Wetter in Bayern:Von einem Extrem ins andere

Lindau: Sommerfreuden mit Tandem am Bodensee-Strand

An das kalte Frühjahr und das Hochwasser denkt keiner mehr. Der schöne Sommer lädt ein zum Sonnetanken, wie hier die Tandemfahrer am Bodensee.

(Foto: Johannes Simon)

Erst wochenlanger Regen, dann Schwitzen ohne Ende: Dieser Sommer wird wohl der trockenste seit zehn Jahren. Die Wirte freut's, ihre Biergärten sind voll. Die Landwirte müssen dagegen nicht nur Ernteausfälle fürchten, sondern noch ganz andere Gefahren.

Von Marian Schäfer

Für die Menschen in den Hochwassergebieten, die noch immer dabei sind, die Feuchtigkeit aus ihren Hauswänden zu kriegen, muss es wie Hohn klingen: Der diesjährige Sommer wird sehr wahrscheinlich der trockenste seit zehn Jahren. Im Durchschnitt fielen bislang gerade einmal 207 Liter Regenwasser auf einen Quadratmeter bayerischen Boden.

"Das ist deutlich zu trocken", sagt Andreas Friedrich, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Das langjährige Mittel, das sich auf die Werte der Jahre 1961 bis 1990 bezieht, liege bei 311 Litern. Damit seien erst 66 Prozent der üblichen Menge Regen gefallen, sagt der DWD-Wetterexperte und meint: "Das werden wir sehr wahrscheinlich auch nicht mehr aufholen." Vor zehn Jahren, im Rekordsommer 2003, fielen 188 Liter Regen pro Quadratmeter.

Der Sommer verspricht aber nicht nur sehr trocken, sondern auch überdurchschnittlich warm zu werden: Die sogenannte Mitteltemperatur liegt zurzeit bei 17,5 Grad und ist damit 1,6 Grad höher als das langjährige Mittel. Entsprechend viele Sonnenstunden hat es bislang gegeben: 630 zählte der DWD bis jetzt in Bayern, womit der Freistaat bereits über dem Mittelwert von 623 Stunden liegt.

Nur zwei eiskalte Wochen könnten noch etwas ändern

"Es sieht also auch nach einem deutlich zu warmen Sommer aus", sagt Andreas Friedrich. Daran etwas ändern könnten nur noch zwei eiskalte Wochen, so der Wetter-Experte. Danach aber sieht es nicht aus. Dieses Wochenende kann Bayern bestes Sommerwetter genießen, bevor eine Kaltfront die Temperaturen ab Sonntagabend oder Montag voraussichtlich etwas drücken wird. "Ab Mitte der Woche herrschen dann wieder Temperaturen von um die 25 Grad", meint Andreas Friedrich. Der Ausblick sei auf jeden Fall positiv.

Darüber freuen können sich insbesondere Hotels und Gaststätten, für die das erste Halbjahr des Jahres vor allem durch Umsatzrückgänge geprägt war. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor, der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband schätzte den Rückgang damals allerdings auf bis zu 30 Prozent. Erst hatte die Branche mit dem schlechten Wetter im Mai und Anfang Juni zu kämpfen, dann mit dem Hochwasser und den damit verbundenen Reisestornierungen.

"Die Leute scheinen jetzt das Gefühl zu haben, etwas nachholen zu müssen", meint Verbandssprecher Frank-Ulrich John zu beobachten. Vor allem Ausflugsgaststätten und Biergärten seien gut besucht. "Aber ich glaube nicht, dass wir den Rückstand aufholen", so John. Dass die Branche die Spitzenwerte von 2012 erreicht, ist eher unwahrscheinlich.

Bauern fürchten Einbußen

Die starke Hitze, die auf die extreme Nässe folgte, mag den Wirten gepasst haben - den Landwirten, die zurzeit mit der Weizenernte beschäftigt sind, sicher nicht. "Insgesamt gehen wir von einer unterdurchschnittlichen Ernte aus", sagt Matthias Kick, Getreideexperte beim Bayerischen Bauernverband.

Während beim Weizen lediglich ein leichter Rückgang von vielleicht zehn Prozent erwartet wird, rechnet der Bauernverband bei der Kartoffelernte mit katastrophalen Ergebnissen. "Bei einer Proberodung in Straubing wurde jetzt ein Ausfall von 65 Prozent gemessen. Landwirte, die ihre Felder nicht bewässern konnten, werden also sicher bis zu 50 Prozent einbüßen", prophezeit Kick.

Bei der Maisernte rechnet der Experte mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent - und das, obwohl sich die Niederschläge der letzten Zeit noch sehr gut auf die Kolbenausbildung ausgewirkt hätten.

Die Schauer der vergangenen Tage waren nicht nur für die Land-, sondern auch für die Waldwirtschaft positiv: "Das Waldbrandrisiko ist gesunken", sagt Martin Hecht vom Forst- und Landwirtschaftsministerium. Auch die Trockenheit habe abgenommen. Allerdings reichten die bisherigen Niederschläge wohl nicht aus, um das Problem mit dem Borkenkäfer einzudämmen, der bei Hitze und Trockenheit besonders gerne ausschwärmt und sich durch die Wälder frisst.

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