Wohnungsnot bei Studenten:Eine Besenkammer für 450 Euro

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Studenten auf Zimmersuche müssen in München bereit sein, hohe Mieten zu zahlen. Die Wartezeit auf ein Zimmer im Wohnheim kann mehrere Semester betragen. (Archivbild)

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Zu Beginn des Wintersemesters suchen viele Studenten in Bayern noch nach einer Wohnung.
  • Vor allem in München, Würzburg, Erlangen und Ingolstadt ist die Lage angespannt.
  • Wenig Probleme gibt es dagegen in Passau, Augsburg, Regensburg, Nürnberg und Ansbach. Dies ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

Wartezeit auf einen Platz im Wohnheim kann vier Semester betragen

In München stehen derzeit 6800 Studierende auf der Warteliste des Studentenwerks. Insgesamt gibt es in München 9249 Wohnplätze. Die Wartezeit liegt je nach Wohnheim zwischen einem und vier Semestern. Das Studentenwerk betont, dass sich der tatsächliche Bedarf erst im Laufe des Semesters herausstelle. Zusätzlich gebe es eine Privatzimmervermittlung, jährlich fänden dadurch etwa 2000 Studenten einen Platz zum Wohnen. Außerdem hat das Studentenwerk 32 Notunterkunftsplätze eingerichtet, die fünf bis zehn Euro pro Nacht kosten.

"Die Situation in München ist immer schwierig", sagt Sebastian Biermann vom Initiativkreis Studentisches Wohnen. Etwa 11 Prozent von Münchens Studenten kommen laut Biermann in den Wohnheimen unter. Der Rest muss sich anderweitig umsehen. "Wohnen ist hier extrem teuer, unter 400 Euro ist auf dem Markt nichts zu finden", sagt Biermann.

In Würzburg gibt es 3576 öffentlich geförderte Wohnanlagen. Derzeit sei in der Stadt die Situation "recht gespannt", sagt Franz Tegtmeier vom Studentenwerk. Etwa 800 Studenten stehen derzeit auf der Warteliste. In der Privatzimmervermittlung gibt es momentan 24 Plätze. Außerdem bietet das Studentenwerk "Wohnen für Hilfe" an: Studenten können in privaten Wohnungen unterkommen und bieten dafür Hilfe im Alltag an.

In Bamberg haben sich deutlich weniger Studenten als im vergangenen Jahr beworben, 300 suchen noch eine Wohnung. "Dort hat die Privatzimmervermittlung aber ein größeres Angebot", sagt Tegtmeier. An den Standorten Aschaffenburg und Schweinfurt sei "alles okay".

Brennpunkte sind Erlangen und Ingolstadt

Im Großraum Nürnberg ist die Lage sehr unterschiedlich. In der Stadt Nürnberg und in Ansbach gibt es kaum Probleme. Echte Brennpunkte seien Erlangen und Ingolstadt, sagt Uwe Scheer, Pressesprecher des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg: "Hohe Preise, niedriges Niveau. In Erlangen bekommen Sie eine Besenkammer für 450 Euro." Scheer rät darum, Innenstädten auszuweichen und im Umland ein Zimmer zu suchen.

Für die 3800 Plätze des Studentenwerks gibt es keine Wartelisten, sie werden nach unterschiedlichen Kriterien an bedürftige Studenten verteilt. In diesem Wintersemester sind alle besetzt.

Entspannter sieht es in Regensburg aus. "Schlimm ist es nicht", sagt Gerlinde Frammelsberger, Geschäftsführerin des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz. Zum Wintersemester 2014/2015 haben sich zwar weitaus mehr Studenten für einen Wohnplatz beworben als im Vorjahr: 1913 Bewerber gab es, 2013 waren es noch 1246. Sie kommen aber in 3678 öffentlichen Wohneinheiten unter.

Matratzenlager für Nachrücker

Für Studenten, die ihren Studienplatz in Regensburg im Nachrückverfahren erhalten haben, wurde ein Matratzenlager im einem Gemeinschaftshaus des Studentenwerks eingerichtet. Aktuell sind 15 der etwa 31 000 Studierenden dort angemeldet.

Das Studentenwerk Niederbayern hat Wohneinheiten im Landkreis, die es im vergangenen Sommersemester angemietet hatte, wieder zurückgeben, denn: "Zwei Drittel davon standen leer. Für die Studenten ist die Innenstadt attraktiver", sagt Frammelsberger.

Auch in Passau gibt es keine Probleme: Den 763 Bewerbern stehen 993 öffentlich geförderte Wohneinheiten gegenüber. "Das sind die Gesamtzahlen an Bewerbungen. Viele Studenten bewerben sich mehrfach und finden dann anderweitig etwas."

In Augsburg gibt es laut dem Studentenwerk keine akute Wohnungsnot für Studierende. Auf der Warteliste für die 1695 Wohnplätze stehen derzeit 600 Namen. Zudem bilde die Warteliste nicht den tatsächlichen Bedarf ab, da viele Studenten anderweitig ein WG-Zimmer oder ein Appartement gefunden hätten.

  • Linktipp: Wie man als Student am besten an eine Wohnung kommt oder wo am am besten ausgeht? Ratschläge zum Studentenleben in deutschen Uni-Städten finden Sie hier.
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