Wetter an Siebenschläfer:Klimatischer Schicksalstag

Siebenschläfertag

Ein Siebenschläfer guckt aus einer Baumhöhle

(Foto: dpa)

Schlechtes Wetter an Siebenschläfer? Viele Menschen blicken mit Bangen auf den Tag, der nach einer alten Bauernregel das Wetter der nächsten sieben Wochen bestimmt. Aber vielleicht hat der Bauernkalender ja nicht immer recht. Der Deutsche Wetterdienst ist jedenfalls optimistisch.

Von Hans Kratzer

Die erste Hälfte des Jahres 2013 hat uns die trübste Wetterphase seit dem Krieg beschert. Nun setzt der Sommer das Trauerspiel mit einem Gemisch aus Dauerregen, Hochwasser, Neuschnee und tropischer Hitze fort. Das Wetter schlägt gerade wilde Kapriolen, weshalb viele Menschen mit Bangen auf den Siebenschläfertag an diesem Donnerstag blicken. Immerhin ist er alten Bauernregeln zufolge ein klimatischer Schicksalstag.

So wie sich der Sommer am 27. Juni zeigt, so wird er sich sieben Wochen lang fortsetzen, heißt es. "Regnet's am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag", lautet eine dieser Wetterregeln, die in allen möglichen Variationen kursieren. Dass ihnen ein wahrer Kern zugrunde liegt, ist unstrittig, denn Bauernregeln basieren auf Erfahrungen aus Zeiten, in denen die Beobachtung des Klimas und des Erntewachstums für die Menschen überlebensnotwendig war.

Das bestätigt auch der Meteorologe Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst (Außenstelle Weihenstephan). "Bauernregeln treffen zu 60 bis 70 Prozent zu", sagt er, obwohl er den Siebenschläfertag nicht überbewerten will. Stattdessen redet er lieber von einer Siebenschläferphase, allein schon wegen der Kalenderreform im Mittelalter, die das einstige Zeitgefüge um zehn Tage verschoben hat. Aus meteorologischer Sicht wäre also nicht der 27. Juni, sondern der 7. Juli der Schicksalstag des Sommerklimas.

Überhaupt stützen die Meteorologen ihre Prognose ungern auf einen einzigen Tag. Allenfalls lassen sie gelten, dass sich das Wetter, das Ende Juni bis Anfang Juli herrscht, mit großer Wahrscheinlichkeit in den folgenden Wochen fortsetzen wird.

Auch die in der Bauernregel implizierte Dauer von sieben Wochen würde Lothar Bock nicht überbewerten. Die oft schon im frühen Mittelalter formulierten Sprüche wollen lediglich einen längeren Zeitraum benennen und ziehen Zahlen bloß des Reimes wegen heran. Die Erfahrungswerte lassen aber erkennen, dass die Siebenschläferregel dann eine hohe Trefferquote aufweist, wenn der Luftdruck um diese Zeit unter dem langjährigen Mittel liegt. "Dann bleibt das schlechte Wetter konstant", sagt Bock. Ist der Luftdruck überdurchschnittlich, dann verharrt dagegen das gute Wetter.

"Es könnte ja durchaus noch aufwärts gehen"

Allen Medien, die ihre Verzweiflung über den greisligen Sommer zurzeit in bedrückenden Überschriften zum Ausdruck bringen ("War's das schon?"), rät Bock zur Geduld. "Es könnte ja durchaus noch aufwärts gehen." Tatsächlich deutet sich gerade ein Luftdruckanstieg an, mit dessen Eintreffen sich die Siebenschläferphase doch noch zum Guten wenden und einen passablen Sommer verheißen könnte. "Ich bin da ganz optimistisch", sagt der Meteorologe.

Neben dem Wetterorakel weist der Siebenschläfertag in Bayern eine weitere Besonderheit auf. Als einzige Kirche in Deutschland ist jene im niederbayerischen Rotthof den Siebenschläfern geweiht und feiert am 27. Juni Patrozinium. Auf dem Altar dieses architektonischen Juwels ist die Legende jener sieben Brüder dargestellt, die sich in einer Berghöhle versteckt hatten, aber von Häschern lebendig eingemauert wurden. Erst 200 Jahre später wurde der Eingang wieder geöffnet.

Die Brüder sollen fröhlich erwacht sein, den Glauben an die Auferstehung bezeugt haben und dann friedlich gestorben sein. Während die Siebenschläfer aus dem Heiligenkalender längst gestrichen sind, erfreuen sie sich im Islam nach wie vor großer Anerkennung. Die einschlägige Sure wird in jedem Freitagsgebet rezitiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: