Wirtschaft:"Schöne Grippewelle"

Erhebliche Umsatzausweitung der Bionorica läuft nach Plan

Michael Popp, Chef der Pharmafirma Bionorica.

(Foto: dpa)

Nur Russland vereitelt die Wachstumspläne von Bionorica

Andere Firmenchefs erläutern bei Pressekonferenzen erst einmal anhand von Diagrammen wie sich Umsatz, Ergebnis oder der Aktienkurs entwickelt haben. Die Grafik von Michael Popp, Chef des auf pflanzliche Arzneimittel spezialisierten Pharmaunternehmens Bionorica aus Neumarkt in der Oberpfalz, zeigt die Zahl von Erkrankungen der Atemwege. In den ersten Wochen des Jahres 2015 steigt die Kurve steil an, viel steiler als 2014. "Vergangenes Jahr hatten wir eine richtig schöne Grippewelle", sagt Popp. Das ist gut für sein Geschäft.

Das Präparat Bronchipret habe sich so gut verkauft, dass "einige Apotheken ausverkauft waren und auf Konkurrenzprodukte ausweichen mussten". Trotzdem konnte Bionorica in Deutschland zum ersten Mal mehr als 100 Millionen Euro umsetzen. Sinupret und Bronchipret, zwei von 14 Produkten im Sortiment des Familienunternehmers, gehören gemessen an der Zahl der verkauften Packungen zu den absatzstärksten Phytopharmaka im OTC-Markt, das sind Arzneien, die rezeptfrei in der Apotheke verkauft werden.

Insgesamt legten die Erlöse der Gruppe um gut fünf Prozent auf 244 Millionen Euro zu; Ertragszahlen nennt Popp nicht. Eigentlich hat er sich für jedes Jahr zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz vorgenommen. Aber das Geschäft in Russland, wichtigster Auslandsmarkt, leidet unter der Wirtschaftskrise und dem Kursverfall des Rubels. Bionorica hat die Preise zwar angehoben, aber weniger stark als nötig. "Ich möchte, dass sich die Russen unsere Produkte auch noch leisten können", sagt Popp. "Wenn nichts Dramatisches passiert", will er 2017 mit dem Bau eines Werks in Russland beginnen. Einig ist er sich auch mit Neumarkt über den Kauf eines Grundstücks, das an das Firmengelände grenzt. Auch dort sollen die Kapazitäten erweitert werden.

Die braucht er. In Studien sei längst nachgewiesen, dass zum Beispiel harmlose Harnwegsinfekte mit Phytopharmaka behandelt werden können. Dennoch dominierten Antibiotika bei der Behandlung von Infektionen. "Das wird sich ändern, weil die Resistenzen zunehmen", erwartet Popp. Nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OECD) könnten etwa 50 000 Todesfälle jährlich durch Infektionen mit resistenten Erregern verursacht sein. Die Gefahr solcher Resistenzen habe nun auch die Politik erkannt, lobt Popp und verweist auf Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sogar beim G-7-Gipfel in Elmau seien die Resistenzen ein Thema gewesen.

2016 sollen die Erlöse von Bionorica weiter steigen. Gute Chancen für seine Substanz Dronabinol rechnet sich Popp aus, falls Cannabis-Produkte bei der Schmerztherapie chronisch kranker Patienten zugelassen werden. So sieht es zumindest der Referendenentwurf eines Gesetzes vor. Popps Ziel, alle vier bis fünf Jahre den Umsatz zu verdoppeln, vereitelt die schwierige Lage in Russland. Die Kapazitäten in Neumarkt seien auf 500 Millionen Euro Umsatz ausgelegt.

Deutschland leidet derzeit wieder unter einer Grippewelle. Die Kurve in Popps Diagramm steigt nicht so steil an wie 2015. "Aber wir sind zufrieden."

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