenig Wahlfreiheit erlaubenden Verfahrens oft in der Kritik stand, wurde mittlerweile in die Stiftung für Hochschulzulassung überführt. Studienplätze vergibt die Stiftung über www.hochschulstart.de. Wer in Deutschland Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin oder Pharmazie studieren will, bewirbt sich dort - eine Direktbewerbung bei den Hochschulen ist in diesen Fächern nicht möglich. "Studienanfänger werden nicht darum herumkommen, sich mit dem doch recht komplexen Bewerbungsverfahren auseinanderzusetzen und sich dafür auch einige Wochen Zeit zu nehmen", sagt Mateus-Brinck.

Bei hochschulstart.de werden die Studienplätze über eine Quotenregelung vergeben: 20 Prozent gehen an die Bewerber mit den besten Abinoten, weitere 20 Prozent an die mit der längsten Wartezeit, die derzeit bei bis zu sechs Jahren liegt. Die übrigen 60 Prozent werden im Auswahlverfahren der Hochschulen vergeben, in dem die Hochschulen selbst die Kriterien festlegen können. Obwohl dabei beispielsweise die Noten im Bio-LK oder die abgeschlossene Berufsausbildung als Krankenpfleger berücksichtigt werden, bleibt der Abischnitt entscheidend.

Geschickt bewerben und Pluspunkte sammeln

Der Andrang auf die medizinisch-pharmazeutischen Fächer ist hoch - in Medizin kamen beispielsweise zum Wintersemester 2011/12 auf einen Studienplatz fünf Bewerber - und entsprechend hoch ist auch der NC, der Numerus Clausus. Schlagzeilen machte ein Abiturient, der mit einem Abischnitt von 0,7 keinen Studienplatz in Medizin bekommen konnte.

Zu beachten gilt es beim NC, dass er keine Auskunft über die tatsächliche Grenze im aktuellen Bewerbungsverfahren gibt, sondern nur ein auf der Vergangenheit basierender Richtwert ist. Wenn im Vorjahr Bewerber mit der Note 1,5 in Pharmazie einen Studienplatz bekommen haben, sagt das nichts über die Chancen in diesem Jahr, weil möglicherweise mehr Bewerber mit besseren Noten den NC erhöhen. Auf den Seiten von hochschulstart.de kann man sich über die Auswahlgrenzen der vorhergehenden Semester in den jeweiligen Fächern informieren.

Für einen Bewerber mit einem Abischnitt von 1,5 beispielsweise ist nach der Lektüre klar, dass er in der Abiturbestenquote kaum eine Chance auf einen Medizin-Studienplatz im ersten Anlauf hat und besser auf das Auswahlverfahren der Hochschulen setzt. "Die Hochschulquote ist die, die für die meisten am spannendsten sein dürfte. Hier muss man sich gründlich über die Auswahlkriterien informieren, um herauszufinden, wo man die besten Chancen hat", sagt Mateus-Brinck.

Bewerber müssen die Verfahren der einzelnen Hochschulen prüfen, um herauszufinden, wo sie Pluspunkte sammeln können - an der Uni Erlangen beispielsweise werden Medizin-Bewerber mit abgeschlossener Ausbildung in Berufen wie Altenpfleger oder Laborant um 0,1 nach oben gestuft und auch die Ergebnisse des Medizinertests werden hier berücksichtigt.

Automatisch aussortiert

Die so genannten Ortspräferenzen, die jeder Bewerber angeben muss, sollte er daher nicht nur nach dem Heimatort oder dem Wohnort von Freund oder Freundin wählen. Beachten muss edabei auch, dass die Chancen von Uni zu Uni unterschiedlich hoch sind: Während im Wintersemester 2011/12 an der Berliner Charité beispielsweise bei den Abiturbesten nur die genommen wurden, die einen Abischnitt von 1,0 hatten und Berlin bei der Ortspräferenz an Nummer 1 gesetzt hatten, kamen in Hannover oder Rostock alle Abiturbesten unter. Manche Unis setzen auch grundsätzlich voraus, dass Bewerber sie an Position 1 oder 2 setzen. Wer das übersieht, wird automatisch aus dem Bewerberpool aussortiert und vergibt wertvolle Chancen.

Wer sich mit den Details und Stolpersteinen des Verfahrens auseinandergesetzt hat - weitere Hinweise zu Auswahlgrenzen und Kriterien in den jeweiligen Fächern liefern die Seiten von www.hochschulstart.de und bei darüber hinausgehenden Fragen die Beratungs-Hotline unter 0180 3 987111 001 -, hat das Schlimmste hinter sich. Die Bewerbung bei hochschulstart.de selbst ist deutlich weniger aufwändig als die Vorbereitung darauf. Über das Bewerbungsportal Anton können Interessierte ihren Antrag online ausfüllen und herunterladen.

Eingereicht werden muss er zusammen mit einer beglaubigten Kopie des Abiturzeugnisses, Bescheinigungen über Berufsausbildungen oder dem Ergebnis des Medizinertests per Post - und zwar für das Wintersemester bis spätestens 31. Juli für Abiturienten des laufenden Jahres. Wer sein Abi bereits früher gemacht hat, für den ist bereits der 15. Juni der Stichtag. Achtung: Wer sich online bewerben will, muss sich als Altabiturient bereits bis 31. Mai und als Neuabiturient bis 15. Juli bei Anton angemeldet haben. Bei Bewerbungen für das Sommersemester gilt der gemeinsame Stichtag 15. Januar für den Online-Antrag und der 31. Januar für das Einsenden der Unterlagen.

Sind die Bewerbungsunterlagen abgeschickt, fängt das große Zittern an. Mitte August (Wintersemester) beziehungsweise Mitte Februar (Sommersemester) erfahren die Bewerber in der Abiturbesten- und Wartezeitquote, ob es geklappt hat oder nicht. Im Auswahlverfahren der Hochschulen dauert es länger: Hier wird Anfang September/März der erste Teil der Zusagen verschickt, Ende des Monats dann der zweite Teil sowie die Ablehnungen. Aber auch wer dann nur eine Absage im Briefkasten hat, hat noch Hoffnung: Über zwei Nachrückverfahren gibt es noch bis Mitte Oktober/April Chancen auf bisher nicht vergebene Studienplätze.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: