Zerkarien in bayerischen Seen:Fieses Jucken nach dem Bad

Zerkarien Feringasee

Besonders betroffen von den Larven der Saugwürmer ist der Feringasee.

(Foto: Florian Peljak)

An einigen Seen in Bayern beißen sich die Larven von Saugwürmern in die Haut von Schwimmern und verursachen quälenden Ausschlag. Am Feringasee, am Tegernsee und auch an einigen Ufern des Starnberger Sees wird inzwischen von dem dubiosen Juckreiz berichtet.

Von Sabine Wejsada

Nach der Erfrischung im See kommt plötzlich dieser Juckreiz beim Sonnenbaden. Dann bilden sich rote Quaddeln auf der Haut, die durch jedes Kratzen noch schlimmer werden. Dieses Erlebnis machen seit einiger Zeit Badende im Feringasee, seit einigen Tagen aber auch am Tegernsee, und auch von einigen Ufern des Starnberger Sees wird schon von dem dubiosen Juckreiz berichtet. Der wird weder von Mücken oder Bremsen noch von einer besonderen Sonnenallergie ausgelöst. Es sind Zerkarien, nur einen Millimeter kleine Tierchen, die sich in die Haut eines Schwimmers bohren.

Die Larven von Saugwürmern schwimmen zu Tausenden im Feringasee bei Unterföhring und befallen eine Vielzahl von Badegästen. Gerhard Schmid, Leiter des Gesundheitsamtes im Landkreis München, musste deshalb in den vergangenen Tagen immer wieder besorgte Anfragen beantworten. Seine Behörde warnt auf seiner Homepage und auf zehn rund um den Feringasee stehenden Schildern vor den Tierchen. Zentrale Botschaft: Das Baden erfolge auf eigene Gefahr. Aber: Eine echte Gesundheitsgefährdung bestehe nicht, wie das Gesundheitsamt Miesbach für den Tegernsee mitteilt.

Der Feringasee ist nun bereits zum zweiten Mal nach August 2012 von den Saugwurmlarven befallen. Im vergangenen Jahr war die Situation, so Schmid, bedeutend schlimmer. Zwar hätten auch heuer mit Beginn des Hochsommers verunsicherte Badegäste im Gesundheitsamt angerufen und von Pusteln auf der Haut berichtet, "doch das ist kein Vergleich zum Vorjahr".

Wer sich nach dem Schwimmen gleich abtrockne und die Kleidung wechsle, könne sich gegen den lästigen Hautausschlag schützen, sagt Schmid. "Wenn der Befall mit Zerkarien schlimmer wird, dann werden wir zusätzlich Handzettel an die Badegäste am Feringasee verteilen", kündigt der Mediziner an. Ein Badeverbot müsse seine Behörde aber nicht aussprechen.

Die Larven der Saugwürmer gedeihen am besten bei Wassertemperaturen von über 21 Grad Celsius - und dieser Wert ist im Feringasee längst überschritten. Befallen die Zerkarien den Menschen, hat das unangenehme Folgen: rote Quaddeln, die aussehen wie eine Mischung aus Mückenstich und Nesselausschlag. Jeder Betroffene reagiere allerdings anders, sagt der Mediziner Schmid. Einer sieht nach dem Bad in dem mit Zerkarien belasteten See aus wie gepunktet, ein anderer dagegen merke so gut wie gar nichts und habe vielleicht ein, zwei Pusteln.

"Zerkarien können nicht in den Organismus eindringen"

Schwimmer können aber vorbeugen: Untersuchungen hätten gezeigt, dass Wirkstoffe existieren, die ein Eindringen der Zerkarien in die menschliche Haut verhindern, wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mitteilt.

So sei es sinnvoll, sich vor dem Schwimmen mit Lotionen zum Quallenschutz einzucremen, sagt Schmid. Der Arzt rät Badegästen darüber hinaus, sich nach dem Bad sofort kräftig abzutrocknen und umzuziehen. Und falls möglich, sollten die Gäste flache Stellen im See meiden. Dort ist das Wasser besonders warm.

Das allerdings dürfte bei einem Besuch mit Kindern am See schwierig werden, wie Schmid einräumt. Aber: Selbst wenn jemand mit Zerkarien belastetes Wasser schlucke, müsse er sich keine allzu großen Sorgen machen. "Die Zerkarien können nicht in den Organismus eindringen", erläutert der Mediziner. Der Mensch ist laut Schmid "der Fehlwirt für die Zerkarien, sie wollen eigentlich zurück zu den Wasservögeln". Dort kommen sie her. Durch die Ausscheidungungen von Enten gelangen die Eier der geschlechtsreifen Saugwürmer ins Wasser und infizieren die Schlammschnecken. In der Schnecke reifen Zehntausende Zerkarien, die wiederum ins Wasser abgegeben werden und Enten oder eben auch Menschen infizieren können.

Ausgangspunkt sind also die Wasservögel. "Man kann nur an die Leute appellieren, dass die Tiere nicht gefüttert werden", betont Schmid. Eine große Population in der Nähe sei immer ein Problem für Badeseen und Weiher. Vorgehen könne man gegen die Zerkarien nicht. "Wir werden nicht mittels des Infektionsschutzgesetzes den Abschuss von Wasservögeln anordnen, das wäre nicht verhältnismäßig." Schließlich seien auch die Tiere ein Stück Natur. Der Mensch müsse sich eben darauf einstellen, dass bei diesem Wetter Zerkarien im Wasser gedeihen.

Trotz der vielen Wasservögel sei die Wasserqualität am Feringasee noch ohne Beanstandung, was die Darmbakterien Escherichia coli und Enterokokken angeht. Auch wenn sich bei der jüngsten Messung am 22. Juli die Konzentration an Escherichia coli von zehn auf 42 in 100 Milliliter Wasser erhöht hat, wie auf der Homepage des Landkreises nachzulesen ist. Die Darmbakterien sind ein Indikator für die Fäkalbelastung eines Gewässers. Von einer extremen Belastung sei der Feringasee aber noch weit entfernt.

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