Zwei Monate nach dem Zugunglück von Bad Aibling kommen neue Erkenntnisse der Ermittler ans Licht. Der zuständigen Staatsanwaltschaft in Traunstein zufolge soll der Fahrdienstleiter das Unglück fahrlässig verursacht haben, weil er sich von einem Handy-Spiel ablenken ließ. Der Beschuldigte wurde deshalb laut Behörden am Montag festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Damit nehmen die Untersuchungen der Behörden eine neue Wendung. Der Beschuldigte soll den Ermittlern zufolge zum Unfallzeitpunkt auf seinem Mobiltelefon ein Computerspiel gespielt haben. "Es muss aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs davon ausgegangen werden, dass der Beschuldigte dadurch von der Regelung des Kreuzungsverkehrs der Züge abgelenkt war", teilte der Leitende Oberstaatsanwalt am Dienstag mit.
Das Spiel soll fatale Folgen gehabt haben. Der Fahrdienstleiter habe deshalb den Zügen falsche Signale gegeben und später bei Notrufen am Funkgerät die falsche Tastenkombination gedrückt, sodass die Notrufe nicht von den Zugführern gehört werden konnten, heißt es in der Erklärung weiter. Bei seiner Festnahme habe der Mann dann zwar gestanden, am Handy gespielt zu haben. Er habe aber bestritten, dadurch abgelenkt worden zu sein. Den Ermittlern zufolge wird dem Mann nach den neuen Erkenntnissen dennoch nicht mehr nur Augenblicksversagen, sondern eine erheblich schwerer ins Gewicht fallende Pflichtverletzung vorgeworfen.
Bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge nahe Bad Aibling waren am 9. Februar auf der Strecke von Holzkirchen nach Rosenheim elf Insassen ums Leben gekommen und 85 teils lebensgefährlich verletzt worden. Die Ermittlungen zu den Ursachen des Unglücks dauern allerdings noch immer an. Bislang haben sich laut Staatsanwaltschaft aber keine Hinweise auf technische Störungen ergeben, die Ursache oder Mitursache der Katastrophe sein könnten. Zuvor hatte es auch Mutmaßungen gegeben, Probleme beim Zugfunk hätten das Unglück mit ausgelöst. Dem hatte die Deutsche Bahn widersprochen. Im März hatten die Ermittler die Bahn noch vor einer "Fehlerquelle bei der Abwicklung des Funkverkehrs bei Notrufen der Fahrdienstleiter" gewarnt. Sprecher der Eisenbahngewerkschaft EVG hatten deshalb zuletzt Konsequenzen gefordert und mahnten eine rasche Aufklärung der Vorgänge im Sinne von Passagieren und Mitarbeitern an.