Würzburg:Steter Tropfen

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SZ-Grafik; Quelle: Regierung von Unterfranken (Foto: j)

In Unterfranken ist das Wasser nicht nur knapp, sondern auch von mäßiger Qualität. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen zeigt nun erste Erfolge

Von Claudia Henzler, Würzburg

Normalerweise wäre jetzt die Zeit, in der sich in Unterfranken die Grundwasserspiegel heben. Doch in diesem Winter hat es zu wenig geregnet, nun droht Unterfranken eine neue Trockenzeit. Denn die Vorräte sind knapp: Schon seit Anfang 2015 liegt die Niederschlagsmenge, die in Würzburg gemessen wird, deutlich unter den Mittelwerten.

Wasser ist in Unterfranken ein Problem, sowohl was die Menge, als auch was die Qualität betrifft. Nördlich der Donau regnet es weniger als in Südbayern, hinzu kommt in vielen Gebieten Unterfrankens ein Boden, der das Wasser schlecht filtert und speichert. So gelangen Dünger und Pflanzenschutzmittel nicht nur leichter ins Wasser, sie werden auch noch weniger verdünnt als in wasserreichen Gebieten. Zwei Drittel des Grundwassers, das in Unterfranken gefördert wird, muss wegen Verschmutzungen aufbereitet werden, bevor es als Trinkwasser abgegeben werden kann, sagt Axel Bauer, der bei der Regierung von Unterfranken für den Bereich Wasser zuständig ist. Eine erfreuliche Nachricht hat er jedoch auch: Die Nitratbelastung ist in den vergangenen 25 Jahren kontinuierlich gesunken.

Landes- und Kommunalpolitik versuchen seit Jahrzehnten, das Problem in den Griff zu kriegen. Vor gut 20 Jahren haben sie die wasserarme Region an den Tropf Südbayerns gehängt. Mit einem enormen Investitionsaufwand wird seitdem Wasser aus dem Donaugebiet über die europäische Wasserscheide ins fränkische Seenland geschafft, um es bei Bedarf in Richtung Regnitz und Main zu leiten. Pro Jahr sind das etwa 150 Millionen Kubikmeter Wasser. Für die Trinkwasserversorgung wird dieses Wasser nicht verwendet, dabei hilft eine Fernleitung aus dem Lechmündungsgebiet. Etwa vier Millionen Kubikmeter fließen pro Jahr nach Unterfranken und werden dort an kleine Wasserversorger verteilt, die es zum Teil unter die eigenen Vorräte mischen.

Daneben gibt es ein Bündel an kleinen Maßnahmen, die für sich genommen unbedeutend wirken mögen, im Zusammenspiel aber Wirkung entfalten sollen. Ein Vorzeigeprojekt läuft schon seit 2002 im Werntal, Kreis Main-Spessart. Dort gewinnt die Stadt Karlstadt ihr Wasser, doch es enthält zu viel Nitrat. Um die Belastung zu senken, haben die Stadtwerke mit Bauern im Werntal Verträge geschlossen. Zum Start des Projekts beauftragte die Regierung von Unterfranken einen Geologen damit, den Untergrund zu kartieren. Der ermittelte für jeden Acker, wie leicht dort Nitrat ins Grundwasser gelangen kann. Aus der Bodenbeschaffenheit und der Durchlässigkeit des darunter liegenden Gesteins ergab sich eine von vier Gefährdungsstufen: Von rot wie sehr hoch über orange und gelb bis farblos gleich unbedenklich. Im zweiten Schritt verhandelten die Wasserversorger dann mit den Landwirten darüber, wie die Stickstoffwerte auf den roten und orangefarbenen Flächen gesenkt werden können. So sollten die roten höchstens alle vier bis fünf Jahre umgepflügt und lieber als Futterwiesen genutzt werden. Wo der Boden etwas besser ist, kann zum Beispiel Braugetreide wachsen, das ist im Anbau grundwasserfreundlich. Regelmäßige Bodenproben sind Grundlage für die Düngeplanung. Für den Mehraufwand und als Ausgleich für geringere Erträge bekommen die Landwirte Geld. Wer zum Beispiel Sonnenblumen anbaut, erhält von seinem Wasserversorger pro Hektar 80 Euro. Pflanzt er zusätzlich noch Zwischenfrüchte und verzichtet dabei auf mineralische Stickstoffdüngung, kommen pro Hektar weitere 125 Euro dazu. Für etwa 1100 Hektar wurden bisher Verträge geschlossen, die Kosten werden auf die Wasserkunden umgelegt. "Nicht mal 20 Cent pro Kubikmeter Wasser", seien das, sagt Peter Schwappach, der bei der Regierung von Unterfranken für das Projekt zuständig ist. Angesichts des Wasserpreises von 2,40 Euro pro Kubikmeter in Karlstadt sei das ein "überschaubarer Betrag", findet Schwappach. Seiner Ansicht nach sind die Ergebnisse der freiwilligen Kooperation "ermutigend". Insgesamt sinke der Nitratwert langsam. Besonders interessant an diesem Projekt findet Schwappach, dass die Landwirtschaft nicht aus dem gesamten Gebiet verbannt wird. "Das ist der Charme dieser Lösung: Auf den guten Flächen findet weiter landwirtschaftliche Nutzung statt."

Initiiert wurde das Werntal-Projekt als Teil der von der Bezirksregierung 2001 gestarteten "Aktion Grundwasser". Mit einem Budget von 400 000 Euro für Bildungs- und Modellprojekte sollen möglichst alle erreicht werden: vom Bäcker, der nitratarm angebautes Getreide verbacken soll bis zum Bürger, der das kostbare Gut in Haus und Garten möglichst sparsam einsetzt. Damit beim nächsten Trockensommer, wie schon 2015, eine Notversorgung mit Tanklastern die Ausnahme bliebt.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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