Würzburg:Rektor versprach Schülern 100 Euro für Hinweise auf Drogendealer

Kiffen

Nicht nur Kiffen ist strafbar. Es genügt schon, beim Drehen mitzuhelfen.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Damit wollte Hermann Rapps kiffenden Schülern und Dealern an seiner Würzburger Schule auf die Schliche kommen. Nun erzählt er, wie erfolgreich das Lockangebot war.

Interview von Katharina Hamel

Um kiffenden Schülern und Drogendealern auf die Schliche zu kommen, hat der Schulleiter des Würzburger Siebold-Gymnasiums, Hermann Rapps, zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen: Er hat aus eigener Tasche bis zu 100 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt.

SZ: Herr Rapps, Sie haben Ende Februar eine Prämie für Hinweise auf Drogenkonsum und Drogenhandel an Ihrer Schule ausgelobt: für Informationen zu kiffenden Schülern 50 Euro, für Informationen zu Drogendealern 100 Euro. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?

Hermann Rapps: Der Ausgangspunkt waren Hinweise von Eltern an meine Stellvertreterin und mich, dass es an unserer Schule Probleme mit Drogen gibt. Wir haben sofort entschieden, etwas dagegen zu unternehmen. Am nächsten Tag sind wir in die neunte Jahrgangsstufe gegangen, die besonders von der Thematik betroffen war, und haben eine Null-Toleranz-Politik bezüglich Drogen an unserer Schule verkündet.

Aber warum war es nötig, eine Belohnung auszuschreiben?

Im Bereich der illegalen Drogen stößt man auf eine Mauer des Schweigens. Mit dem Geld wollte ich die Mauer des Schweigens durchbrechen. Das hat auch geklappt: Etliche Schüler sind zu mir gekommen.

Nur wegen des Geldes?

Nein. Sie sind nicht wegen des Geldes zu mir gekommen, sondern um mir ihre Sorgen mitzuteilen.

Gab es keine anderen Methoden, das Problem zu lösen?

Das war der einzige mögliche Weg. Ich fand das Problem so massiv, dass ich nicht warten, sondern sofort handeln wollte. Ich habe den Schülern meine Bedenken geschildert und sie gebeten, mit mir gemeinsam die Dealer und Konsumenten zu enttarnen, sofern sie auf unsere Schule gehen.

Wie kam die Maßnahme bei Schülern und Eltern an?

Die Belohnung wurde in der neunten Jahrgangsstufe kontrovers diskutiert - auch bei manchen Eltern. Soweit ich weiß, gab es aber keine Beschwerden beim Elternbeirat. Auch die Schüler haben sich nicht bei mir beschwert. Ich hatte den Eindruck, dass die Null-Toleranz-Politik der Schule gegenüber illegalen Drogen dem Rechtsempfinden der Kinder entsprach. Ich möchte eine Schule führen, in der Eltern keine Sorgen um Leib, das Leben und die Psyche ihrer Kindern haben müssen.

Wie sinnvoll ist es denn unter pädagogischen Aspekten, den Schülern Geld zu bieten, um an Informationen zu kommen?

Im Rückblick war es vielleicht ein bisschen ungeschickt. Das gebe ich zu. Aber dadurch, dass ich bereit war, mein eigenes Geld einzusetzen, haben die Kinder verstanden, dass es mir wichtig war. Ich möchte nicht, dass unsere Schule zu einem Ort der Gefährdung wird. Das kann nicht der Sinn von Schule sein. Und sagen wir mal so: Die Polizei und die Staatsanwaltschaft setzen auch auf eine Belohnung, um Hinweise auf Straftäter zu erhalten.

Aber es ist doch ein Unterschied, ob Ihnen Kinder aus Sorge um ihre Freunde von Drogenproblemen in der Schule berichten, oder ob sie es tun, weil sie Geld kassieren wollen.

Das Geld hat keinen großen Anreiz gehabt. Ich habe die 50 Euro nur in einem einzigen Fall gezahlt. Die restlichen Schüler sind aus Sorge um ihre Freunde gekommen.

Wie erfolgreich war das Lockangebot?

Seit Beginn der Aktion am 25. Februar haben wir zahlreiche Gespräche mit Kindern und Eltern geführt. Weder der Konsum noch der Handel von Drogen an der Schule konnte bestätigt werden. Deshalb haben wir das Ganze zum 9. März eingestellt. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Aktion nur ein Sturm im Wasserglas war. Zusammen mit der Polizei haben wir Präventionsmaßnahmen angeschoben und den Schülern ein Gespür für den Umgang mit Drogenproblemen vermittelt.

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