Wiesn-Apps:Und dann die Handys zum Himmel ...

Ist die Mass fair eingeschenkt? Wie viel Promille habe ich nach wie vielen Getränken? Und wie granteln Wiesn-Besucher richtig? Antworten liefern nützliche Apps fürs Oktoberfest. Unnütze sorgen zumindest für Unterhaltung. Eine Auswahl.

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Oktoberfest 2013 - Opening Day

Quelle: Getty Images

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Münchner Oktoberfest 2014:

Was bringt die App? Sie informiert über fast alles: Bierpreise, Fahrgeschäfte, Öffnungszeiten, Termine für Festumzüge und Familienevents, Sicherheitstipps für Frauen, Locations für die After-Wiesn-Party. Für Touristen sind die wichtigsten Sätze ins Bairische übersetzt, Menschen mit Behinderung bekommen Infos über rollstuhltaugliche Fahrgeschäfte, Plätze in den Festzelten und barrierefreie Toiletten. Abrufbar, und das ist auf der netzüberlasteten Wiesn wirklich ein Argument, ist die App auch offline.

Für wen ist die App interessant? Für Pedanten, die ihren Wiesn-Besuch genau planen, oder Erstbesucher, die sich auf der Zugfahrt nach München in Ruhe einlesen möchten.

Was kann die App nicht? Einem die Entscheidung abnehmen, was man denn nun alles machen soll auf der Wiesn.

Was kostet die App? Kostenlos für iOS-Geräte, für Android-Nutzer gibt es sie gar nicht.

Anant Agarwala

Oktoberfest 2013 - Opening Day

Quelle: Getty Images

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Wiesn-Bingo:

Was bringt die App? Riesenrad fahren, eine Ochsensemmel essen, einen Maßkrug stemmen, einen echten Münchner küssen, "Atemlos" mitsingen und am anderen Tag mit einem Kater im Bett liegen - es braucht viel Ausdauer, um eine Runde Wiesn Bingo zu gewinnen. Ziel dieser neuen Spiele-App ist es, vorgegebene Aufgaben auf dem Oktoberfest zu erfüllen und mit einem Foto zu dokumentieren. Wer die meisten Punkte in seinem Freundeskreis sammelt, wird Bingo-König.

Für wen ist die App interessant? Für Wiesn-Nerds, die von Samstag an 16 Tage Urlaub auf der Theresienwiese machen. Selbst bei einem kleinen Spiel muss man 25 Aufträge mit dem Smartphone dokumentieren: mit Maßkrug, beim Schunkeln mit einem Japaner, im Sanitätszelt. Im Profi-Modus sind es sogar 50 Fotos. Schwer wird vor allem diese Kombination: "Von der Bank fallen"/ "Toboggan fahren ohne Hinfallen".

Was kann die App nicht? Den Kredit abbezahlen, der nötig ist, um alle Herausforderungen zu meistern.

Was kostet die App? Die App gibt's umsonst für Android-Geräte, angekündigt ist sie für iOS- und Windows-8-Geräte.

Thierry Backes

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Quelle: Stephan Rumpf

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Oktoberfest.de:

Was bringt die App? Sie hilft im Chaos. Wer sie nutzt, sieht, bei welchen Zelten sich das Anstellen noch lohnt und welche schon dicht sind. Wie das geht? Natürlich über die Crowd: Nutzer, die sich gerade vor oder in einem Zelt aufhalten, übermitteln die Info über den Touchscreen. Auch nützlich: Es gibt eine Verbindung zur App Findou, bei der man auf einer Karte sehen kann, wo sich die Freunde grade herumtreiben. Dafür muss man allerdings sein Adressbuch offenlegen. Außerdem enthalten: praktische Infos zu den Zelten, ein Wiesn-Quiz und Webcambilder.

Für wen ist die App interessant? Eigentlich für alle, die keinen Tisch reserviert haben oder es hassen, im Zelt herumzubrüllen, um sich mit Freunden zusammenzutelefonieren.

Was kann die App nicht? An ruhigen Tagen zuverlässig Auskunft geben, ob ein Zelt voll ist. Android-User glücklich machen.

Was kostet die App? Kostenlos für iOS- und Android-Geräte.

Anant Agarwala

General Views - Oktoberfest 2012

Quelle: Getty Images

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iSayHello:

Was bringt die App? Wie begrüßt man sich auf Bairisch, was sagt man im Restaurant und worauf muss man beim Flirten achten? Dank dieser App können sich Nicht-Bayern zumindest grob mit den Hochdeutschverweigerern verständigen - und sich die wichtigen Wörter einfach vorsprechen lassen. Sogar das Vokabular für Notfälle ist aufgelistet - links die hochdeutschen Wörter, rechts die Dialektvariante.

Für wen ist die App interessant? Für alle, die sich mit Einheimischen verständigen wollen. Wer die Dialektwörter nur abliest, kann eigentlich gar nicht verstanden werden - Bairisch als Schriftsprache: schwierig. Die Wörter zum Anhören klingen dafür so, als hätte sie wirklich ein Bayer ausgesprochen. Der Wortschatz ist alltagstauglich, deckt aber nicht das spezifische Wiesn-Vokabular ab.

Was kann die App nicht? Wer kein Bayer ist, wird durch diese App auch keiner werden.

Was kostet die App? Für iSayHello müssen Android- und Apple-Nutzer 0,89 Euro zahlen.

Ingrid Fuchs

App "Bierinspektor" auf dem Münchner Oktoberfest, 2012

Quelle: Robert Haas

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Bier-Inspektor:

Was bringt die App? Ist die Maß fair eingeschenkt oder hat der Wirt einen beim Zapfen übers Ohr gehauen? Die App fragt erst der Maßpreis ab. Dann können kritische Bierzeltbesucher ein Foto von ihrer Maß schießen und der Bier-Inspektor ermittelt, wie viel Geld sie dem Wirt geschenkt haben. Kommentiert wird das Ganze mit bairischen Sprüchen à la "Wer nix wird, wird Wirt". Bei fair eingeschenkten Krügen rät die App: "Lass Dich nicht lumpen, hoch den Humpen!" Wer damit noch nicht genug beschäftigt ist, kann die Ergebnisse über die App bei Facebook posten.

Für wen ist die App interessant? Für alle, die mal wieder über die unverschämten Bierpreise schimpfen wollen. Nach ein paar Maß sicher eine nette Unterhaltung - bis sich die Sprüche zu wiederholen beginnen.

Was kann die App nicht? Erkennen, ob tatsächlich ein Maßkrug fotografiert wurde. Sie inspiziert auch Landschaftspanoramen oder Urlaubsschnappschüsse.

Was kostet die App? Apple-Nutzer zahlen 0,89 Euro, für Android-Nutzer sind es 0,79 Euro.

Anne Kostrzewa

Schimpfender Italiener

Quelle: iStockphoto

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Gscheid gschimpft:

Was bringt die App? Im besten Fall: Lacher. Im schlechtesten Fall: Streit. Wer sich in der bayerischen Tradition des Grantelns üben will, der bekommt Inspirationen bei "Gscheid gschimpft". Wann man Wörter wie "Dreghamme" oder "Luada" einsetzt, erschließt sich allerdings erst auf den zweiten Blick, beim Nachlesen. Dafür kann man sich die Beleidigungen aber Vorlesen lassen - und das klingt echt.

Für wen ist die App interessant? Für jeden, der für Lacher sorgen will - oder Streit.

Was kann die App nicht? Eine genaue Übersetzung fehlt - und damit auch die Übersichtlichkeit. Außerdem endet Nachplappern meistens eh in einer Blamage.

Was kostet die App? Gscheid gschimpft gibt es für 0,89 Euro - allerdings nur für Apple-Nutzer.

Ingrid Fuchs

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Quelle: Stephan Rumpf

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Tinder:

Was bringt die App? Flirts bei geringstmöglichem Aufwand. Einfach das gesuchte Geschlecht, das gewünschte Alter und den Suchradius einstellen und loswischen. Per Fingergeste arbeitet man sich durch die Bilder von Flirtwilligen. Wischt man ein Foto nach links, sortiert man eine Person aus. Nach rechts hingegen bedeutet: Könnte interessant sein. Sieht das die entsprechenden Person auch so, kann man anfangen zu chatten. Was dann passiert, hängt auf der Wiesn sicher auch davon ab, wie eloquent man noch tippen kann und ob man sich im Zelt überhaupt findet.

Für wen ist die App interessant? Für Leute, die selbst auf der Wiesn zu schüchtern für einen analogen Flirt sind. Steigt der Pegel, sinkt die Bedeutung von Tinder.

Was kann die App nicht? Den Suchradius auf die Größe eines Zeltes beschränken (das Minimum sind zwei Kilometer). Ohne einen Facebook-Account betrieben werden.

Was kostet die App? Die App gibt es kostenlos für Android- und iOS-Geräte.

Anant Agarwala

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Quelle: SZ

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WiesnProtect:

Was bringt die App? Sie ist für die unschönen Momente auf der Wiesn gedacht: Wenn einen der Tischnachbar belästigt oder man die Handtasche samt Kreditkarte und Schlüsselbund verloren hat. Die WiesnProtect-App enthält wichtige Telefonnummern von Polizei, Krankenhaus oder Schlüsseldienst. Wer sich zwischen Bierzelt, Riesenrad und Zuckerwatte verirrt, dem kann auch die Wiesn-Karte etwas Übersicht verschaffen. Und wer einfach nur nach Hause möchte, hat direkten Zugriff auf die Fahrpläne des MVV.

Für wen ist die App interessant? Die App wurde speziell für Frauen und Mädchen entwickelt, kann aber auch für männliche Wiesn-Touristen ganz hilfreich sein.

Was kann die App nicht? Komplett von sich überzeugen: Sie ist gut gemeint, ohne Frage. Zusatzfeatures wie ein Maßzähler, der ab vier Maß Alarm schlägt - mit dem freundlichen Hinweis, jetzt bitte eine "Bretzel" zu essen -, kommen aber nicht nur im schlechten Design daher, sondern sind auch nur begrenzt nützlich. Ähnlich wie das kurze Deutsch-Bayerisch-Wörterbuch oder zwölf Tipps, wie man auf der Wiesn "sicher" Spaß hat.

Was kostet die App? Die App kann kostenlos auf Android-, iOS- und Windows-Geräten installiert werden.

Sabine Cygan

Amerikaner auf dem Münchner Oktoberfest, 2006

Quelle: Stephan Rumpf

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Point it

Was bringt die App? Die Wiesnbesucher verstehen kein Wort Deutsch? Auf der Straße fragt jemand mit Händen und Füßen nach . . . ja, was denn eigentlich? Die App ist ein Bilderbuch mit zahlreichen Fotos, auf die Münchner und internationale Gäste zeigen können, wenn die Hand-Fuß-Kommunikation nichts mehr hilft: Geldwechsel, Apotheke, Toilette, Haltestelle - statt zu verzweifeln, zeigt man drauf.

Für wen ist die App interessant? Für alle, die in der Stadt von Touristen angesprochen werden, deren Sprache sie nicht verstehen - und umgekehrt Die Bilder sind so allgemein gehalten, dass sie auch bei eigenen Auslandsreisen hilfreich sein können.

Was kann die App nicht? In Buchform gibt es "Point it" auch mit speziellen Oktoberfest-Begriffen, von der Maß bis zum Lebkuchenherz. In der App sucht man diese Sparte vergeblich. Im Zelt müssen Wiesn-Touristen bei der Verständigung also weiterhin kreativ sein.

Was kostet die App? Für iOS-Nutzer kostet "Point it" stolze 2,69 Euro. Android-Nutzer zahlen 2,39 Euro.

Anne Kostrzewa

Betrunkener auf dem Münchner Oktoberfest, 2011

Quelle: Stephan Rumpf

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IntelliDrink:

Was bringt die App? Sie berechnet den Promillewert in Echtzeit und gibt per Alarm Bescheid, wenn man wieder nüchtern ist. Dazu erstellen Nutzer Profile (Alter, Größe, Gewicht, Trinkgewohnheiten) und geben an, welche Getränke sie gerade trinken und wie lange sie bis zum letzten Schluck brauchen werden. Die App erstellt dann eine Promillekurve und berechnet, wie hoch der Alkoholpegel maximal werden wird. Für Social-Media-Affine erweitert die App den Umfang an möglichen Statusmeldungen aus dem Zelt: Den Zwischenstand mit seinem aktuellem Promillewert kann man direkt bei Facebook hochladen.

Für wen ist die App interessant? Für alle, die gern genau verfolgen wollen, wie ihre Leber im Wiesnzelt schuftet und wann sie wieder durch die Polizeikontrolle kommen. "IntelliDrink" zu bedienen erfordert allerdings bereits nüchtern einiges an Konzentration. Wer die falsche Getränkegröße angibt oder die Trinkzeit falsch einschätzt, kommt schnell auf andere Blutwerte als die App voraussagt.

Was kann die App nicht? Garantieren, dass die angegebenen Werte stimmen. Im Intro wird explizit darauf hingewiesen: Die App ist Unterhaltung, gehaftet wird nicht.

Was kostet die App? Der Promillerechner IntelliDrink ist nur für iOS verfügbar und kostet 1,79 Euro.

Anne Kostrzewa

Oktoberfestbesucher am U-Bahnhof Theresienwiese in München, 2011

Quelle: Claus Schunk

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mytaxi:

Was bringt die App? Einen nach dem Wiesn-Besuch schnell nach Hause. Theoretisch. Wer über die App ein Taxi bestellt, erfährt in Echtzeit, wann und von wem er abgeholt wird - vorausgesetzt, ein Fahrer nimmt den Auftrag an. Hier wird es aber kompliziert. Denn der Fahrer muss dafür eine Provision zahlen, und während der Wiesn weiß er auch so ziemlich genau, wo er Fahrgäste findet.

Für wen ist die App interessant? Für die, die ein paar U-Bahn-Stationen weit fahren, um dort nach einem Fahrer zu suchen. Oder für die, die zum Oktoberfest wollen. Alle anderen versuchen es mit Handzeichen.

Was kann die App nicht? Garantieren, dass ein Taxi am Italiener-Wochenende um 22.30 Uhr hinter der Bavaria wartet.

Was kostet die App? Nichts. Zahlen müssen die Taxifahrer.

Thierry Backes

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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KommGutHeim

Was bringt die App? Dem netten australischen Nachbarn kommt die letzte Maß wieder hoch, die Freundin schmust mit einer neuen Bekanntschaft aus Italien. Doch man selbst will nur noch eines: nach Hause. Wer sich alleine auf den Heimweg machen muss, kann sich über GPS-Ortung von ausgewählten Personen virtuell begleiten lassen.

Für wen ist die App interessant? Für besorgte Eltern. Oder für Freunde, die die App zweckentfremden und sich auf der Wiesn wiederfinden wollen.

Was kann die App nicht? Eine reale Begleitung ersetzen. Dann doch eher die Freundin vom Schmusen abhalten und gemeinsam nach Hause gehen. Die App hilft auch nicht dabei, den Partner auszuspionieren: Der Heimgeher entscheidet immer selbst, wer ihm virtuell folgen darf.

Was kostet die App? Die App gibt es kostenlos für Android-, iOS- und Windows-Geräte.

Sabine Cygan

© SZ vom 17.9.2014
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