Wirtschaft:Spitzenstandort für Industrie

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In einem weltweiten Vergleich landet Bayern auf Platz zwei

Von Maximilian Gerl, München

Bayern hat drei Trümpfe, sie heißen Staat, Wissen und Markt. Zu diesem Urteil kommt die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) in einer aktuellen Studie. Das Resultat der drei Trümpfe: Im internationalen Vergleich der Industriestandorte landet Bayern auf dem zweiten Platz. Der Freistaat, so die VBW, sei ein weltweiter "Spitzenstandort". Deutschland erreicht in der Studie dagegen "nur" Rang vier.

Die Wirtschaft in Bayern brummt, das ist nichts Neues. An entsprechende Rekordmeldungen zu phänomenalen Gewinnen und schier unglaublichen Arbeitslosenquoten hat man sich hierzulande genauso gewöhnt wie an die damit einhergehenden Schattenseiten - etwa die fast allerorten steigenden Miet- und Kaufpreise für Immobilien. Trotzdem bleibt die Frage spannend, warum Bayern wirtschaftlich so gut dasteht. Der Blick auf die anderen deutschen Bundesländer greift dafür zu kurz. Stattdessen muss man sich den Freistaat im internationalen Vergleich ansehen.

Genau das macht die VBW-Studie, die jährlich erhoben wird. In dem Papier werden die Standortvorteile des Freistaats einerseits mit dem bundesdeutschen Durchschnitt verglichen, andererseits mit Staaten wie den USA, Japan oder den Niederlanden. Man kann sich das ein bisschen wie bei Olympischen Spielen im Mehrkampf vorstellen: Je nach Disziplin gibt es Punkte zu ergattern, alle zusammengerechnet führen zum Ergebnis.

Bayern punktet dabei in drei Bereichen. Erstens: Die staatlichen Rahmenbedingungen seien dank eines effizienten Regierungsapparats und "hoher wirtschaftlicher Freiheit" sehr gut, urteilt die Studie. Zweitens: In Bayern herrsche ein gutes "Innovationsumfeld", sprich, in Bayern forschten besonders viele Firmen und meldeten Patente auf neue Erfindungen und Produkte an. Und drittens: Die Wertschöpfungskette sei in Bayern besonders breit. Das heißt, wenn in Bayern Waren produziert oder Dienstleistungen bereitgestellt werden, sind daran offenbar überdurchschnittlich viele Unternehmen beteiligt. Im Idealfall steigt der Wert einer Ware oder Dienstleistung mit jedem Schritt im Produktionsprozess. Das Produkt wird sozusagen veredelt - und davon profitiert dann jeder daran beteiligte Betrieb.

Dank dieser drei Trümpfe landet Bayern im VBW-Vergleich auf Platz zwei, wie schon in den Vorjahren. "Der Erfolg des Freistaats basiert vor allem auf seiner starken Industrie", fasst VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt das Ergebnis zusammen. Es gebe allerdings "Warnsignale, die wir ernst nehmen müssen". Der Abstand zum Spitzenreiter Schweiz sei größer geworden, der Vorsprung auf die drittplatzierten USA dagegen geschrumpft. Und auch Schwellenländer wie China holten stetig auf.

Denn trotz aller Rekordmeldungen ist Bayern nicht überall spitze. Die Trümpfe Staat, Wissen und Markt haben ihren Preis. Bildung und funktionierende staatliche Strukturen gibt es nicht zum Nulltarif. Im Vergleich schneidet Bayern daher vor allem bei den Arbeits-, Export- und Treibstoffkosten schlecht ab. Malaysia liegt hier auf Platz eins. Allerdings verdient ein Arbeiter in Kuala Lumpur oder Putrajaya weniger als sein Kollege in Landshut oder Passau. Insofern dürften viele Bayern mit Platz 38 in dieser Disziplin ganz zufrieden sein.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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