WM im Eisschwimmen:"Jeder, der das Ding überlebt, hat schon einen Titel"

WM Eisschwimmen, Burghausen

Über dem Wöhrsee erhebt sich die Burg Burghausen, die die Bewohner gern als "längste Burg der Welt" bezeichnen.

(Foto: WoW-Art/Halder)

Bei der Weltmeisterschaft im Eisschwimmen springen knapp 300 freiwillige Teilnehmer in einen See im oberbayerischen Burghausen. Mitorganisator Oliver Halder erzählt, wie man es bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt aushält, ohne zu erfrieren.

Interview von Jenny Stern

Die Regeln sind eindeutig: Wer bei den Weltmeisterschaften im Eisschwimmen mitmacht, darf Badehose, Badeanzug oder Bikini tragen, nicht mehr. Das oberbayerische Burghausen gibt zum zweiten Mal den Gastgeber. Diesmal sind laut Veranstalter 250 bis 300 Teilnehmer aus 26 Ländern dabei und sie alle werfen sich ab Freitag in den Wöhrsee - bei Wassertemperaturen von weniger als fünf Grad. Oliver Halder, 43, ist einer der Organisatoren und schwimmt auch selbst mit. Allerdings nicht bei der WM über 1000 Meter am Freitag, sondern einen Tag später beim nationalen Wettbewerb, dem German Open Cup.

Burghausen bereitet sich auf ein eisiges Wochenende mit bis zu minus 15 Grad vor. Ist es wenigstens ein gutes Gefühl, wenn es draußen noch kälter ist als im Wasser?

Wenn man einmal im Wasser ist, ist man drinnen. Das ist nicht so tragisch - zumindest nicht für den erprobten Eisschwimmer. Das Problem an den kalten Außentemperaturen ist, dass man beim Schwimmen zusätzlich noch kalte Luft einatmet. Dadurch kühlt der Körper noch schneller aus und es dauert länger, sich wieder aufzuwärmen. 2015 hatten wir außen plus 15 Grad, das war herrlich. Aber für das Publikum ist das natürlich ein bisschen unspektakulär.

Was hat Eisschwimmen, was andere Sportarten im Warmen nicht haben?

Es ist einfach ein Kick, ein Adrenalinstoß, den man da kriegt. Eigentlich wie bei jedem anderen Extremsport auch. Ich bin der Manager von Christof Wandratsch, dem Weltmeister im Eisschwimmen über 1.000 Meter Freistil, und habe ihn bei der Längsquerung des Bodensees begleitet. Danach haben wir nach neuen Herausforderungen gesucht und, nach vielen erfolgreichen Rennen im Ausland, mit vielen engagierten Helfern die Eisschwimm-Weltmeisterschaften nach Burghausen geholt.

Überquerung des Bodensees

Oliver Halder, Manager von Christoph Wandratsch, dem Weltmeister im Eisschwimmen über 1.000 Meter Freistil, begleitet ihn bei der Längsquerung des Bodensees.

(Foto: WoW-Art/Halder)

Und jetzt muss ein Titel für Sie her?

Jeder, der das Ding überlebt, hat schon einen Titel. (lacht) Nein, Spaß beiseite: Ich bin nicht unbedingt der Langsamste, aber ganz vorne schwimme ich nicht mit.

Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ins Wasser zu hüpfen, ist nicht ganz ungefährlich. Wie bereiten Sie sich auf einen Wettkampf vor?

Die Körpertemperatur fällt im Eiswasser rapide ab, das ist klar. Eine Unterkühlung ist eine ernsthafte Bedrohung. Deshalb sollte man generell viel Schwimmen im Freiwasser. Ich gehe ab September dann immer wieder in den See und schwimme, dadurch gewöhnt sich der Körper allmählich an die kälteren Temperaturen. Das funktioniert natürlich nur in Kombination mit Ausdauertraining und normalem Training im Schwimmbecken. Ein bisschen verrückt muss man aber natürlich sein, sonst macht man so einen Sport nicht.

Wie ist die Stimmung gerade vor Ort?

Insgesamt machen etwa 250 bis 300 Eisschwimmer aus 26 Nationen mit. Und es gibt noch alle Hände voll zu tun. Wir müssen zum Beispiel versuchen, den See eisfrei zu halten, wir haben knackige Temperaturen gerade. Feuerwehrpumpen halten das Wasser ständig in Bewegung, damit es nicht einfriert. Wenn wir die nicht hätten, wäre nach einer Viertelstunde eine Eisschicht über dem See.

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