Würzburg:Die Gartenschau ist ein 179-tägiges Eröffnungsfest für einen neuen Stadtteil

Würzburg: Auch für den eigenen Garten sollen die Besucher Gestaltungsideen finden.

Auch für den eigenen Garten sollen die Besucher Gestaltungsideen finden.

(Foto: Landesgartenschau Würzburg)
  • Die Landesgartenschau in Würzburg beginnt in wenigen Tagen.
  • Danach soll ein neues Stadtviertel für 4500 Bewohner in mehreren Bauabschnitten entstehen.
  • Nach einem alten Flurnamen soll der neue Stadtteil "Hubland" genannt werden. Er liegt direkt oberhalb der Würzburger Altstadt.

Von Claudia Henzler, Würzburg

Zwei Tage vor der Eröffnung wird auf der Landesgartenschau in Würzburg eifrig gewerkelt. Lieferwagen bringen letzte Bahnen Rollrasen oder Paletten mit Blumen. Am Stand der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau schleppen Studenten in T-Shirt und Latzhose blühende Topfpflanzen heran. Sie wollen demonstrieren, wie man aus einem kleinen Garten eine Wohlfühloase machen kann. Noch ist dafür einige Fantasie nötig, aber bis Donnerstag haben die angehenden Gartenbau-Techniker ja noch ein bisschen Zeit.

Claudia Knoll ist in ihrer leuchtorangenen Jacke, der Erkennungsfarbe der Gartenschau, von Weitem zu sehen. Wenn sie über das Gelände geht, muss sie hier Mitstreiter grüßen und da Fragen beantworten. Als Geschäftsführerin der Bayerischen Landesgartenschau GmbH liegt eine lange Vorbereitungsphase hinter ihr, auf den letzten Metern muss sie sich mit Kleinigkeiten wie Lautsprechertests in der Blumenhalle herumschlagen.

Gerade erst hat sie einen Schaden in einem lila blühenden Beet entdeckt: Da sind tatsächlich ein paar welke Blätter zu sehen. "Oh nein", ruft sie fast entsetzt, "die hat der Frost erwischt. Das müssen wir noch ausbessern." Insgesamt kann Knoll wenig aus der Ruhe bringen. Sie ist Gartenschau-Profi, die in Würzburg ist schon ihre achte.

Knoll sieht den Reiz der Gartenschau zu allererst in ihrer städtebaulichen Funktion. Damit eine Kommune den Zuschlag und etliche Millionen Fördergeld vom Freistaat erhält, muss sie erstens mit der Gartenschaugesellschaft zusammenarbeiten, hinter der Berufsverbände von Garten- und Landesbau stehen, und zweitens einen Park schaffen, der die Zeit überdauert. In Würzburg wird dieser Park das grüne Zentrum des Hublands sein, eines neuen Stadtteils für 4500 Einwohner. "Normal kommt der Gärtner als letztes", sagt Knoll. Hier aber sind erst wenige Quartiere bebaut. Die späteren Bewohner können eine fertige Freizeitlandschaft übernehmen.

Die ungewöhnliche Form des Areals - 1,7 Kilometer lang und maximal 500 Meter breit - ist durch die militärische Vergangenheit zu erklären: Das Hubland war einst Standort eines Fliegerhorsts, später einer US-Garnison. Wo sich heute der Park befindet, erstreckte sich früher die Landebahn. Zur Eröffnung sollen auf der Rasenfläche noch einmal Segelflugzeuge in die Luft gezogen werden.

Einzig der Schatten fehlt auf der großen Wiese

Claudia Knoll kann sich gut vorstellen, dass die Würzburger sich auf dem langen Grün später mal zum Fußballspielen oder Sonnenbaden treffen. Dass die zentrale Fläche weitgehend baumlos ist, könnte im Hochsommer zur Herausforderung werden. Zuflucht bieten neben der Blumenhalle (einem ehemaligen Flugzeughangar) und den Gaststätten große rote Sonnenschirme, unter denen Sitzsäcke im Signaturorange liegen, und ein alter Baumbestand am Wegesrand. Dort laden Hängematten zum Nickerchen ein.

Auf dem gesamten Areal finden sich Anspielungen an die Geschichte des Hublands: Spielgeräte in Form von Tower und Flugzeug oder Tulpenteppiche in den amerikanischen Farben - letztere jedenfalls demnächst. "Die Tulpen hätten jetzt alle dastehen sollen", sagt Knoll bedauernd. Leider habe der Winter ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein paar Tage werde es noch dauern, bis wirklich alles blüht. Rechtzeitig öffnen wird dafür die ehemalige Tankstelle, die jetzt als American Diner dient, davor parkt einer der typischen gelben Schulbusse. "Wir versuchen, eine Geschichte zu erzählen", erklärt Knoll.

Gleichzeitig - und vor allem - soll die Gartenschau aber nach vorne blicken und sich damit auseinandersetzen, wie Leben und Freizeit in Zukunft aussehen könnten. Das geschieht vor allem in den sogenannten Wissensgärten, in denen sich verschiedene Organisationen präsentieren. Allein der Bund Naturschutz, der eine Voliere mit heimischen Schmetterlingen aufgebaut hat, bietet mehr als 700 Veranstaltungen an. Hinzu kommen Informationen etwa zu Urban Gardening, vertikalen Gärten und Salatanbau in Nährlösung.

Das Interesse bei den Würzburgern ist groß

Für die Würzburger soll die Gartenschau ein 179-tägiges Eröffnungsfest für den neuen Stadtteil werden. Das Interesse scheint groß zu sein, am Dienstag bilden sich vor den Ticketschaltern Schlangen, weil es die Dauerkarten bis Mittwoch zum Sonderpreis gibt. Wechselnde Schwerpunktthemen und ein Programm mit Konzerten und Ausstellungen sollen sicherstellen, dass der Besuch spannend bleibt.

Die Gartenschau dürfte in erster Linie für Einheimische interessant sein, doch auch für Tagesbesucher soll sich der Eintritt lohnen, verspricht Knoll. Der kostet pro Erwachsenem stolze 18 Euro, zum Ausgleich sind die Tickets für Kinder mit drei Euro günstig. Bis sechs Jahre ist der Eintritt frei.

Öffnungszeiten: 12. April bis 7. Okt., täglich von 9 bis 18 bzw. 19 Uhr, das Gelände kann nach Kassenschluss über Drehkreuze verlassen werden. Infos im Internet unter www.lgs2018-wuerzburg.de.

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