Zugunglück in Oberbayern:Bad Aibling: Ermittlungen gegen Fahrdienstleiter wegen fahrlässiger Tötung

  • Das Zugunglück von Bad Aibling ist nach Angaben der Ermittler auf menschliches Versagen zurückzuführen.
  • Gegen den Fahrdienstleiter wird wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung ermittelt.
  • Der Mann hatte sich nach dem Unglück zunächst nicht geäußert, am Montag aber sein Schweigen gebrochen.

Eine Woche nach dem Zugunglück von Bad Aibling mit elf Toten und mehr als 80 Verletzten haben die Ermittler erstmals ausführlich über ihren Kenntnisstand berichtet: Demnach ist menschliches Versagen die Ursache des Unfalls.

Gegen den Fahrdienstleiter sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr eingeleitet worden, sagte am Dienstag der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese in Bad Aibling.

Die beiden Meridian-Nahverkehrszüge der zwischen Holzkirchen und Rosenheim verkehrenden privaten Bayerischen Oberlandbahn waren am Dienstag vergangener Woche bei Bad Aibling frontal zusammengestoßen.

Die Einlassungen des Fahrdienstleiters waren "in sich schlüssig"

Der Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn hatte beide Züge auf der eingleisigen Strecke passieren lassen. "Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen", sagte Giese. Er betonte aber auch, das Unglück sei nicht vorsätzlich herbeigeführt worden.

Der Fahrdienstleiter habe, als er seinen Fehler bemerkt habe, noch einen Notruf abgesetzt, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz. "Aber der ging ins Leere." Er ergänzte: "Was wir momentan haben, ist ein furchtbares Einzelversagen."

Der Verdächtige hatte sich nach seinen Angaben zunächst nicht geäußert, am Montag aber sein Schweigen gebrochen. Er wurde demnach mehrere Stunden vernommen. Die Einlassung sei nach Angaben der Ermittler "in sich plausibel" gewesen. Details aus den Vernehmungen gaben sie aber nicht preis. Das müsse alles erst mit den sichergestellten Daten und Unterlagen abgeglichen werden.

Der Verdächtige wurde an einen sicheren Ort gebracht

"Es gibt keine Hinweise auf Alkohol", sagte Rosenheims Polizeipräsident Robert Kopp. Eine Atemalkoholanalyse bei dem Fahrdienstleiter habe ein Ergebnis von 0,0 ergeben.

Der Verdächtige ist 39 Jahre alt und hat mehrere Jahre Berufserfahrung. Er ist nicht in Untersuchungshaft, weil nach Angaben der Staatsanwaltschaft kein Haftgrund vorliegt. Der Fahrdienstleiter wurde in Absprache mit seinen Verteidigern an einen sicheren Ort gebracht, sagte Oberstaatsanwalt Branz: "Ihm geht's nicht gut." Die Staatsanwaltschaft kennt den Aufenthaltsort.

Die Wiederherstellung der stark beschädigten Bahnstrecke dauert noch immer an. Auf einer Länge bis zu 120 Metern müssen Schienen und Schwellen teils erneuert werden. Es ist noch unklar, wann die Unglücksstrecke wieder freigegeben werden kann.

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