Zugunglück bei Bad Aibling:"Die Oberleitung war abgerissen, die lag da so rum und Blitze zuckten heraus"

Zugunglück bei Bad Aibling: Das schwerste Zugunlück in Deutschland seit langer Zeit: Um kurz vor sieben Uhr am Dienstagmorgen stießen in der Nähe von Bad Aibling zwei Züge frontal aufeinander.

Das schwerste Zugunlück in Deutschland seit langer Zeit: Um kurz vor sieben Uhr am Dienstagmorgen stießen in der Nähe von Bad Aibling zwei Züge frontal aufeinander.

(Foto: AFP)

Bernhard Lechner-Raith saß in einem der Züge, die bei Bad Aibling kollidierten. Hier erzählt er, wie er das Unglück erlebte.

Protokoll von Oliver Klasen, Bad Aibling

Bernhard Lechner-Raith, 19, saß in dem Zug, der von Holzkirchen nach Rosenheim unterwegs war. Mit seinem Freund Tobias Fürbeck, 20, steht er abends auf der Mangfallbrücke, dort, wo die Polizei den Zufahrtsweg teilweise abgesperrt hat, und berichtet der SZ von seinen Erlebnissen im Unglückszug.

"Ich war auf dem Weg zur Arbeit, ich saß - glaub ich - im vierten Wagen. Ich war ein bisschen in den Sitz versunken, hatte das eine Bein gegen den Sitz vor mir gepresst. Noch etwas müde war ich und ich habe über Kopfhörer Musik gehört. So wie immer eigentlich, ein normaler Dienstagmorgen.

Der Zug war schon einigermaßen schnell, so 80 bis 100 vielleicht. Plötzlich gab es einen extrem lauten Knall. Mein Rucksack ist mindestens zehn Meter weiter nach vorne geflogen. Ich bin nur gegen den Sitz geschleudert worden, aber die Leute, die im Gang standen, sind mehrere Meter nach vorne gefallen, manche sind auch gegen Stangen geprallt. Einige von ihnen hatten Blut im Gesicht.

Mein Wagen war relativ unbeschädigt, nur die Abdeckung einer Deckenlampe, so sah es jedenfalls aus, ist auf den Boden gekracht und in tausend Scherben zersprungen.

Durch die Tür konnte ich nach draußen. Es war noch ziemlich dunkel und erst hab' ich gar nicht erkannt, wie schwer der Zug beschädigt ist. Ich bin dann dort rumgegangen. An einem der vordereren Wagen hab' ich Schreie gehört, auch einen anderen Mann gesehen, der auch dort rumgelaufen ist und gesagt hat, wir müssen da doch jetzt irgendwie helfen. Aber wir hatten dann Angst, dass wir einen Stromschlag bekommen. Die Oberleitung war abgerissen, die lag da so rum und Blitze zuckten heraus.

Außerdem schien es so, genau konnte ich es nicht sehen, als habe der Mann ein Bein verloren. Er hat sehr stark geblutet. Ich hab' dann meinen besten Kumpel angerufen, den Tobias. Er ist sofort mit dem Auto hergekommen und war fast gleichzeitig mit den Rettungskräften da. Ich konnte laufen, hab' mich nur an der Lippe und am linken Bein etwas verletzt.

Wir sind dann von der Feuerwehr registriert worden, haben unsere Personalien angegeben. Die Rettungskräfte haben damit angefangen, Bäume wegzusägen und sich irgendwie einen Weg zum Zug freizumachen. Mit einem großen Feuerwehrbus sind wir dann von da abtransportiert und in die Sammelstelle nach Kolbermoor gebracht worden. Die Leute, die schwerer verletzt waren, haben sie zu den Krankenwagen geschafft."

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